HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Hände in die Hüften gestemmt und fragte herausfordernd: „Und was genau führt ihr zwei im Schilde?“
„Wir wollen uns der Familie anschließen, Matrose Lambert“, erwiderte Riordan lächelnd. „Uns gefällt der Gedanke an eine kleine Ferienreise an Bord dieses schmucken Seglers.“
Ambrosia sah, dass ihre Schwestern kurz davorstanden, laut loszulachen. Sie selber jedoch wurde immer wütender. Ihre Augen glitzerten vor Zorn. „Es gibt hier nur eine Kapitänskajüte, und die bewohnt unser Großvater“, erklärte sie.
Riordan tat so, als bemerkte er ihre Verärgerung nicht. „Und du und die anderen Damen, wo schlaft ihr?“
„In Hängematten, die wir unten im Mannschaftsquartier aufgehängt haben.“
„Newton und ich haben schon in vielen Hängematten auf unzähligen Schiffen geschlafen. Wir werden völlig zufrieden sein.“
Riordan wandte sich um und winkte den Seeleuten auf der Undaunted zum Abschied zu, denn die beiden Schiffe hatten begonnen, sich voneinander zu entfernen. Dann sagte er zu Geoffrey Lambert: „Matrosen Spencer und Findlay melden sich gehorsamst zum Dienst, Sir.“
Der alte Mann war offensichtlich begeistert. „Willkommen an Bord, Männer. Verstaut eure Sachen, und dann an die Arbeit. Wir wollen möglichst schnell Fahrt aufnehmen.“
„Aye, Captain.“ Riordan zwinkerte Newton zu, und gemeinsam gingen sie unter Deck, um ihre Seesäcke zu verstauen. Im Mannschaftsraum hingen in der Tat fünf Hängematten nebeneinander, und sie spannten ihre eigenen so weit entfernt wie möglich auf der anderen Seite des Quartiers auf. Zwischen ihnen und den Damen lag das Frachtgut, sodass die Ladies so ungestört wie möglich waren.
Ein wenig besorgt schaute sich Riordan um. Es herrschte eine ziemliche Enge hier unten. Hoffentlich dauerte die Fahrt nach London nicht so lange. Sonst würden die Nächte, in denen er Ambrosia in ihrer Hängematte liegen sah, eine einzige Qual für ihn werden.
Es war Nacht, und Riordan hatte freiwillig die Wache übernommen, damit die anderen schlafen konnten. Er stand am Ruder der Sea Challenge und genoss die Leichtigkeit, mit der sie sich steuern ließ.
Er schaute nach oben und sah unzählige Sterne am Himmel funkeln. Wie immer in solchen Nächten war ihm bis in den letzten Nerv bewusst, dass er das beste Leben führte, das es überhaupt geben konnte.
Es war Vollmond und der Himmel fast wolkenlos. Sterne und Mond schienen zum Greifen nahe, es wehte eine sanfte Brise, die gerade stark genug war, um die Segel zu blähen. Was konnte sich ein Mann mehr wünschen!
Wie als Antwort auf seine Überlegungen sah Riordan in diesem Moment einen Schatten über das Deck huschen. Ambrosia! Sie blieb an der Reling stehen und atmete in tiefen Zügen genussvoll die klare Luft ein. Dann drehte sie sich um, und ihre Blicke trafen sich.
„Ich konnte nicht schlafen“, erklärte sie nach einem Augenblick des Schweigens und trat näher.
„Das Gefühl kenne ich.“ Unverwandt schaute er sie an und spürte das ihm inzwischen bekannte Prickeln, sowie er ihrer ansichtig wurde. Ambrosia war groß, größer als die meisten Frauen. Sie überragte sogar manche Männer und reichte Riordan bis unter das Kinn. Sie war schlank wie eine Gerte mit verführerischen Rundungen an Hüfte und Brüsten.
Allein der Gedanke, wie sie sich an ihn schmiegte, weckte sein Verlangen. „Die Schlaflosigkeit rührt von der Aufregung her, nicht zu wissen, was einem bevorsteht.“
„Ist das so bei dir?“
Er nickte. „Schon seit meiner allerersten Fahrt auf einem Schiff. Das ist der Fluch, der über der Seefahrt liegt. Wenn du erst einmal den Lockruf des Meeres vernommen hast, gibt es kein Zurück mehr.“
„Und ich glaubte … Ich dachte, dieses Gefühl rührte bei mir daher, dass mir das Segeln so lange verwehrt wurde. Doch als ich meinen Bruder danach fragte, meinte er, ihm gehe es genau so.“
„Wir haben so manches Mal darüber gesprochen“, erwiderte Riordan, „dein Bruder und ich. Wir waren uns einig darin, dass wir lieber jung auf See sterben würden, als als alte Männer gezwungen wären, an Land zu leben.“
„Ich wünschte …“ Ambrosia stockte.
„Ja, was wünschst du?“
Offen sah sie ihn an. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel Zeit damit vergeudet, James abzulehnen. Gleichzeitig ließ ich ihm, wenn er von einer Fahrt nach Hause kam, keine Ruhe. Er musste mir immer alles genau berichten, was er auf der Reise erlebt und gesehen hatte. Und wenn er damit fertig war, lief ich
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