HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
überlebt. Manche wurden verwundet, aber nicht lebensbedrohlich.“
Ambrosia atmete erleichtert aus und schloss die Augen. Als sie sie erneut öffnete, saß Riordan auf der Kante der Koje und hielt ihr einen Becher an die Lippen. „Trink das, es wird dir helfen.“
Gehorsam nippte Ambrosia und verzog im selben Moment angewidert das Gesicht. „Es schmeckt grauenhaft. Was ist das?“
„Eine besondere Art von Ale, die du an keinem anderen Ort angeboten bekommst. Es ist ein Getränk, das die Matrosen zu sich nehmen, um die Kälte des Atlantiks aus ihren Knochen zu vertreiben.“ Er drängte sie zum Trinken. „Deine Schmerzen werden nachlassen, oder du wirst so betrunken, dass du sowieso nichts mehr spürst.“
Er hob ihren Kopf leicht an und setzte den Becher abermals an Ambrosias Lippen. Diesmal trank sie ohne Widerrede bis zum letzten Tropfen alles aus. Behutsam ließ Riordan ihren Kopf wieder auf die Unterlage gleiten.
„Nun, fühlst du schon, wie es wirkt?“, erkundigte er sich.
Ambrosia lächelte verträumt. „Ja. Und du hast recht, es wird einem tatsächlich sehr warm davon. Mein Inneres fühlt sich an wie flüssiges Feuer.“
Riordan lachte. Er fühlte sich so gut und befreit wie noch nie zuvor. „Du weißt nicht, wie glücklich du mich machst“, erklärte er aus dem Überschwang seiner Empfindungen heraus.
„Glücklich?“
„Ich habe mir unbeschreiblich große Sorgen um dich gemacht, Ambrosia.“ Er schob ihr zärtlich eine Locke aus der Stirn. „Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Aber nun bist du ja außer Gefahr.“ Riordan schwieg, denn er sah, dass sie bereits eingeschlafen war.
Nachdem er die Nachricht nach oben an die Mannschaft gegeben hatte, dass es Matrose Lambert gut ging, und wieder in seine Kajüte zurückgekehrt war, hüllte sich Riordan in eine Wolldecke. Dann setzte er sich wieder auf den Stuhl, auf dem er zuvor bereits Wache gehalten hatte, legte die Füße auf den Kojenrand und schlief mit einem Lächeln auf den Zügen ein.
Ambrosia befand sich mitten in einem wunderschönen Traum. Ein sehr gut aussehender Fremder war im Hafen von Land’s End eingetroffen. Er war von dunkler, geheimnisvoller Ausstrahlung, und jedermann fragte sich mit einem leisen Schaudern, ob er wohl ein Pirat sei.
Der Vikar forderte eine ehrliche Auskunft. Doch der Fremde verwies immer nur wieder darauf, dass er wegen Ambrosia Lambert hier sei. Er würde nicht eher wieder abfahren, bevor sie sich einverstanden erklärt habe, den Rest ihres Lebens mit ihm zusammen über die Weltmeere zu segeln.
„Ja“, flüsterte sie in ihrem Traum. „Ich werde mit dir segeln. Denn das ist auch mein größter Wunsch.“
Daraufhin lächelte der Unbekannte, nahm sie in die Arme und presste die Lippen auf ihren Mund. Ambrosia legte ihm die Arme um den Nacken und bot ihm bereitwillig die Lippen.
„Ambrosia.“
„Ja.“ Sie reckte sich ihm noch ein wenig mehr entgegen, damit er sich endlich nahm, was sie ihm so bereitwillig anbot.
„Ambrosia.“ Die Stimme, die ihr schon beim ersten Ansprechen einen lustvollen Schauer verursacht hatte, erklang nun dicht an ihrem Ohr. Sie spürte warme Lippen an ihrer Schläfe. Schlagartig war sie wach.
„Riordan! Ich glaube, ich habe geträumt.“
„Ja, und es muss ein besonders süßer Traum gewesen sein.“ Er saß auf dem Kojenrand und hielt sie in den Armen. Das Gefühl seines Körpers an ihrem bereitete ihr ein nie zuvor gekanntes Sehnen, das sie nicht zu deuten wusste. „Du wirst mich nicht allein lassen, Riordan, nicht wahr?“
„Nein, wenn du es nicht willst.“
„Nein, du sollst bei mir bleiben.“ Ambrosia hob die Hand und legte sie an seine Wange. Es war eine so wunderbar sachte und rührende Geste, dass Riordan die Kehle plötzlich wie zugeschnürt war.
„Dann werde ich genau das tun und dich sicher halten.“ Er legte sich ohne Umschweife neben sie und nahm sie in die Arme. „Siehst du, Ambrosia. Du bist völlig sicher. Ist es so gut für dich?“
„Ja.“ Sie kuschelte sich dicht an Riordan und lauschte auf den Schlag seines Herzens. Sie wusste zwar nicht, ob der wunderbare Traum zurückkehren würde. Aber auf jeden Fall vergaß sie in Riordans Armen ihre Schmerzen.
Innerhalb kurzer Zeit war sie wieder eingeschlafen, und im sanften Schein des Mondlichts, das durch das kleine Bullauge oberhalb der Koje fiel, betrachtete Riordan aufmerksam ihr Gesicht.
Ambrosia war so schön, das es ihm beinahe den Atem nahm. Ihr Haar war so schwarz wie
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