HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Herren aus London die Spuren an ihrem Hals sehen konnten. Alle drei stießen Laute des Erschreckens aus.
Bethany zögerte kaum merklich, bevor sie mit ihrer Schilderung fortfuhr: „Man hat mir erzählt, dass es noch andere Leute gibt, die in der vergangenen Nacht von diesem Unhold überfallen und ausgeraubt worden sind.“
„Ja, über nichts anderes wird mehr geredet. Einer der Ausgeraubten wurde angeschossen. Er kann von Glück sagen, dass er überhaupt noch lebt.“
„Hat jemand den Verbrecher erkannt?“
Die drei Männer schauten einander an und schüttelten die Köpfe. „Nein, können Sie ihn wiedererkennen?“
„Das kann ich allerdings.“ Bethany zeigte mit einem Finger auf Oswald und trat dann hastig einen Schritt zurück, als wäre sie erneut von Todesangst erfüllt. „Das da ist er. Er war ganz in Schwarz gekleidet und ritt einen schwarzen Hengst. Er stellte sich selbst als Lord der Nacht vor. Dieses Gesicht würde ich überall und immer wiedererkennen.“
„Bethany …“ Kane setzte zu einem Protest an, doch der Wortführer der Männer hob die Hand, um ihn am Reden zu hindern.
„Vergeben Sie mir, Mylord, aber diese Angelegenheit ist von allergrößter Wichtigkeit.“ Der Mann ging zur Tür und rief dem Schankwirt von dort aus zu: „Bringen Sie die Männer herein, die ausgeraubt worden sind.“
Kurz darauf standen diese drei vor den Gesandten des Bürgermeisters, und der Mann, der auch zuvor schon die Befragung durchgeführt hatte, deutete auf Oswald. „Ist dieses der Mann, der Sie ausgeraubt und einen von Ihnen angeschossen hat?“
Die Männer gingen um Oswald herum, betrachteten ihn aufmerksam, sahen ihm lange ins Gesicht. Dann nickten sie in wortlosem Einverständnis und begannen, laute Rufe der Empörung und sogar einige Flüche auszustoßen.
„Ja, das ist er. Diese Augen erkenne ich überall auf der Welt wieder.“
„Grausam war er. Und er hatte ein schrilles, hohes Lachen, bei dem mir unheimlich zumute wurde.“
„Ein gefährlicher Mann. Hat mit seiner Pistole auf mich gezielt und einfach abgedrückt. Es kümmerte ihn überhaupt nicht, ob er mich womöglich getötet hätte. Dann wäre meine Frau jetzt Witwe, meine Kinder wären Waisen.“
„Sie sind also ohne jeden Zweifel sicher, dass dies der Mann ist, der Ihnen so übel mitgespielt hat?“
Wieder nickten die drei Befragten nachdrücklich.
„Vielen Dank, meine Herren. Ich werde mir jetzt für meinen Bericht an den Bürgermeister von London Ihre Namen notieren.“ Und an Oswald gerichtet, der bislang noch kein einziges Wort geäußert hatte, fuhr der Wortführer der Londoner Polizisten fort: „Ich bezweifle, dass Sie für die Diebstähle lange im Fleet-Gefängnis sitzen werden. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Mordanklage Sie um Ihren Kopf bringen wird. Sie werden mit Sicherheit hängen.“
Nun wandte er sich an Kane. „So, Mylord. Gibt es nun irgendetwas, das Sie gestehen wollen?“
Kane warf Bethany einen Blick zu, bevor er sich langsam erhob. Ehe er jedoch auch nur ein Wort sagen konnte, sah er sich gezwungen, Halt suchend die Tischkante zu umklammern, denn plötzlich schien sich der ganze Raum um ihn zu drehen. Beinahe wäre er zu Boden gestürzt, doch Bethany war bereits an seiner Seite und stützte ihn.
Außer sich vor Sorge, rief sie dem Wirt der Gaststätte zu: „Schnell, Seine Lordschaft braucht unbedingt ein Bett. Und zwar sofort.“
„Sehr wohl, Miss.“ Der Mann wies Bethany den Weg zu den Gästezimmern, und zwei der Herren aus London boten ihre Hilfe an. Mit vereinten Kräften gelang es, Kane in das obere Stockwerk, dort in einen der kleinen Räume zu bringen und ihm ins Bett zu helfen.
Nachdem sie sich verabschiedet und den Raum verlassen hatten, zog Bethany sich einen Stuhl an das Bett, setzte sich darauf und beobachtete das gleichmäßige Heben und Senken von Kanes breiter Brust. Niemals zuvor schien es für sie einen wunderbareren Anblick gegeben zu haben.
17. KAPITEL
Kane quälte sich in einem fürchterlichen Albtraum. In diesem befand er sich wieder in der winzigen Zelle und ging ruhelos darin hin und her. Die Luft stank erbärmlich nach Tod und Fäulnis. Wände und Böden waren schmierig von Blut und menschlichen Ausscheidungen. Tagsüber brüllten und fluchten die Gefangenen. Bei Nacht stöhnten und jammerten sie, weinten und bäumten sich auf gegen die Unmenschlichkeit dieses Höllenlochs, das Fleet-Gefängnis genannt wurde.
Kane versuchte zu atmen, rang verzweifelt darum, ein
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