HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Ersten Offizier gebildet hatten. „Bis ich davon überzeugt bin, dass die Undaunted wieder seetüchtig ist.“
Gryf stand am Rand der Gruppe und beobachtete, wie Darcy an Deck stieg. Sie trug eine Männerhose, die sie in die Stiefel gesteckt hatte, und ein farbenprächtiges Hemd mit gebauschten Ärmeln. Ihr vom Wind zerzaustes Haar hing ihr in langen, goldenen Locken über die Schultern, und ihr Gesicht war von der Wintersonne leicht gerötet.
Als sie seinen Blick bemerkte, kehrte sie sich von ihm ab und holte mit einer Schöpfkelle Wasser aus einem Fass.
Gryf schlenderte zu ihr hinüber und versuchte, sich gelassen zu geben. „Guten Morgen, Captain.“
Sie trank aus der Kelle, schluckte und bemühte sich, ihre Gefühle im Griff zu behalten. „Guten Morgen.“
Das unangenehme Schweigen zwischen ihnen wurde durch die helle Stimme des jungen Whit unterbrochen.
„Wenn noch Zeit ist, dürfen wir dann noch an Land gehen und uns das Dorf ansehen?“
Zur Freude der anderen nickte Newton. „Das dürft ihr. Wenn die Arbeit getan ist. Aber ich erwarte, dass ihr vor Anbruch der Dunkelheit wieder an Bord seid.“ Er hatte die Angelegenheit mit Darcy durchgesprochen, und sie waren beide der Ansicht gewesen, dass eine Nacht an Land zwar eine willkommene Abwechslung wäre, sie es sich aber nicht leisten konnten, einen weiteren Seemann zu verlieren. Bereits jetzt arbeiteten sie in Unterzahl. Daher erschien es ihnen am besten, die Besatzung aufzufordern, am Abend auf die Undaunted zurückzukehren.
Darcy und Gryf schlossen sich den Männern an, wobei sie achtgaben, einander nicht zu nahe zu kommen.
Whit hüpfte beinahe vor Begeisterung, ein neues Land betreten zu können. „Sprechen die Schotten unsere Sprache, Newt?“
Der alte Mann grinste. „Sozusagen.“
„Was heißt das?“, wollte der Bursche wissen.
Newton zwinkerte den Seeleuten zu, die das Land bereits kannten und sich schon über die Frage des Burschen lustig machten. „Ich denke, das wirst du selbst herausfinden müssen, Junge.“
Whit konnte seinen Tatendrang kaum verbergen, als er fragte: „Wann können wir mit der Arbeit beginnen?“
Newton lachte auf. „Wenn der Captain und ich gewusst hätten, dass man dir bloß einen Landgang in Aussicht zu stellen braucht, um dich an die Arbeit zu kriegen, hätten wir häufiger einen Hafen angesteuert. Und jetzt kümmern wir uns um die Ausbesserungen, Leute. Je eher sie fertig sind, desto früher könnt ihr euch ins Vergnügen stürzen.“
Die Männer begaben sich mit frischem Eifer an die Arbeit. Sie hätten es zwar nie zugegeben, doch sie waren genauso aufgeregt wie der junge Whit, einen Nachmittag in einem schottischen Dorf verbringen zu dürfen. Der Gedanke an heißes Essen im Wirtshaus und an willige Frauen ließ sie hoffen, dass die arbeitsreichen Stunden wie im Fluge vergehen würden.
Die Luft vibrierte gleichsam von Hammerschlägen und Sägegeräuschen, als die Männer die Lecks ausbesserten und die Bohlen und Bretter austauschten, die das Kanonenfeuer beschädigt hatte. Der Koch nutzte die Zeit, um seine Vorräte durchzugehen, während andere sich daranmachten, Risse in den Segeln und der Takelage auszubessern.
Gegen Mittag versammelte sich die Besatzung bei einer kalten Mahlzeit an Deck, bevor man das Beiboot zu Wasser ließ, um die ersten Seeleute an Land zu bringen.
Als das Boot ablegte, schaute Whit sich suchend nach Darcy um. Dann erblickte er sie hoch oben in den Wanten und rief ihr zu: „Kommt, Captain. Wir gehen ins Dorf.“
Darcy lächelte ihn an, als sie die Wanten hinunterkletterte. „Geh nur, Whit. Ich werde an Bord bleiben, um einiges zu erledigen.“
Der Junge wandte sich Gryf zu. „Sag ihr, dass sie mitkommen muss.“
Beschwichtigend legte sein Freund ihm eine Hand auf die Schulter. „Sie ist eine erwachsene Frau, Junge. Sie weiß, was sie tun will.“
Whit sah ihn aus großen Augen flehentlich an. „Aber wenn du sie bittest, wird sie mitkommen.“
Gryf dachte einen Augenblick nach. Schließlich wäre dies die passende Gelegenheit für einen Waffenstillstand. Außerdem gefiel ihm die Aussicht viel besser, den Nachmittag gemeinsam mit Darcy und Whit verbringen zu können, denn sonst müsste er den Jungen allein unterhalten.
Er wartete an den Wanten, bis Darcy auf das Deck gesprungen war. „Whit wünscht sich nicht als Einziger, dass du mitkommst.“
Für einen kurzen Moment schienen ihre Augen sich zu weiten, bevor sie ihre Überraschung hinter einem nachlässigen
Weitere Kostenlose Bücher