HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
leckte der Hund ihr ergeben die Hand. Dann ließ sie sich von Newton auf den Kutschbock helfen, woraufhin Newton neben ihr Platz nahm und nach den Zügeln griff.
Als die Kutsche zum Hof hinausrollte, drehte sich Bethany noch einmal um und winkte ein letztes Mal. Dann entschwand Penhollow Abbey ihren Blicken, und die Bediensteten dort kehrten an ihre Arbeit zurück.
Nur Kane blieb noch eine Weile im Hof stehen. Als sich der Staub, den die Kutsche aufgewirbelt hatte, gelegt hatte, ging er schließlich ins Haus zurück und hinauf in die Bibliothek. Sein Gesicht trug einen nachdenklichen, beinahe schwermütigen Ausdruck.
8. KAPITEL
„Es macht mir so viel Freude, Diakon Welland beim Lesen aus den Psalmen zuzuhören.“ Mistress Coffey sah Bethany scharf an, die ihr gegenüber in der Kutsche saß. „Findest du seine tiefe, volle Stimme nicht auch wundervoll?“
Bethanys Aufmerksamkeit galt den Wolken, die nur langsam am dunkler werdenden Himmel dahinzogen. Sie wäre so gerne mit Lacey am Strand entlanggeritten. Doch ihre Pläne waren durchkreuzt worden, als die Haushälterin darauf bestanden hatte, dass sie ihre Pflichten im Pfarrhaus erfülle. „Ich finde, Diakon Welland vergeudet seine Talente hier in Land’s End.“
„Wie kannst du nur so etwas sagen, Bethany.“ Mistress Coffey war zutiefst empört.
„Das ist ganz einfach. Vikar Goodwin hält doch die meisten der Sonntagsgottesdienste. Er nimmt alle Trauungen vor. Tauft sämtliche Neugeborenen. Und hier und da darf Diakon Welland mal predigen oder ein Schiff segnen. Dabei gibt es viele bitterarme Dörfer, deren Kapellen vom Einsturz bedroht sind und deren Gemeinden ohne kirchlichen Beistand sind, nur weil sie keinen Vikar haben.“
„Das glaube ich nicht“, erwiderte Mistress Coffey. „Wenn es so einen Ort hier in Cornwall gäbe, wäre Thatcher Goodwin zweifellos mit Freuden bereit, einen Teil der Aufgaben an den jungen Diakon abzugeben. Er sagt doch so oft, dass wir alle Teil von Gottes großer Familie sind.“
„Ach ja, sagt er das?“ Bethany lächelte, denn in ihr begann sich eine Idee zu formen. Eigentlich war alles ganz einfach, und so beugte sie sich ein wenig vor und drückte der älteren Frau die Hand. „O Mistress Coffey, Sie haben mich soeben auf einen ausgezeichneten Gedanken gebracht. Vielen Dank.“
„Ja, habe ich das? Gern geschehen.“ Die Haushälterin lehnte sich zurück und überlegte angestrengt, womit sie Bethany wohl eine so große Freude gemacht haben könnte.
Als sie zu Hause in Mary Castle ankamen, zog sich Bethany unter einem Vorwand sogleich zurück. Mehr als alles andere wünschte sie sich, mit Lacey noch eine Weile am Strand reiten zu können, bevor sie zu Bett ging.
Doch der Himmel war sehr dunkel geworden, was auf einen baldigen Sturm schließen ließ. Also schlüpfte Bethany in ihr Nachtgewand und griff dann nach einer Bürste, um sich das lange Haar gründlich zu bürsten. Gleichzeitig bewegte sie sich zum Fenster und schaute sehnsüchtig hinaus zum Strand.
Plötzlich meinte sie, ihr Herz würde stehen bleiben. Sie glaubte, für einen kurzen Moment einen Reiter gesehen zu haben. Dann schob sich eine dichte Wolkenwand vor den Mond, und Bethany spähte gespannt in die Dunkelheit.
Als die Wolken auseinanderrissen, sah sie ihn! Eine Gestalt, ganz in Schwarz, die auf einem schwarzen Hengst saß.
Ohne sich Rechenschaft über ihr Tun abzulegen, ließ Bethany die Haarbürste fallen und eilte aus der Kammer. Sie stürmte die Treppe hinunter und nach draußen.
Er saß vollkommen reglos und beobachtete, wie Bethany näher kam. Wie ein Engel kam sie ihm vor in ihrem weißen Hemd, das ihr um die Füße flatterte, und den Haaren, die wie ein rötlicher Schein ihr Gesicht umrahmten.
„Wie lange sind Sie denn schon hier?“ Ihre Stimme klang tief und atemlos.
„Seit Stunden. Ich hatte gehofft, wir könnten ein letztes Mal zusammen reiten, Bethany.“
„Ein letztes Mal?“
„Ja, ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich Cornwall verlassen muss.“
„Weil das Gesetz Ihnen dicht auf den Fersen ist?“ Bethany trat näher.
Lächelnd entgegnete er: „Ja, das dürfte Grund genug sein.“
„Gibt es noch andere Gründe?“
„Ich merke, dass ich viel zu oft an Sie denke, Bethany. Und das ist der wichtigste Grund von allen. Denn für uns gibt es keine gemeinsame Zukunft.“
„Sie könnten doch Ihren Lebenswandel ändern. Sie könnten …“ Hilflos verstummte Bethany, als er eine Hand hob.
„Das wird nie
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