HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
„Wenn möglich, sogar recht oft.“
Auf dem kurzen Weg zur Kutsche erklärte Jenna Pike: „Wie können wir Ihnen nur jemals danken für all das Gute, das Sie für uns getan haben, Miss Lambert?“
„Sie brauchen mir nicht zu danken, Miss Pike“, erwiderte Bethany. „Wenn ich sehe, was Sie alles für diese Kinder tun, dann haben Sie dafür meine Bewunderung und meinen aufrichtigen Dank für Ihre Selbstlosigkeit.“ Spontan umarmte sie die junge Frau, bevor sie in die Kutsche stieg und sich auf den Platz neben Miss Mellon setzte.
„Du hattest recht, Bethany, Miss Pike ist eine außergewöhnlich bezaubernde junge Dame. Ich glaube, ich habe noch niemals einen so großzügigen, liebevollen Menschen getroffen.“
„Ich wusste, dass du sie ins Herz schließen würdest“, meinte Bethany zufrieden. „Und jetzt müssen wir überlegen, wie wir ihr und den Kindern weiterhin helfen können. Sie braucht mehr fleißige Hände, vielleicht einige der Frauen im Dorf, die ihr beim Stopfen und Flicken helfen. Und jemand müsste ab und zu das Kochen übernehmen, damit sie nicht ständig in der Küche stehen muss. Und vielleicht finden sich ja sogar ein paar kräftige Männer, die ihr bei der Gartenarbeit behilflich sind. So viel Arbeit für eine einzige Person. Trotzdem kommt nicht ein Laut der Klage über ihre Lippen.“
Winifred Mellon nickte heftig. „Hier und da ein Paar zusätzlicher Arme, um ein weinendes oder krankes Kind zu trösten, kann für eine ungestörte Nachtruhe sorgen. Ich bewundere diese Frau sehr. Ich weiß noch, wie viel Kraft ich aufwenden musste, um dich und deine Schwester zu betreuen. Wie schafft Miss Pike es nur, allen gerecht zu werden?“
„Mit größtem Einsatz und häufigem Verzicht“, erklärte Bethany. „Der kleine Noah hat mir erzählt, dass sie sogar ihre Harfe verkauft hat, um für alle Kinder warme Kleider und Schuhe kaufen zu können.“
Bethany warf einen verstohlenen Blick auf Kane. Dieser schien von der Unterhaltung der beiden Frauen nichts bemerkt oder gehört zu haben. Tief in Grübeleien versunken, saß er in seiner Ecke und schaute durchs Fenster, ohne irgendetwas draußen wahrzunehmen. Nach dem Ausdruck in seinem Gesicht zu urteilen, hegte er keine sehr erfreulichen Gedanken.
Wieder einmal musste Bethany sich eingestehen, dass der Earl of Alsmeeth ihr viele Rätsel aufgab. Eigentlich kannte sie ihn kaum. Er konnte so galant und freundlich sein. Dann wieder spürte sie, dass es eine dunkle Seite an ihm gab, die sie verwirrte und manchmal sogar ängstigte.
10. KAPITEL
„War es nicht sehr lieb von dem Lord, deine Schwester für heute mit einzuladen?“ Miss Mellon hatte sich schnell an die tägliche Fahrt nach Penhollow Abbey in der prunkvollen Kutsche mit dem Zeichen derer von Alsmeeth gewohnt.
Kane hatte in den vergangenen Wochen Wort gehalten und jegliches Alleinsein mit Bethany strikt vermieden. Ob in der Bibliothek oder bei Spaziergängen im Garten, stets war irgendjemand von der Dienerschaft oder Bethanys Familie in der Nähe. Die Mahlzeiten in Penhollow Abbey verliefen ausgesprochen familiär. Sowohl die Haushälterin als auch Newton kamen oft gegen Nachmittag, wenn Newton sein Tagewerk an der Undaunted beendet hatte.
Bethany warf Darcy einen liebevollen Blick zu. Beide Schwestern trugen Reitkleidung. „Ja, ich freue mich über deine Gesellschaft.“
Die Jüngere konnte ihre Aufregung kaum zügeln. „Es war wirklich nett von dem Earl, uns seine Pferde zur Verfügung zu stellen. Er hat gesagt, ich könnte jedes Pferd aus seinem Stall reiten, außer seinem Hengst.“
Bethany zog die Nase kraus. „Ich würde am liebsten Lacey reiten, aber Kane wollte nicht, dass ich die weite Strecke allein zurücklege.“
„Und das ist gut so“, erklärte Miss Mellon nachdrücklich. „Er hat ein gewisses Verantwortungsgefühl für dich, und man weiß nicht, was zwischen Mary Castle und Penhollow Abbey alles passieren könnte.“
Bethany spürte einen leisen Zorn in sich aufsteigen. „Ich bin über gefährliche Gewässer gesegelt und habe erfolgreich gegen blutrünstige Piraten gekämpft. Wieso stellst du dich auf Kanes Seite?“
„Ich stelle mich auf niemandes Seite“, widersprach Winifred energisch. „Ich stimme ihm nur zu, dass es klüger ist, in der Kutsche zu fahren, als allein durch einsame Gegenden zu reiten.“
„Na ja“, Bethany zuckte betont gleichmütig die Schultern, „ich muss ehrlich zugeben, dass ich in Kanes Stallungen eine große kastanienbraune
Weitere Kostenlose Bücher