HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Grinsen, bei dem es Ambrosia eiskalt überlief.
Schließlich blieb der alte Lambert stehen. „Ich bin Captain Geoffrey Lambert“, erklärte er laut und deutlich.
„Er möge vortreten und seinem König seine Ehrerbietung erweisen.“
Je näher sie dem Monarchen kamen, desto erhabener kam er ihnen vor. King Charles war jünger, als Ambrosia erwartet hatte. Er wirkte schneidig und sah über alle Maßen stattlich aus. Er hatte die feinen Züge eines Poeten, eine leicht getönte Gesichtsfarbe sowie tiefschwarzes Haar, das sich über dem Kragen seines kostbaren Mantels kräuselte.
Vor den Stufen zu dem Podium blieben die Lamberts und ihre Begleiterinnen stehen. Die Männer verneigten sich, und die Damen knicksten tief.
„Erheben Sie sich, Captain Lambert. Ich möchte Ihre Familie kennenlernen.“
„Majestät.“ Geoffrey trat einen Schritt zurück, sodass die drei Lambert-Mädchen auf sich allein gestellt waren. „Das hier sind meine Enkelinnen, Ambrosia, Bethany und Darcy.“
Während die jungen Frauen tief erröteten und abermals in einem Knicks versanken, musterte der König sie ausgiebig. Dabei verweilte sein Blick etwas länger auf der dunkelhaarigen Schönheit in dem dunkelroten Gewand.
„Dieses hier ist die Kinderfrau der drei, Miss Winifred Mellon. Und hier ist unsere Haushälterin, Mistress Coffey. Der Herr hier ist Newton Findlay. Er war mein erster Steuermann während der Jahre, in denen ich über den Atlantik segelte.“
„Aha.“ Der König schaute sich um, ohne eine Miene zu verziehen. Oh, wie er den Pomp liebte! Er genoss das Schauspiel, die Art und Weise, wie die Menge den Atem anzuhalten schien, während sie auf seinen nächsten Schritt wartete.
Nach der öffentlichen Hinrichtung seines Vaters war King Charles gezwungen gewesen, sein halbes Leben im Exil zu verbringen. Umso mehr genoss er jetzt seine Macht. Und deshalb ließ er zu, dass sich das Schweigen in die Länge zog, bis die allgemeine Spannung beinahe körperlich spürbar wurde.
Als er abermals seine Stimme erhob, drang sie bis in den hintersten Winkel des riesigen Saales. „Es gab da eine gewisse Fracht an Bord der Dover , die auf die Undaunted gebracht wurde. Dabei handelt es sich um ein Schiff, das Ihrer Familie gehört, nicht wahr, Captain Lambert?“
„Jawohl, Majestät.“ Geoffrey spürte Ambrosias Hand, die sich in seine stahl.
„Diese Fracht wurde später auf ein weiteres Ihrer Schiffe verladen, nämlich auf die Sea Challenge . Stimmt das, Captain Lambert?“
„Jawohl, Majestät.“
„Mir wurde berichtet, dass die Sea Challenge von Piraten angegriffen worden sei, die die gesamte hier versammelte Gesellschaft gefangen genommen und die Fracht für sich beansprucht hätten.“
In der Menge breitete sich eine leichte Unruhe aus, die sich durch allgemeines Gemurmel äußerte. Viele reckten die Hälse, um einen Blick auf die Familie zu werfen, die die Wut von Piraten am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte.
Wieder setzte der König zum Sprechen an, und sofort herrschte absolute Stille. „Außerdem wurde mir berichtet, dass Sie alle nicht nur unter Einsatz Ihres Lebens den Piraten entkommen sind, sondern darüber hinaus sogar so viel von der Fracht retteten, wie Sie tragen konnten. Sodann gelang Ihnen mit dem Piratenschiff die Flucht hierher nach London.“
Nun erhob sich aufgeregtes Murmeln unter den Anwesenden. Nicht wenige standen auf und versuchten, weiter nach vorne zu kommen, um diese bemerkenswerte Familie näher in Augenschein zu nehmen. Unter ihnen waren auch Edwina und ihre Mutter sowie Silas Fenwick, der schweigend und mit versteinerter Miene das Geschehen beobachtete und aufmerksam zuhörte.
„Captain Lambert“, der König lächelte freundlich, „bringen Sie Ihre Familie hierher zu mir.“
„Zu … Da hinauf …?“ Der alte Mann fand keine Worte und ließ es zu, dass mehrere livrierte Wachen hinzutraten und ihm und seinen Lieben die Stufen zum Podium hinaufhalfen.
Zum grenzenlosen Erstaunen aller Anwesenden berührte der Monarch jedem und jeder Einzelnen der Lambert-Gesellschaft die Schulter, als sie vor ihn traten und ehrfürchtig seine Hand küssten. Dann wandte er sich an die versammelte Menge und erklärte mit lauter Stimme: „Ein dankbarer König würdigt die Opfer und Entbehrungen, die diese noblen Herrschaften für ihr Land und dessen Monarchen auf sich genommen haben.“
Sekundenlang herrschte absolutes Schweigen, dann begannen die Mitglieder des Königlichen Rats, mit ihren Stäben
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