HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Stute gesehen habe, die ich gern einmal bewegen würde. Und ich will schon lange über die Hügel und Grünflächen von Penhollow Abbey reiten. Es gibt doch keine schönere Beschäftigung an so einem wunderbaren Tag, ausgenommen natürlich, ihn an Bord eines Schiffes zu verbringen.“
„Ja, und es dauert auch nicht mehr lange, bis wir wieder die Planken unter den Füßen spüren“, pflichtete Darcy ihr bei. „Newt sagt, die Ausbesserungsarbeiten sind fast beendet.“
„Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder an Bord zu gehen.“ Bethany strich sich eine Haarlocke hinters Ohr. „Allerdings meine ich, wir sollten Kane warnen vor dem, was auf ihn zukommt.“
„Du weißt, was Großvater sagt. Die Zeit ist noch nicht reif dafür.“
„Und wann wird sie es sein? Er verbringt fast seine gesamte Zeit in der Bibliothek und brütet über seinen endlosen Zahlenreihen.“
Mistress Mellon schnalzte unwillig mit der Zunge. „Immerhin verbringt er doch auch sehr viel Zeit mit uns“, erinnerte sie Bethany.
Diese hatte widersprüchliche Gefühle gegenüber Kane Preston. Seine Werbung um sie war mehr als seltsam. Er schien warmherzig und mitfühlend zu sein. Dann wieder gab es Momente, in denen er eine unsichtbare Schranke zwischen sich und Bethany aufbaute und ihr unendlich fern schien.
Er hatte sich mittlerweile das Vertrauen ihrer gesamten Familie erworben, sie selbst jedoch konnte sich des Gefühls nicht erwehren, ihn noch nicht besser zu kennen als an dem ersten Tag ihrer Bekanntschaft. Er war ein Fremder für sie, ein gut aussehender, wohlhabender und zeitweilig in sich zurückgezogener Fremder, der sie nur selten berührte und niemals küsste.
Zu ihrer Überraschung erwartete Kane sie diesmal nicht in der Bibliothek, sondern bei den Stallungen. Vielleicht konnte er sich für diesen Tag von der eintönigen Schreibtischarbeit einmal lösen.
Wie immer, wenn sie ihn in der Frühe erblickte, spürte sie auch jetzt eine eigenartige Unruhe tief im Innern. Kane trug heute schwarze Reithosen, die in hohen Stiefeln steckten, dazu ein langärmeliges Hemd aus weißem Batist. Als er Bethany und ihre Begleiterinnen entdeckte, nahm sein Gesicht einen freudigen Ausdruck an.
„Guten Morgen, Bethany, Darcy, Miss Mellon.“ Er eilte an ihre Seite.
„Kane.“ Sie sah, wie seine Augen aufleuchteten, als sie seinen Namen aussprach. Er kam ihr mittlerweile leicht über die Lippen. Auch das vertrauliche Du bereitete ihr keine Schwierigkeiten mehr. „Bedeutet dein Hiersein etwa, dass du heute mit uns ausreiten wirst?“
„Ja, ich habe gestern noch bis tief in die Nacht über den Büchern gesessen und kann euch deshalb auf dem Ausritt Gesellschaft leisten.“ Er schaute Miss Mellon an. „Werden Sie uns ebenfalls begleiten?“
„Nein, Mylord. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern ein wenig spazieren gehen und später mit Mistress Dove und den anderen gemeinsam Tee trinken.“
„Die Bediensteten werden sich darum kümmern, dass alles zu Ihrem Wohlbefinden getan wird“, versicherte er und wandte sich dann wieder Bethany zu. „Ich habe die Rotbraune für dich satteln lassen. Komm, ich helfe dir beim Aufsitzen.“
Bethany lächelte glücklich. Sie war so froh, dass er ihr den Wunsch, die Stute zu reiten, erfüllte, ohne dass sie ausdrücklich darum hatte bitten müssen. Als er jetzt mit einer Hand ihren Ellbogen berührte, um ihr in den Sattel zu helfen, überkam sie wieder das nun schon vertraute Herzklopfen. Wieso reagierte sie stets so heftig auf die geringste Berührung, und woher kam die unbändige Freude bei der Aussicht, einen ganzen Tag mit ihm zu verbringen?
Sie sah zu, wie Kane sich auf einen dunkelbraunen Wallach schwang. „Wo ist denn dein Hengst?“, wollte sie wissen.
„Er lahmt ein wenig, und Richmond kümmert sich in der Box um ihn.“
„Bisher habe ich dieses Pferd noch nie gesehen. Wann immer ich in den Stall komme, ist er entweder gerade auf irgendeiner Koppel oder Weide, oder er wird wegen einer Erkrankung mit Decken abgerieben oder muss aus irgendeinem anderen Grund in seiner Box bleiben. Ist er krankheitsanfällig?“
„Ganz im Gegenteil. Ich würde Midnight vielmehr als äußerst widerstandsfähig und gesund beschreiben.“ Kane schlug einen grasbewachsenen Weg ein und drehte sich im Sattel nach Bethany und Darcy um. Er wollte sich vergewissern, dass sie ihm folgten. „Mir nach. Es wird Zeit, dass ihr noch mehr von Penhollow Abbey zu sehen bekommt.“
Die Schwestern ließen sich das
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