HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
hätte mitkommen sollen“, klagte sie.
„Aber warum denn, um alles in der Welt, Winnie? Du reitest doch gar nicht. Glaubst du, du hättest meinen Sturz verhindern können?“
„Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass dein Großvater dich mir anvertraut hat. Ich bin für deine Sicherheit verantwortlich, und ich habe versagt.“ Winnie stand kurz vor einem Tränenausbruch.
„Das ist Unsinn“, erklärte Bethany entschlossen. „Ich bin für mich selbst verantwortlich. Deine Anwesenheit hätte auf das Ereignis keinerlei Einfluss gehabt. Verstehst du, Winnie, du hättest überhaupt nichts tun können.“
Die alte Frau war noch nicht restlos überzeugt, ließ sich aber aufatmend auf einen Stuhl sinken. Dankbar nahm sie von Huntley, der soeben mit einem Auftragebrett mit gefüllten Bechern hereinkam, ein Ale entgegen.
Kane trank seinen Becher auf einen Zug leer und hielt ihn dann Huntley hin, der schweigend nachgoss. Kane beruhigte sich allmählich und trank nun in kleineren Schlucken.
Auch Mistress Dove kam jetzt in den Salon, um Opiate zu bringen. Erleichtert sah sie, dass Bethany einen recht munteren Eindruck machte. „Sie haben also keine Schmerzen, Miss Lambert?“
„Nein, Mistress Dove. Aber ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Fürsorge.“
Kanes Haushälterin nestelte an ihrer Schürze und zog eine Papierrolle aus einer der tiefen Taschen. „Mylord“, wandte sie sich an Kane, „in der Aufregung hätte ich beinahe vergessen, dass ich eine Nachricht der Familie Lambert für Sie in Empfang genommen habe.“ Sie überreichte ihm die Rolle und ging nach einem Knicks hinaus.
Kane entrollte das Schriftstück, überflog die wenigen Zeilen und schaute dann lächelnd in die Runde. „Diese Neuigkeit wird dir helfen, auch die letzte Erinnerung an den unangenehmen Sturz auszulöschen“, sprach er Bethany an. „Newton teilt mir mit, dass die Instandsetzungsarbeiten an der Undaunted beendet sind und sie gerade jetzt gesegelt wird, um festzustellen, ob sie wieder vollständig seetauglich ist. Ich bin eingeladen, morgen an Bord zu kommen und mit auf eine kurze Reise zu gehen.“
Kane war so froh über die Nachricht, dass ihm Bethanys sorgenvolle Miene entging. „Huntley“, wies er den Butler an, „lass meine Kutsche vorfahren. Unsere Gäste möchten bestimmt früh nach Hause zurückkehren, damit sie sich vor dem morgigen Abenteuer noch gründlich ausruhen können.“
Bethany schluckte mehrmals. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. „Vielleicht könnten wir beide, bevor ich heimfahre, noch kurz unter vier Augen miteinander sprechen?“, bat sie.
Kane setzte zu einer Antwort an, wurde jedoch von Mistress Dove abgelenkt, die auf der Türschwelle stand. „Mylord, Ihr Vetter ist soeben eingetroffen und bittet um eine Unterredung.“
„Ich werde ihn in der Bibliothek erwarten.“ Obwohl sein Gesichtsausdruck unverändert war, spürte Bethany, dass er sich innerlich versteift hatte. Er hob ihre Hand an die Lippen. „Verzeih mir“, bat er, „wir werden das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt führen. Darauf gebe ich dir mein Wort. Doch jetzt wird Huntley euch nach Mary Castle bringen, und ich werde morgen bei Sonnenaufgang am Strand sein. Bis dann also, Bethany, ich kann es kaum erwarten, mit dir gemeinsam an Bord der Undaunted zu gehen.“
Nachdenklich sah sie hinter ihm her. Ihr fiel ein, wie unbekümmert er ihr erstes Geständnis, nämlich jenes über den Lord der Nacht, aufgenommen hatte. Ob er gleichermaßen gelassen bleiben würde, wenn er erfuhr, dass sie und ihre Familie Freibeuter im Namen des Königs waren?
Vielleicht konnte jedoch ein Mann in seiner Stellung eine solche Verbindung unmöglich billigen. Wenn das der Fall war, wäre das wohl die kürzeste Zeitspanne für eine Werbung in der Geschichte Cornwalls gewesen.
Bethany verstand nicht, warum diese Vorstellung sie plötzlich so beunruhigte. Sie hatte doch von Anfang an gewusst, dass sie und der Earl of Alsmeeth überhaupt nicht zueinander passten.
Aber sie war, obwohl es ihm schwerfiel, Gefühle zu äußern, davon überzeugt, dass sie ihm viel bedeutete. Sein Verhalten nach ihrem Sturz und die umsichtige, gleichzeitig behutsame Art, in der er sie auf Verletzungen untersucht hatte, waren ein deutlicher Beweis dafür, dass sie ihm sehr wichtig geworden war.
Am meisten wunderte sich Bethany allerdings darüber, dass Kane ihr täglich mehr bedeutete. Wann hatte es nur angefangen, dass sie sich auf seine Gesellschaft freute und dann
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