HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
werden uns nicht einig.“
Wieder sah Newton Darcy an, die sich ein Lächeln verkneifen musste. Es war nur allzu deutlich, warum dieser Junge sich so lange allein hatte durchschlagen können. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er so störrisch wie ein Esel.
„Bezahl sie, Newt. Whit hat recht.“
Zu ihrer Freude zählte der alte Seemann jedem von ihnen zwei Goldstücke in die ausgestreckte Hand.
„Gut. Wenn ihr noch irgendetwas mitnehmen wollt, dann holt es jetzt und kommt zu unserem Boot am Hafen. Wir werden Vorräte auf die Undaunted bringen. Sowie ich den Rest der Besatzung angeheuert habe, holen wir den Anker ein.“
Er sah zu, wie der Mann und der Bursche davoneilten, um ihre Habseligkeiten zusammenzupacken. Dann wandte er sich Darcy zu, die den beiden mit einem seltsam erstarrten Blick nachsah.
„Ich weiß, was du denkst, Mädchen.“
„Wirklich, Newt?“ Sie schaute ihn an. „Glaubst du, er ähnelt Gray?“
„Nicht ein bisschen.“ Er hielt inne. „Vielleicht auf den ersten Blick. Dieselbe Größe, nehme ich an. Aber das Gesicht und die Stimme sind anders.“
„Er hatte schlimme Brandverletzungen, Newt.“
„Ja. Aber es war ein Feuer in einem Wirtshaus, Mädchen, nicht auf einem Schiff.“
„Er sagt, er kann sich an nichts erinnern. Nicht einmal an seinen Namen.“
„Quäle dich nicht in dieser Weise, Darcy. Er ist ein armer, glückloser Kerl, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, und jetzt muss er den Preis dafür zahlen. Aber mach ihn nicht zu jemandem, der er nie sein kann.“
„Aber ich habe etwas gespürt, als ich ihn das erste Mal sah. Hast du es nicht auch gespürt?“
Entschieden schüttelte der alte Mann den Kopf, denn er war fest entschlossen, die Sache im Keim zu ersticken, bevor daraus eine Besessenheit werden konnte. „Fang dich wieder, Mädchen. Oder du wirst Gray in jedem Mann sehen, der dir über den Weg läuft.“
„Aber er hat seine Größe. Und seine Hände …“
„Genug jetzt.“ Newton erhob sich. „Wenn es dir nichts ausmacht, im Dorf die nötigen Vorräte zu besorgen, werde ich währenddessen den Hafen durchkämmen und versuchen, ob ich nicht doch noch ein paar Seeleute überreden kann, bei uns anzuheuern.“
Lange schaute Darcy unverwandt auf die Tür der Schenke, durch die der Mann und der Junge hinausgeeilt waren. Dann erhob sie sich mit einem nachdenklichen Gesicht, seufzte und schalt sich im Stillen für die Gedanken, die sie beschäftigten.
„Ja, Newt. Ich kümmere mich um die Vorräte.“
Sie verließ die Schenke und machte sich auf den Weg ins Dorf, entschlossen, diese sinnlosen Gedankenspiele zu vergessen. Nur weil sie wusste, dass Grays Schiff vor der walisischen Küste gesunken war, war sie derart verwirrt gewesen. Sobald sie wieder in See stachen, würde sie all das schnell vergessen. Daran hatte sie keinen Zweifel.
4. KAPITEL
„Da bist du ja, Mädchen.“ Newton lächelte Darcy an, als sie den Kai erreichte.
„Wie viele Seeleute hast du noch anheuern können, Newt?“, fragte sie und stieg von dem Karren ab, der mit Vorräten beladen war.
Er nickte in Richtung einiger Männer. „Nur zwei weitere. Doch sie scheinen tüchtig zu sein. Wir werden mit einer kleineren Besatzung auskommen müssen, bis wir unseren nächsten Hafen anlaufen.“
Er wandte sich an die Männer. „Ladet diese Vorräte in unser Boot, Leute.“
Die Männer arbeiteten schnell und ächzten, als sie die Säcke mit Mehl auf die Schultern luden und sich mit den Wasserfässern abmühten. Darcy stellte fest, dass Gryf die harte Arbeit trotz seiner Verletzungen keineswegs scheute. Er gab Whit die kleinsten Pakete, während er selbst die schwersten Sachen trug.
Nach mehreren Fahrten zum Schiff waren die Vorräte schließlich verstaut, und die Besatzung begab sich unter Deck, um ihre dürftigen Habseligkeiten im Mannschaftsquartier zu verstauen. Ehe Whit und Gryf folgen konnten, gab Darcy ihnen einige Pakete.
„Was ist das, Captain?“, fragte Whit.
„Kleidung. Ein paar taugliche Hosen und hohe Stiefel, außerdem warme Mäntel.“
Sie spürte, dass Gryf sie musterte, als er sein Bündel in Empfang nahm, ohne ein Wort zu sagen.
Als die beiden fortgingen, bemerkte sie, dass Newton fragend eine Braue hob. „Ich will, dass meine Männer wie Seeleute aussehen und nicht wie ein Pack abgerissener Piraten“, murmelte sie.
„Ah. Das wolltest du also damit bezwecken.“ Lange und durchdringend sah er sie an. „Du hattest nicht etwa gehofft,
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