HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Frau, die ihnen das Bett wärmte und ihnen bei der Gelegenheit vielleicht noch eine Mahlzeit zubereitete.
Die einzige düstere Wolke in ihrem Glückstaumel war der mutige Junge, der in der Kapitänskajüte lag und dessen Leben am seidenen Faden hing. Stunde um Stunde schauten die Seeleute auf ihrem Weg zur Kombüse, wo sie sich aufwärmten, in der Kajüte vorbei. Schweigend fielen ihre Blicke auf Darcy und Gryf, die abwechselnd neben der Koje knieten und den fiebrigen Körper des Jungen kühlten. Dann gingen die Männer weiter und sahen so trübsinnig und ernst aus, als hätten sie Whits Beerdigung beigewohnt.
In der Kombüse sprachen sie mit gedämpften Stimmen über den außerordentlichen Mut, den der Bursche im Angesicht des Bösen bewiesen hatte. Und als sie sich schließlich der Küste Cornwalls näherten, hatte die Geschichte bereits die Bedeutung einer Legende angenommen.
Newton schickte einen Seemann in Darcys Kajüte.
Nach einem respektvollen Klopfen öffnete der Mann die Tür. „Newt sagt, er braucht Euch, um die Undaunted durch die Untiefen zu steuern, Captain.“
„Aye.“ Darcy drückte eine Hand gegen ihren Rücken, als sie sich aufrichtete und von der Koje abkehrte. Seit Stunden war sie nun schon an Whits Seite gewesen und hatte gebetet, der Junge möge durchhalten, bis sie die Küste erreichten.
An der Tür wandte sie sich um. „Du bleibst bei ihm, Gryf?“
„Ja. Ich weiche nicht von seiner Seite.“
Sie folgte dem Seemann an Deck und übernahm das Steuer, während mehrere Seeleute in die Wanten kletterten, um nach möglichen Gefahren Ausschau zu halten. Dieser Teil der cornischen Küste war äußerst gefährlich und wies zahlreiche tückische Felsformationen auf. So manches stolze Schiff war daran zerschellt.
„Gefahr an Backbord, Captain.“ Die Warnung kam aus der Mastspitze.
Darcy drehte das Steuerrad ein wenig, und das große Schiff glitt an den Felsen vorbei, die dicht unter der Wasseroberfläche verborgen lagen. Sie musste sich gedanklich von dem armen Jungen losreißen, der so totenstill in ihrer Kajüte lag. Mit einem geflüsterten Gebet zwang sie sich, die bevorstehende Aufgabe nicht zu vernachlässigen.
„Gefahr an Steuerbord, Captain.“ Ein zweiter Seemann hoch oben in den Wanten formte die Hände zu einem Trichter, damit der Ruf nicht ungehört verhallte.
Wieder nahm sie die Kursänderung vor, und das Schiff näherte sich gleichmäßig dem Land.
„Untiefen unmittelbar voraus, Captain.“
„Holt die Segel ein“, rief Newton, und die Mannschaft arbeitete fieberhaft daran, die Segel einzuholen, bis die Undaunted kaum noch Fahrt machte.
„Fertig machen zum Ankern.“
Ein halbes Dutzend kräftige Seemänner kam dem Befehl nach.
Endlich kam der lang ersehnte Befehl: „Lasst das Beiboot zu Wasser!“
Das Deck der Undaunted wimmelte plötzlich von Seeleuten, die darauf brannten, an Land gehen zu können.
Als das Beiboot hinabgelassen wurde, ging Newton über das Deck und legte eine Hand auf Darcys. Sie war eiskalt.
Darcy warf ihm ein dünnes Lächeln zu, obwohl ihr Gesicht sich steif und gefroren anfühlte. „Ich werde unter Deck gehen und die Kassette holen. Die Mannschaft wird die Heuer haben wollen.“
„Lass nur, Mädchen. Ich kümmere mich darum. Du und Gryf, ihr habt jetzt nur eine Aufgabe. Ihr müsst auf der Stelle den Jungen an Land bringen.“
„Aber das Schiff. Die Mannschaft …“
„Mach dir keine Sorgen. Keiner wird etwas dagegen haben. Geh jetzt.“
Als Darcy sich umdrehte, entdeckte sie Gryf. Er hatte Whit in eine Decke gewickelt, hielt ihn in den Armen und kam langsam näher. Die Seeleute schauten in andächtiger Stille zu. Mehrere berührten den Kopf des Jungen oder murmelten aufmunternde Worte, als er an ihnen vorbeigetragen wurde.
„Danke, Newt.“ Darcy drückte einen Kuss auf seine lederne Wange. „Es tut mir leid, dass alles an dir hängen bleibt …“
„Geh, Mädchen. Wir sehen uns auf Mary Castle wieder.“
Sie nickte und kletterte hinter Gryf die Strickleiter in das Boot hinunter.
Als die Seeleute durch die unruhige See zum Strand ruderten, begann Darcys Herz schneller zu schlagen. Begierig blickte sie auf die erleuchteten Fenster der Burg, die auf dem Vorsprung stand, der in den Atlantik hineinragte.
Sie war zu Hause. Mehrfach musste sie schlucken, denn die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Sie verspürte einen übermächtigen Drang zu weinen. Doch sie riss sich zusammen, auch wenn es ihr schwerfiel. Als das Boot die Küste
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