HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
nicht, böte sich ihr vielleicht die Gelegenheit, den König dazu zu überreden, ihr Riordans Aufenthaltsort zu verraten.
Ja, so wollte sie es angehen. Vorausgesetzt, sie konnte ihrer Stimme vertrauen, wenn sie den König ansprach. Sie würde es wagen, ihn zu fragen. Das war sie ihrem traurigen, einsamen Herzen schuldig.
19. KAPITEL
Ambrosia setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und folgte dem livrierten Bediensteten, der die Gesellschaft in einen abgelegenen Raum führte. Dort flackerte ein Feuer in einem schmiedeeisernen Herd. Um diesen herum standen im Kreis hochlehnige Stühle und kleine Tische.
Es wurden Tee und Ale gereicht sowie kleine Gebäckstücke und verschiedene Käsesorten.
Nach und nach traten andere Gäste ein, vornehme Lords mit ihrer jeweiligen Damenbegleitung, ein Franzose und ein Spanier, die mühelos in der Unterhaltung vom Englischen in ihre Muttersprachen wechselten. Ein Kardinal war anwesend mit einem Gehilfen sowie mehrere Mitglieder des Thronrats.
Sie alle ließen es sich nicht nehmen, Geoffrey Lambert und seine Familie zum erfolgreichen Ende ihres aufregenden Abenteuers zu beglückwünschen.
Jedes Mal, wenn die Tür geöffnet wurde, wandte Ambrosia erwartungsvoll den Kopf. Und jedes Mal wurde sie enttäuscht, wenn sie wieder nur ein fremdes Gesicht erblickte. Ihre Enttäuschung wuchs und drohte sie zu überwältigen.
Newton, dem ihre Verfassung nicht entging, beugte sich dicht zu ihr herüber. „Mach dir keine Sorgen, Mädchen. Er wird kommen.“
Sie lächelte kläglich, wobei ihre Lippen ein wenig bebten. „Der König sagte, er habe Riordan auf eine gefährliche Mission geschickt.“
„Nun, das dürfte weder die erste noch die letzte sein“, gab Newton ruhig und gelassen zurück und tätschelte ihre Hand.
„Aber ich ertrage es nicht, mich stets so um ihn sorgen zu müssen, Newton.“
„Auch das gehört zur Liebe, Kleines“, meinte der Alte. „Sich sorgen und sich Fragen stellen.“
Schlagartig wurde Ambrosia klar, dass Newton über etwas sprach, das er aus eigener Erfahrung gut kannte. „Wer war sie, Newt?“, fragte sie.
Nach kurzem Zögern erklärte er: „Sie war ein walisisches Mädchen, das hübscheste Mädel, das mir je unter die Augen gekommen ist, so süß und unschuldig. Die Männer in ihrer Familie waren Fischer.“
„Warum hast du sie nicht geheiratet?“
„Sie wollte, dass ich die Seefahrt aufgebe, denn sie meinte, die ständige Sorge um mich nicht aushalten zu können. Sie flehte mich an, es ihrer Familie gleichzutun, doch dazu konnte ich mich nicht überwinden.“
„Und so habt ihr euch getrennt?“
„Ja, mein Schiff sollte wenig später ablegen. Und ich war nicht bereit, es ohne mich abfahren zu lassen.“
„Und? Hast du sie je wieder gesehen?“
„Ein einziges Mal.“ Newton wandte den Kopf zur Seite, sodass Ambrosia seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. „Jene Reise war die, auf welcher ich das unglückliche Zusammentreffen mit dem Hai hatte und mein Bein verlor. Ich ging zu ihr, um ihr zu sagen, dass ich jetzt Fischer werden könnte. Doch ich kam zu spät.“
„Willst du damit sagen, dass sie dich nicht mehr wollte, weil du ein Bein verloren hattest?“, flüsterte Ambrosia.
„Nein, nein.“ Newton schüttelte den Kopf. „Wenn es so gewesen wäre, hätte ich ihre Entscheidung akzeptieren können. Doch die Wahrheit war viel schlimmer. Sie gestand mir, dass sie mich noch immer liebte. Aber sie hatte zwischenzeitlich einen anderen geheiratet und trug sein Kind unter dem Herzen.“
„Ach, Newt.“ Ambrosia berührte ihn in einer Geste des Mitgefühls am Arm.
„Eines darfst du nie vergessen, Mädchen“, raunte er ihr eindringlich zu. „So eine Liebe begegnet einem nur ein einziges Mal im Leben. Und wenn wir diese kostbare Gelegenheit vergeuden mit Sorgen darüber, was die Zukunft wohl bringen mag, könnten wir die Folgen ein Leben lang bereuen.“ Damit leerte er seinen Becher und ging davon, um sich ein neues Ale zu holen.
Es war das erste Mal gewesen, dass er irgendjemand von seiner Qual erzählt hatte. Und selbst nach so langer Zeit drohte der Schmerz um die verlorene Liebe ihn immer noch zu überwältigen. Aber wenn er damit Ambrosia helfen konnte, diese so schwierige Zeit zu überstehen, dann sollte ihm das jede Mühe und schmerzliche Erinnerung wert sein.
Lange Reihen hölzerner Tische waren an den Längsseiten des riesigen Speisesaals aufgestellt. Die Gäste wurden an Tischen zu ihren Plätzen geführt, die ihrem
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