HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
vertieft. Was auch immer Kane zu sagen hatte, es musste ernst sein.
Plötzlich hatte sie weiche Knie, und ihr Herz klopfte ungestüm. Kane war ein Mann, der erst bei ihrem Großvater um ihre Hand anhalten würde, bevor er ihr einen Antrag machte. Pflicht und Ehre waren für ihn keine leeren Worte, sondern tief empfundene Werte, die sein Wesen bestimmten.
Bethany war keine geduldige Frau. Dieses eine Mal jedoch würde sie ihre Zunge im Zaum halten und warten, bis Kane sich ihr näherte. Und dann wollte sie ihm alles sagen, was ihr Herz bewegte.
Aber dazu kam es vorläufig nicht. Kane und Bethany hatten keine Gelegenheit, ungestört miteinander zu sprechen. Die Rückreise der Undaunted verlief zwar ohne weitere Zwischenfälle, doch an Land brach eine hektische Betriebsamkeit aus.
Newton lud den Gefangenen in den Einspänner, kletterte auf den Kutschersitz und griff nach den Zügeln. Kane zog sich mit äußerster Anstrengung in den Sattel seines Hengstes.
„Ich reite neben dem Wagen her, Newt“, erklärte er. „Die Soldaten des Bürgermeisters von London halten sich in der Schänke in Land’s End auf. Sie freuen sich bestimmt, dass ihre Suche endlich zum Abschluss gekommen ist und sie den gesuchten Verbrecher nach London bringen können.“
Bethany zerrte an den Zügeln. „Geh nicht, Kane. Du bist geschwächt durch deine schweren Verletzungen und den Blutverlust. Du musst dich ausruhen.“
Er hielt ihre Hand fest. „Ich muss die Sache jetzt auch bis zum Ende bringen. Verstehst du das nicht?“
„Doch, ich verstehe, dass du nicht länger darauf warten willst, deinen Namen von aller Schuld und allen Vorwürfen reinzuwaschen. Aber ich … ich mache mir Sorgen um dich.“
„Nein, das will ich nicht!“ Ein Lächeln milderte die Schärfe seines Tons. „Mir wird nichts geschehen.“
„Kommst du denn heute Nacht noch nach Mary Castle zurück?“
„Nein, ich glaube nicht.“ Kane schüttelte den Kopf. „Die Angelegenheit könnte noch bis in die frühen Morgenstunden dauern. Und du brauchst jetzt erst mal deine Ruhe.“
„Ruhe werde ich erst finden, wenn ich wieder mit dir zusammen bin.“
„Sag so etwas nicht“, bat Kane. „Du musst auf dich aufpassen und gut für dich sorgen. Versprich mir, dass du dich ausruhen wirst.“ Als sie keine Antwort gab, wiederholte er streng: „Versprich es mir.“
Endlich nickte sie zustimmend. „Also gut, ich verspreche es. Aber beeil dich, bitte. Komm so schnell wie möglich zurück.“
Bethany schaute Kane auf seinem Pferd und dem kleinen Gefährt so lange hinterher, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren. Schließlich machte sie auf dem Absatz kehrt und schlug den Weg nach Hause ein. Das Herz war ihr schwer, denn eine ungute Vorahnung hatte sich ihrer bemächtigt.
Bethany war entschlossen gewesen, nicht zu schlafen, bevor Kane nicht wieder an ihrer Seite war. Doch nach einem heißen Bad und einer Tasse Tee schlief sie auf der Chaise vor dem Kaminfeuer ein. Als sie irgendwann erwachte, war es still im Haus. Die anderen mussten alle längst zu Bett gegangen sein.
Aber wo war Kane?
Sie hörte Hufgeklapper und das Rollen von Wagenrädern und eilte nach draußen. Der alte Newton stieg gerade von seinem Sitz herunter. Im fahlen Licht des beginnenden Tages sah er sehr alt und niedergeschlagen aus.
„Wo ist Kane?“ Alarmiert sah sich Bethany um.
„Seine Lordschaft wird nicht kommen, mein Mädchen.“
„Was meinst du damit: Er wird nicht kommen?“
„Er sagte, es würde noch Stunden dauern, bis die Gesandten des Londoner Bürgermeisters seine Aussage gegen seinen Vetter aufgenommen haben würden. Und dann …“ Newton schaute angelegentlich in eine andere Richtung, um Bethanys prüfendem Blick auszuweichen. „Und dann sagte er noch, er habe selbst ein Geständnis zu machen.“
„Ein Geständnis?“
Als Newton keine weitere Erklärung lieferte, hakte Bethany nach. „Weiß Großvater über all diese Dinge Bescheid, Newt?“
Der alte Seebär nickt unbehaglich. „Ja, er weiß alles.“
Und schon eilte Bethany zurück ins Haus. Sie stürmte die Treppe hinauf und klopfte ungestüm an die Tür von Geoffrey Lamberts Schlafgemach. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie in den Raum und ohne Umschweife zum Bett, wo sie ihren Großvater rüttelte und schüttelte. „Großpapa, wach auf!“
Widerwillig öffnete der alte Herr ein Auge. „Wie spät ist es?“
„Spät genug, dass du mir endlich erzählst, worüber du und Kane an Bord der Undaunted geredet
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