HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
geschehen. Sie sind eine Lady und ein viel zu feiner Mensch, als dass Sie sich an einen Gesetzlosen binden dürften. Ich bin gekommen, um Lebewohl zu sagen und um Sie wissen zu lassen, dass Sie mich niemals mehr wiedersehen werden.“
„Das ist ungerecht“, protestierte Bethany. „Ich kenne ja noch nicht einmal Ihren Namen.“
„Und so wird es auch bleiben.“ Er sah sie an, als wollte er sich für alle Zeiten jede Linie ihres lieblichen Gesichts einprägen.
„Ich werde Sie niemals vergessen.“
„Ich Sie auch nicht.“ Er wollte losreiten, doch Bethany hielt ihn zurück.
„Warten Sie.“ Sie trat dicht an ihn und sein Pferd heran. „Warum haben Sie all den gestohlenen Schmuck und das Gold zurückgegeben?“
„Ich konnte weder das eine noch das andere gebrauchen.“
„Aber …“ Sie überlegte einen Moment. „Aber dann verstehe ich nicht, warum Sie den Leuten überhaupt erst ihre Wertsachen abgenommen haben.“
„Vielleicht ging es mir um das reine Vergnügen, die Besitzer aus ihrer Selbstgefälligkeit aufzuschrecken.“
„Das verstehe ich nicht.“ Bethany griff nach den locker herabhängenden Zügeln.
„Manchmal bin ich nicht sicher, ob ich selbst mein Verhalten verstehe.“
„Werden Sie mich denn wenigstens noch ein letztes Mal küssen, bevor Sie für immer aus meinem Leben verschwinden?“ Bethany wusste durchaus, dass ihr Benehmen mehr als unziemlich war, doch das war ihr jetzt gleichgültig.
„Nach unserem letzten … Zusammensein wäre das sehr gefährlich und unvernünftig. Sie haben nämlich eine magische Macht über mich, Bethany.“
Sie war den Tränen nahe und berührte den Reiter an der Hand. „Wenn ich Sie nie wiedersehen darf, dann geben Sie mir doch wenigstens noch einen Kuss, den ich für immer in meiner Erinnerung bewahren kann.“
Im nächsten Moment hatte er sie zu sich in den Sattel gehoben, nahm sie in die Arme und zog sich das Tuch vom Gesicht. Aufstöhnend presste er die Lippen auf ihren Mund und küsste sie mit verzehrender Leidenschaft.
Für Bethany war es wie ein Traum. Sie fühlte sich federleicht in seinen Armen und erwiderte seine Zärtlichkeiten voller Hingabe. Sie spürte, dass er darum kämpfte, seine Gefühle unter Kontrolle zu behalten.
Seufzend legte sie ihm die Arme um den Nacken und presste sich dicht an ihn. Sie küsste ihn wie eine Verdurstende. All ihre Empfindungen legte sie in diesen Kuss, in dem sie ihre Lippen über seinen Mund gleiten ließ, ihn liebkoste, bis sie seiner drängenden Zunge nachgab.
Minutenlang gab er sich den Gefühlen hin, die Bethany in ihm weckte. Doch als die Küsse immer drängender und heißer wurden und die Leidenschaft sich wie ein Feuer in ihm auszubreiten drohte, zog er sich zurück.
Unvermittelt ließ er Bethany zu Boden gleiten. Lange schaute er sie an, bis er schließlich sein Pferd wendete und es sofort in einen wilden Galopp trieb.
Bethany sah hinter Ross und Reiter her, bis beide in einer Wolke aus hochspritzendem Wasser und Sand in der Dunkelheit verschwanden. Dann machte sie sich schweren Herzens auf den Weg zurück ins Haus. Dabei weinte sie bitterlich.
Als sie schon längst im Bett lag, war der Tränenstrom noch immer nicht versiegt. Ruhelos wälzte sich Bethany hin und her, wobei sie sich verdammte für ihre grenzenlose Dummheit, sich ausgerechnet in einen gesetzlosen Wegelagerer zu verlieben. Hatte sie denn nicht gewusst, dass eine solche Liebe ohne Erfüllung würde bleiben müssen?
Doch nun war es zu spät für Reue. Nichts konnte ungeschehen gemacht werden. Sie hätte auf Newt hören sollen. Er hatte schließlich gesagt, dass sich die Liebe manchmal leise und unbemerkt anschlich.
Nun musste Bethany mit der Gewissheit leben, dass ihr eine Liebe wie diese niemals wieder begegnen würde.
Als Bethany in den Frühstücksraum trat, schaute Mistress Coffey sie vorwurfsvoll an und stemmte die Hände in die Hüften. „So, so, du dachtest wohl, nachdem das Holz geschlagen ist, könntest du bis in die Puppen im Bett bleiben, wie?“
„Es tut mir sehr leid.“ Bethany nahm ihren Platz ein und schaute verstohlen die anderen an. „Ich wollte euch nicht warten lassen. Es ist nur … Nun, ich habe ziemlich schlecht geschlafen.“
„Habe ich mich getäuscht, oder habe ich dich tatsächlich noch einmal das Haus verlassen hören, nachdem du vom Pfarrhaus zurückgekehrt warst?“ Darcy griff nach einem Stück duftendem, ofenwarmem Brot und musterte ihre Schwester eindringlich.
„Ich …“ Zu ihrer
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