HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
körperlicher Schwäche nach. Es kam, wie es kommen musste. Plötzlich traf der Pirat sie an der Schulter und fügte ihr eine garstige, weit klaffende Wunde zu.
„Ambrosia!“ Riordan wusste nicht, dass seine Stimme wie ein Aufschrei in höchster Not klang. Er machte einen Satz nach vorn, um die Distanz zwischen sich und ihr zu überbrücken. Doch bevor er nach ihr greifen konnte, rutschte sie auf dem von Wasser und Blut glitschigen Deck aus. Sie ging über Bord, ohne dass irgendjemand ihr hätte helfen können.
„Nein!“ Riordan war beinahe außer sich vor Wut und Angst. Entschlossen metzelte er den Piraten nieder, warf sein Schwert zur Seite und schwang sich über die Reling. Im nächsten Moment war er in dem kalten Wasser des Atlantiks.
Sowie er wieder auftauchte, sah er sich in panischer Suche um. Er meinte, sein Herz müsste aufhören zu schlagen, denn von Ambrosia war weit und breit nichts zu sehen.
9. KAPITEL
An der Wasseroberfläche trieben leblose Körper, zerbrochene Balken, unzählige Holzsplitter. Schießpulver verlieh dem Wasser eine tiefschwarze Farbe.
Riordan tauchte unter den Trümmern hindurch, bewegte sich unter Wasser vorwärts, bis er meinte, seine Lungen müssten platzen vor Luftnot. Seine Panik wuchs im gleichen Maße, wie die Aussichten, Ambrosia zu finden, schwanden.
Als er zum Luftholen auftauchte, formte Riordan mit einer Hand einen halben Trichter und rief lauthals ihren Namen. In dem allmählich dichter werdenden Nebel reichte seine Stimme nicht weit, und es würde bald unmöglich sein, noch irgendetwas deutlich zu erkennen.
„Ambrosia!“ Riordan schwamm zwischen zwei leblos treibenden Körpern und wurde von einer Welle der Verzweiflung gepackt, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Nein, das durfte nicht sein! Er würde es nicht ertragen, Ambrosia zu verlieren! Er konnte und wollte nicht zulassen, dass ihr Schicksal hier vollendet wurde.
„Riordan.“
Bei dem schwachen Klang ihrer Stimme wandte er sich um. Sie war bereits fast eine Schiffslänge entfernt und hielt sich krampfhaft an einem Stück Holz fest. Mit jeder Welle wurde sie weiter hinaus aufs Meer getrieben.
Riordan schwamm, so schnell er konnte. Mit kräftigen Bewegungen arbeitete er sich immer näher an Ambrosia heran, bis er sie schließlich erreichte und voll grenzenloser Erleichterung die Arme um sie legte. „Dem Himmel sei Dank, Ambrosia, ich hatte solche Angst um dich!“
„Ja, wirklich?“ Sie legte die Hand an sein Gesicht und streichelte ihn, als wäre soeben ein Wunder geschehen. Sie schloss die Augen und spürte, wie ihr Bewusstsein zu schwinden drohte.
„Captain!“ Das war Newton, der sich weit über den Bug beugte und angestrengt versuchte, in dem sich rasch verdichtenden Nebel etwas zu erkennen.
„Hier drüben, Newt! Werft uns eine Leine herüber.“
Einige Seeleute standen bereits an der Reling und suchten mit den Blicken ebenfalls die Wasseroberfläche ab. Als sie die dunklen Gestalten ausmachten, die sich an das Stück Holz klammerten, stießen sie einen Jubelschrei aus und warfen sofort ein Seil hinunter, das kurz vor Riordan im Wasser aufklatschte.
Schnell knotete sich Riordan die rettende Leine um die Taille, umfasste Ambrosia mit festem Griff und ließ sich sodann zurück zum Schiff ziehen. An dessen Backbordseite war bereits eine Strickleiter heruntergelassen worden, die Riordan kraftvoll hinaufkletterte, wobei er Ambrosia fest an sich gepresst hielt.
„Sie haben sie gefunden, Captain!“ Newtons Gesicht war beinahe so bleich wie Ambrosias. „Ist sie …?“
„Sie lebt, Newt. Mehr weiß ich im Moment auch nicht.“ Riordan marschierte mit großen Schritten über das Deck zu der Leiter, die nach unten zu den Quartieren führte. „Sind irgendwelche von den Piraten am Leben geblieben?“, fragte er über die Schulter hinweg.
„Nein, kein einziger.“
„Und unsere Seeleute?“
„Alle haben überlebt. Ungefähr ein halbes Dutzend von ihnen ist verletzt, aber nicht lebensbedrohlich.“
„Gut, sehr gut!“ In Riordans Stimme schwang unverkennbar große Erleichterung mit. „Was ist mit den Brandherden?“
„Alle gelöscht, Captain. Wir müssen ein paar Reparaturen durchführen. Die Undaunted hat eine leichte Schräglage nach Backbord. Deshalb ist das Mädchen auch über Bord gegangen. Doch es dürfte nicht allzu lange dauern, bevor wir wieder Fahrt aufnehmen können.“
„Das sind gute Nachrichten, Newt. Ich übertrage dir hiermit das Kommando über unser Schiff, denn
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