HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Sie hielt ihm die Klinge auf die Brust und ließ ihm nur zwei Möglichkeiten. Den sicheren Tod oder einen Sprung in die kalten Fluten.
Der Mann sprang und landete mit einem verzweifelten Aufschrei in den aufschäumenden Wellen.
„Darcy.“ Als sie sich umdrehte, sprang Gryf ihr zur Seite, um sie vor einem Angreifer zu schützen, doch die Klinge, die für sie bestimmt war, traf ihn. Aus seiner Schulter quoll Blut und färbte sein Hemd dunkelrot.
Außer sich vor Wut trieb Darcy den Piraten zurück, streckte ihn mit einem Hieb zu Boden und drehte sich wieder zu Gryf um, der inzwischen mit drei Gegnern kämpfen musste. Sie eilte zu ihm, nahm es zunächst mit einem, dann mit dem nächsten auf, bis beide Schurken auf den Planken lagen. Gerade rechtzeitig drehte sie sich um und sah, dass Gryf den dritten Mann zu Boden geschickt hatte und sich dann keuchend an die Bordwand lehnte.
„Geh unter Deck, Gryf.“
„Nicht, bevor wir diese Schurken verjagt haben.“
„Du bist zu schwer verletzt, um uns noch helfen zu können. Geh unter Deck, sage ich.“
Er warf ihr ein schnelles, unberechenbares Lächeln zu. „Aye, Captain. Bald.“
„Gryf …“ Sie sah, wie er sich aufrichtete und den Degen hob. Als sie sich umdrehte, hatte er den hinterhältigen Angreifer bereits niedergestochen – der Degen ragte aus der Brust des toten Piraten.
Gryf suchte ihren Blick. „Was sagtet Ihr, Captain?“
Sie bückte sich, zog den Degen aus dem toten Mann und gab Gryf seine Waffe zurück. „Bleib bei mir. Du musst mir den Rücken frei halten.“
„Aye, Captain. Es wäre eine Schande, wenn so ein hübscher Rücken verletzt würde.“ Er humpelte hinter ihr her, während sie sich bereits in ein weiteres Gefecht stürzte.
Der Kampf schien schon Stunden zu dauern, und die Mannschaft der Undaunted stemmte sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Piratenhorde, die fest entschlossen war, das Schiff und seine Ladung zu erobern. Die Crew kämpfte tapfer, auch wenn sich jeder von Darcys Männern inzwischen mehreren Gegnern gegenübersah. Das Piratenschiff hatte neue Leute angeheuert, die es nach Blut dürstete. Der völlig überraschende Angriff hatte den Widerstand von Darcys Mannschaft zusätzlich geschwächt.
Als der Kampf sich in die Länge zog, mussten Darcy und ihre Seeleute sich eingestehen, dass ihre Kräfte schwanden.
Die kleineren Wunden, die Darcy davongetragen hatte, waren nichts im Vergleich zu den Verletzungen einiger ihrer Leute. Sie fürchtete um das Leben ihrer Männer. Newton hatte es mit Kerlen aufnehmen müssen, die halb so alt wie er waren. Gryf hielt tapfer durch, obwohl die klaffende Wunde an seiner Schulter ihn offensichtlich auslaugte. Mehrere Männer ihrer Crew lehnten stöhnend an der Bordwand und pressten Stofffetzen gegen stark blutende Wunden. Drohend färbte sich das Deck mit ihrem Blut. Waren ihre Wunden tödlich? Sie hatte keine Zeit, es zu beurteilen. Jedes Mal, wenn ein Pirat über Bord stürzte, traten zwei weitere an seine Stelle – die Schurken fielen wie ein wütender Bienenschwarm über das Schiff her.
Und jedes Mal, wenn es so aussah, als würden die Angreifer zurückweichen, trieb die hasserfüllte Stimme ihres Kapitäns sie dazu an, nicht lockerzulassen.
Darcy versuchte abzuschätzen, wie weit die beiden Schiffe auseinanderlagen. Wylie York, der Piratenkapitän, hielt sich aus dem Kampfgetümmel heraus und beobachtete das ganze Geschehen vom Steuerrad seines Schiffes aus.
„Weiter, Leute.“ Seine Stimme dröhnte durch die Nebelschwaden. „Wollt ihr euch von einer Frau und ihrer lausigen Mannschaft besiegen lassen? Strengt euch ein bisschen an, damit wir fortkommen.“
„Feigling!“, rief Darcy zum anderen Schiff hinüber. „Habt Ihr Angst, Euch unseren Degen zu stellen?“
„Angst?“ Seine Stimme erscholl wie ein dumpfes Echo. „Ihr müsstet eigentlich um Euer Leben bangen. Denn wir werden nicht eher gehen, bis jeder Eurer Seeleute in seinem eigenen Blut liegt.“
„Stopft diesem Schurken das Maul!“ Newton drängte einen Gegner gegen die Bordwand und ließ ihm die Wahl zwischen dem sicheren Tod oder einem Sprung in Sicherheit. Wie so viele vor ihm, sprang auch dieser Mann in die kalten Fluten, in der Hoffnung, einer seiner Kameraden würde ihm ein Tau zuwerfen.
„Recht so.“ Gryf, der sich schwer atmend an der Reling abstützte, nachdem er noch einen Gegner besiegt hatte, schaute Darcy an. Sein Gesicht war aschfahl, und sie konnte sehen, wie sehr er sich bemühte, seine
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