HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
die Nacht, ihre Haut so weich wie Samt und von der Farbe des von der Sonne gebleichten weißen Sandes an der Küste von Cornwall. Und dann diese Lippen! Riordan fühlte sein plötzlich aufflammendes Begehren, als er sie eingehender betrachtete. Ambrosia hatte sie leicht geschürzt, und Riordan konnte das Verlangen, sie auf der Stelle zu küssen, kaum bezähmen.
Wie war es nur möglich, dass eine einzige Frau, die dazu noch widerspenstig, willensstark und stur zugleich war, einen derart starken Einfluss auf sein Leben hatte! Sie missachtete seine Anweisungen und Befehle. Sie umging absichtlich jede Vorschrift, um ihn zu prüfen und herauszufordern. Sie brachte sich selbst in Gefahr und wäre dabei beinahe ums Leben gekommen.
Und er liebte sie! Er war ihr hoffnungslos und verzweifelt ergeben, ja geradezu verfallen. Und das nicht erst, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Schon vorher hatte er wie gebannt den Schilderungen von James Lambert gelauscht, wenn dieser über seine wilde, freiheitsliebende Schwester sprach, die tatsächlich mit einem Schwert umzugehen wusste.
Er hatte sich unsterblich in sie verliebt, seit er ihr Bildnis gesehen hatte, das ihr Vater als Miniatur an einem Lederband um den Hals trug, und seit John Lambert mit so großer Leidenschaft von seinen Töchtern erzählt hatte.
Das alles war noch viel schlimmer und erschreckender für ihn geworden, nachdem er Ambrosia als Wesen aus Fleisch und Blut kennengelernt hatte!
Fleisch und Blut. Er sah auf die weiblichen Rundungen, die sich unter der Decke deutlich abzeichneten. Ihr Anblick, als er ihr die Kleidung vom Körper geschnitten hatte, war wie ein Schock gewesen. Sie war einfach perfekt und noch atemberaubender, als er es sich ausgemalt hatte.
Doch in jenen Minuten war er so besorgt um sie gewesen, dass er ihren Körper nicht wirklich hatte bewundern können. Jetzt aber, da sie sich erholte und in seinen Armen lag, konnte Riordan seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Ambrosia war, ganz einfach ausgedrückt, das schönste weibliche Wesen, das ihm je begegnet war.
Ambrosia seufzte im Schlaf und warf sich unruhig hin und her. Liebevoll drückte er einen Kuss auf ihre Schläfe, und sofort beruhigte sich Ambrosia wieder.
Während im Osten die ersten hellen Streifen von einem neuen Tag kündeten, gab sich Riordan dem wohligen Gefühl hin, sicher sein zu können, dass sich die Frau, die er liebte, auf dem Wege der Genesung befand. Und ihr hervorragendes Schiff, die Undaunted , würde bald den heimischen Hafen erreichen.
„Riordan.“ Als Ambrosia erwachte, fiel strahlender Sonnenschein durch das kleine Bullauge. Ihr war unnatürlich heiß, doch das rührte nicht vom Sonnenschein her. Vielmehr war es Riordan, der neben ihr im Bett lag und sie so eindringlich ansah, dass Ambrosia unter diesem Blick leicht errötete. „Was machst du denn?“
„Dich beobachten, und zwar schon, seit ich aufgewacht bin.“
„Aber was hast du in meinem Bett zu suchen?“
„In meinem“, verbesserte er sie sanft. „Und ich liege hier, weil du mich dazu aufgefordert hast. Du hast sogar sehr eindringlich darauf bestanden, dass ich nicht fortgehe. Hast du das vergessen?“
Ambrosia wich seinem Blick aus. Sie war zutiefst verlegen. „Doch, ich weiß noch, was ich gesagt habe. Wahrscheinlich habe ich zu viel von dem Ale getrunken.“
„Ach, wirklich?“ Riordan lächelte. „Wie schade. Ich hatte schon gehofft, es wäre dein ehrlicher Wunsch gewesen, mich bei dir zu haben.“
„Das war es auch. Und ist … es immer noch. Aber wenn du nichts dagegen hast, möchte ich dich bitten, jetzt zu gehen. Das wäre wirklich am besten, zumal ich mich ja vollständig erholt habe.“
„Meinst du?“ Zweifelnd sah Riordan auf die sich schwarz verfärbende Schwellung ihrer Wange und die Beule an ihrem Hinterkopf, die noch nichts von ihrer Größe eingebüßt hatte. „Ich würde behaupten, dass du noch weit davon entfernt bist, völlig wiederhergestellt zu sein.“
„Und ich behaupte das Gegenteil.“ Ambrosia setzte sich mühsam auf und rutschte gleich darauf wieder tief unter die Decke. Sie war ja nackt! „Wo ist meine Kleidung?“
„Newt wird sie gleich bringen. Er hatte sie zum Trocknen aufgehängt. Das heißt, nur deine Hosen. Dein blutverschmiertes Hemd und das Leibchen musste ich leider zerschneiden, um deine Wunden behandeln zu können.“
„Du hast …“ Sie schaute in eine andere Richtung. Ihr Gesicht war tiefrot vor Verlegenheit.
Sie tat ihm leid, und
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