HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
später erfuhr ich, dass er sich von seinen schweren Verbrennungen erholen musste.“
„Verbrennungen?“ Verblüfft schauten die beiden Schwestern sich an.
„Warst du denn nicht sofort überrascht, wie sehr er Gray ähnelte?“ Bethany stieß Ambrosia mit dem Ellbogen an.
Darcy mied die Blicke ihrer Schwestern. „Vielleicht war ich das. Für einen Moment.“
„Nur einen Moment lang?“ Ambrosia nahm Darcy die Bürste aus der Hand und begann, deren Haar mit Kämmen zurückzustecken. Im Spiegelglas betrachtete sie das Mienenspiel ihrer kleinen Schwester. „Versuche nicht, uns weiszumachen, dass du die Ähnlichkeit nicht mehr siehst.“
„Ein bisschen.“
„Ein bisschen?“, bestürmte Bethany ihre Schwester. „Ohne den Bart und das lange Haar könnte er Grays Zwillingsbruder sein.“
Darcy löste sich von ihren Schwestern, trat ans Fenster und kehrte ihnen den Rücken zu. „Ja. Anfangs dachte ich das auch. Aber jetzt bin ich davon überzeugt, dass ich mich geirrt habe. Nachdem ich Gryf kennengelernt hatte, wurde mir bewusst, dass er … irgendwie anders ist.“
„In welcher Weise?“ Ambrosia sah Bethany an und zog eine Braue hoch.
Darcy zuckte mit den Schultern. „Gryf hat etwas Kühnes und Verwegenes an sich. Etwas Zähes, das Gray überhaupt nicht ähnelt. Die Art und Weise, wie er …“ Sie drehte sich zu ihren Schwestern um, die etwas in ihrem Blick entdeckten, was sie nie zuvor gesehen hatten. Es war der Blick einer Frau, die gänzlich von einem Mann verwirrt war. Oder die in seinen Bann geraten war. „Die Art und Weise, wie er mich manchmal ansieht. Wie er mich anfasst. Wenn Gray mich berührte, tat er es immer sehr sanft.“
„Ist er grob oder roh?“ Bethany wirkte erschrocken.
„Nein. Das ist es nicht. Da ist diese … Verwegenheit in Gryf, die ich nie bei Gray gespürt habe. Eine Ungeduld.“
„Hat er dich geküsst?“, fragte Bethany weiter und sah, wie die blassen Wangen ihrer Schwester von einer tiefen Röte überzogen wurden.
„Ja.“
„Und? Küsst er wie Gray? Eine Frau vermag solche Dinge zu beurteilen.“
Darcys Wangen brannten. „Das ist es, was mich beunruhigt. Gray hat mich immer so zart und sanft geküsst. Aber Gryf …“ Sie schaute zur Seite, doch den Schwestern war ihr Unbehagen nicht entgangen. „Wenn ich an Gryf denke, sehe ich keine Sterne, an denen ich mich orientieren kann. Ich fühle mich … verloren auf See.“
Die beiden Schwestern tauschten ein wissendes Lächeln.
„Und du liebst ihn.“ Bethany berührte ihre kleine Schwester an der Schulter.
Darcy hob den Kopf. Ohne die beiden anzuschauen, flüsterte sie: „Ja. Und ich fühle mich dabei so … schuldig.“
„Schuldig? Warum, um alles in der Welt, solltest du dich schuldig fühlen, wenn du jemanden liebst?“, entfuhr es Ambrosia, die sogleich einen finsteren Blick von Bethany erntete.
„Ja. Schuldig. Warum auch nicht?“ Darcy senkte die Stimme und wisperte: „Was bin ich bloß für eine Frau, dass ich um den Verlust des einzigen Mannes trauere, den ich je geliebt habe, um dann wenige Monate später mein Herz an einen anderen Mann zu verlieren?“
Bethany führte ihre jüngste Schwester zu einer Chaiselongue und bedeutete ihr mit einem sanften Druck, sich hinzusetzen. Dann kniete sie sich vor sie und nahm ihre Hände. „Du hast deine Frage soeben selbst beantwortet.“
„Ich verstehe nicht.“ Darcy schüttelte den Kopf, sodass ihre goldenen Locken sich lösten, die ihre Schwester gerade mit kleinen Kämmen gebändigt hatte.
„Du hast um den Verlust des einzigen Mannes getrauert, den du je geliebt hast. Gray war dieser junge Mann. Und nun hast du dein Herz an einen erfahrenen Mann verloren. Soweit ich es beurteilen kann, ist Gryf tatsächlich ein Mann, der weiß, was er will. Und er wird erwarten, von einer Frau und nicht von einem Mädchen geliebt zu werden.“
Sie drückte Darcys Hände. „Nur du allein kannst entscheiden, ob er der richtige Mann für dich ist. Und ob du die Frau für ihn sein kannst.“
Darcy schloss die Augen. „Ich bin so verwirrt. Und ich hatte gehofft, ihr beide würdet mir helfen.“
Ambrosia kam näher und legte eine Hand auf Darcys Schulter. „Falls es dich tröstet, ich habe mich bei Riordan genauso gefühlt. Verloren und verwirrt, und mir war überaus elend zumute.“
Bethany nickte. „Genauso ist es mir bei Kane ergangen.“ Sie beugte sich vor und drückte ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange. „Hab keine Angst. Du und Gryf, ihr werdet
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