HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
waren.
In der Küche hatte Huntley mittlerweile die verschiedenen Päckchen und Pakete in eine Ecke gelegt.
„Das sind Geschenke von meiner Familie“, erklärte Bethany schnell, setzte sich an den großen Tisch und nahm ein kleines Kind, das zu ihren Füßen krabbelte, auf den Schoß. „Brotpudding für alle und noch ein paar Sachen für die Kinder. Das Fasanenfleisch und der frische Lachs sind von Seiner Lordschaft gespendet worden.“
Jenna Pike konnte es kaum fassen, was da in ihrer Küche geschah. Mit glänzenden Augen sah sie zu, wie die Kinder ein Päckchen nach dem anderen öffneten und beim Anblick der Spielsachen in Begeisterungsschreie ausbrachen.
„Ist heute Weihnachten?“, wollte der kleine Noah wissen. Er hielt ein Holzschiffchen in den Händen.
„Nein, mein Junge.“ Jenna ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. „Es ist noch viel besser und schöner.“
Während sich die Kinder mit ihren neuen Spielsachen beschäftigten, tranken die Erwachsenen Tee und aßen ofenwarmes Brot. Es herrschte eine heitere, gelöste Stimmung, und selbst Huntley machte einen entspannten Eindruck. Storm, der Hund, lag mitten im Raum, ließ sich mit Krümeln füttern und wedelte zufrieden mit dem Schwanz.
Jenna ging um den Tisch herum und füllte die Tassen mit Tee auf. Neben Kane blieb sie stehen. „Beinahe hätte ich vergessen, Mylord, Ihnen zu erzählen, dass mehr als ein halbes Dutzend Leute hier waren, um ihre Wertsachen, die der Lord der Nacht hier deponiert hatte, abzuholen. Sie waren alle sehr dankbar, und ein Gentleman, ein Lord Farley aus Craigshead, gab mir sogar eine Handvoll Goldstücke.“
„Das war nobel von ihm“, entgegnete Kane.
„Ja, ich fing fast an zu weinen“, erzählte Miss Pike weiter, „denn nun kann ich allen Kindern Schuhe und Mäntel für den Winter kaufen. Keiner muss diesmal frieren.“
„Wie gut, das zu hören.“ Kane lächelte freundlich.
Noah zupfte an Bethanys Rock und flüsterte: „Schade, dass der Gentleman nicht ein paar Tage früher gekommen ist. Miss Pike wusste nicht, wovon sie Wintersachen für uns alle kaufen sollte. Und da hat sie ihre geliebte Harfe verkauft. Ich weiß, dass sie sehr traurig dabei war. Sie kann spielen wie ein Engel.“
Es kam Bethany so vor, als ob Noah, das älteste Kind hier im Pfarrhaus, Miss Pike gegenüber eine besondere Beschützerrolle eingenommen habe. „Wie traurig. Hat sie geweint?“
„Nein, unsere Miss Pike doch nicht. Aber manchmal, wenn sie glaubt, keiner sieht es, dann sehe ich eine große Traurigkeit in ihren Augen, und sie schaut dann in die Ecke, wo die Harfe immer stand.“
Bethany wandte ihre Aufmerksamkeit Kane und der jungen Frau zu. Diese erzählte soeben von einem weiteren Besucher. „Ihr Vetter Oswald Preston war hier, diesmal allerdings allein.“ Jenna Pike grauste es bei der Erinnerung an Oswald Preston. Er hatte ihr größtes Unbehagen eingeflößt. „Er bot an, den Rest des Goldes und der Juwelen den Eigentümern selbst nach Hause zu bringen, um ihnen die beschwerliche Fahrt nach Mead zu ersparen.“
„Und was haben Sie darauf geantwortet?“, fragte Kane gespannt.
„Ich dankte ihm für sein freundliches Angebot und erklärte ihm, dass sämtliche Wertsachen inzwischen bereits von ihren rechtmäßigen Eigentümern abgeholt worden seien.“
Kane entspannte sich sichtlich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Ach, da fällt mir ein“, sagte Bethany, „Edwina Cannon war kürzlich bei uns, um uns zu erzählen, dass Oswald Preston um ihre Hand angehalten habe. Bei all der Aufregung habe ich ganz vergessen, davon zu erzählen.“
Kane rang um Fassung. Die Mitteilung hatte ihn zutiefst getroffen. „Hat sie seinen Antrag angenommen?“ Mit aller Macht nahm er sich zusammen, um ruhig zu bleiben.
Miss Mellon nickte. „Selbstverständlich. Wer Edwina kennt, für den stellt sich so eine Frage nicht. Damit will ich nicht andeuten, sie sei ein lockeres Frauenzimmer oder berechnend. Aber sie lässt sich von den Schmeicheleien eines Mannes, genauer gesagt, jedes Mannes, sehr leicht blenden. Bestimmt weiß jeder in Cornwall von dieser neuesten Entwicklung.“
Kane hüllte sich daraufhin in Schweigen und trank nachdenklich seinen Tee. Kurz darauf schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ich fürchte, wir müssen allmählich die Heimfahrt antreten“, verkündete er.
„Kommen Sie bald wieder“, bat Noah.
Im Hinausgehen umarmte Bethany ihn liebevoll. „Ganz bestimmt, Noah“, versprach sie.
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