HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
nicht zweimal sagen. Sie hielten das Tempo, das Kane vorgab, mit, indem sie rechts und links von ihm blieben. Immer wieder stießen sie Rufe der Bewunderung aus über die zauberhafte Landschaft, die sie durchquerten.
Als sie den Kamm eines Hügels erreichten, sahen sie eine Ricke und ihr Kitz friedlich grasen. Beim Auftauchen der Menschen flüchteten sie in langen, anmutigen Sprüngen über die Wiese und verschwanden im Schutz des Waldes.
„Auf meinen nächtlichen Ausritten habe ich die beiden schon mehrfach beobachtet“, erzählte Kane. „Ich war dabei, als das Kitz gerade seine ersten unsicheren Schritte versuchte. Und nun, nur wenige Wochen später, kann es rennen und springen.“
„Reitest du jede Nacht aus?“
„Fast jede Nacht. Nur so bekomme ich nach den vielen Stunden über den Büchern und den unzähligen Zahlenreihen wieder einen freien Kopf.“
„Gehen Sie auch auf die Jagd, Mylord?“, wollte Darcy wissen, und Kane nickte.
„Ja, jedes Jahr, wenn die Ernte eingebracht war, lud mein Vater unsere Bauern, die alle als eigenständige Pächter arbeiten, zu einer großen Jagd ein. Sowie ich alt genug war, auf einem Pferd zu sitzen, durfte ich dabei sein.“
„Ihr Vater war sehr freundlich, denke ich.“
„Nicht nur freundlich, sondern auch klug. Die Jagd hilft, die Anzahl der Wildtiere begrenzt zu halten, außerdem werden die Vorratskammern für den Winter gefüllt. Ich freue mich darauf, diese Tradition fortzusetzen. Midnight teilt meine Leidenschaft, und sobald er eine Fährte aufgenommen hat, ist er nicht mehr zu halten.“
„Er ist also ein Jäger?“, fragte Bethany.
„Ja, aber ich glaube, männliche Wesen sind immer Jäger, egal, welcher Gattung sie angehören.“ Er schaute sie bei diesen Worten so bedeutungsvoll an, dass Bethanys Kehle plötzlich wie ausgetrocknet war und sich ihr Pulsschlag beschleunigte. Sie fühlte sich unbehaglich unter dem eindringlichen Blick aus dunklen Augen und trieb ihr Pferd zu schnellerem Tempo an.
Es war herrlich, im Sattel zu sitzen und über Wiesen und Felder zu preschen. Nur Segeln an Bord der Undaunted war noch schöner. Oh, wie sie das Gefühl der Freiheit vermisste, das sie stets auf hoher See empfand.
Bethany warf einen Blick zurück und sah, dass Darcy und Kane ihr in kurzem Abstand folgten. „Lasst uns ein Rennen veranstalten“, rief sie.
„Wie weit?“
„Bis an den Rand des Waldes.“
Kane und Darcy nickten zum Zeichen ihres Einverständnisses, und Bethany stieß ihrer Stute die Fersen in die Flanken. Das Tier reagierte sofort und fiel in einen rasend schnellen Galopp, dicht gefolgt von den anderen beiden Pferden und deren Reitern.
Bethany sah eine kleine Anhöhe vor sich und ahnte, dass der Sieg zum Greifen nahe war. Nur noch über diesen Hügel und auf der anderen Seite hinab, dann würde sie den Waldesrand schon vor sich haben.
Sie trieb die Rotbraune noch ein bisschen mehr an und hatte das Gefühl, als flöge sie auf dem Rücken des Tieres nur so dahin.
Und dann schien sich die Erde unter ihr aufzutun. Die Stute stolperte und stürzte zu Boden. Bethany flog in hohem Bogen aus dem Sattel und landete auf hartem Boden. Für einen Moment blieb sie völlig reglos liegen und rang um Atem. Neben ihr lag das Pferd und versuchte vergeblich, wieder auf die Beine zu kommen.
„Bethany, um Himmels willen.“ Kane nahm nur wahr, dass sie so still dalag, und spürte, wie sich eine eiskalte Faust um sein Herz zu legen schien. Er sprang von seinem Pferd ab, noch bevor es ganz zum Stehen gekommen war, und kniete sich neben Bethany auf die Erde.
„Ich … ich lebe noch.“
Er stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, nahm sie in die Arme und presste die Lippen auf Bethanys Schläfe. Dann hob er sie, wobei er sich mit aller Kraft mit den Hacken in den Boden stemmte, auf die Arme und erhob sich. Ein Stückchen weiter legte er sie behutsam im weichen Gras nieder.
„O Bethany!“ Darcy griff nach den Händen ihrer Schwester. Ihr Gesicht war vor Schreck wie verzerrt. „Ich habe mich so furchtbar erschrocken, als ich dich plötzlich durch die Luft fliegen sah. Hast du die Grube nicht gesehen?“
„Nein, sie lag unter Zweigen und Unkraut verborgen“, entgegnete Bethany schwach. „Es blieb keine Zeit mehr, um auszuweichen.“
Kane legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. „Pscht, Bethany. Sei ganz ruhig, und beweg dich nicht. Ich muss feststellen, ob irgendwelche Knochen gebrochen sind.“
Mit einer Sanftheit, die sie bei ihm
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