Historical Lords & Ladies Band 40
der Bibliothek aus ihrer Erinnerung zu löschen … Ebenso wenig konnte sie die verwirrende Tatsache bestreiten, dass sie Christian immer noch liebte. Niemals hatte sie aufgehört, ihn zu lieben. Und sie würde ihn weiterhin lieben. Bis zu einem gewissen Grad erwiderte er ihre Gefühle. Aber vor sieben Jahren hatte er sie auch gemocht – und wegen einer anderen grausam im Stich gelassen. Ein zweites Mal durfte er ihr Herz nicht brechen. Um sich davor zu schützen, musste sie so bald wie möglich abreisen.
Eine tiefe Stimme rief ihren Namen und riss sie aus ihren deprimierenden Gedanken. Auf der schmalen Straße galoppierte ihr Giles entgegen. „Hast du Sophie gesehen?“, fragte er atemlos.
„Nein, seit dem Lunch nicht mehr.“
„Um Himmels willen, wo steckt sie nur!“ Seine Besorgnis hätte nicht echter wirken können. „Zuerst durchsuchten wir das Haus – leider vergeblich. Dann erklärte uns ein Stallbursche, er habe ihre graugescheckte Stute gesattelt, kurz nachdem du weggeritten seist. Natürlich nahm ich an, sie wäre dir gefolgt.“ Er spähte nach allen Seiten, als erwartete er, Sophie würde wie durch ein Wunder hinter einer Hecke auftauchen. „Heute Morgen war sie schlechter Stimmung. Ich fürchte, sie trauert diesem Maler nach. Aus irgendeinem Grund wollte sie zur Abtei reiten. Aber ich finde die Ruinen so langweilig, und daher schlug ich vor …“ Plötzlich unterbrach er sich und schnappte entsetzt nach Luft, eine schauspielerische Meisterleistung. „Du denkst doch nicht etwa …?“
Megan wusste nicht, was sie denken sollte. War Sophie tatsächlich weggeritten, ohne jemandem mitzuteilen, was sie plante? Das sah ihr nicht ähnlich. Andererseits neigte sie zu romantischen Fantastereien. Hatte sie die Höhle aufgesucht, um sich ein Beispiel an jener albernen Legende zu nehmen, Kents Namen zu rufen und auf Antwort zu hoffen?
„Sehen wir nach“, entschied Megan.
„Nein, es ist besser, du reitest schon mal voraus. Ich werde Christian über unseren Verdacht informieren. Dann komme ich sofort nach.“
Zum Glück protestierte sie nicht. Giles beobachtete, wie sie davonritt. Sobald sie hinter einer Straßenbiegung verschwand, galoppierte er zum Haus des Verwalters. So weit, so gut, dachte er zufrieden. Gott segne die kleine Sophie. Offenbar hatte sie die Rolle des liebeskranken Schulmädchens, das sich nach einem attraktiven Künstler sehnte, gut genug gespielt, um ihre Tante zu überzeugen. Aber würde sein scharfsinniger Bruder auch darauf hereinfallen?
Wie erwartet, hatte sich Christian bis jetzt im Haus des Verwalters aufgehalten. Soeben verließ er das strohgedeckte Cottage am Rand der Blackmore-Ländereien. Giles ritt auf ihn zu und wiederholte mehr oder weniger, was er Megan erzählt hatte. Bedauerlicherweise erwies sich seine Skepsis als berechtigt. Sein Bruder war nicht so leichtgläubig.
„Auf unserer Abendgesellschaft gewann ich nicht den Eindruck, dass mein Mündel diesem Maler nachweint. Sophie schien sich köstlich zu amüsieren.“
„Das dachte ich auch. Aber du kennst ja die Frauen“, fügte Giles hinzu, während Christian auf seinen schwarzen Wallach stieg. Seite an Seite ritten sie die Straße entlang. „Sie sind so wankelmütig … Natürlich hat sich Sophies Laune auch nicht gebessert, als sie erfuhr, dass ihre Tante morgen abreisen will.“
Voller Genugtuung sah er den Bruder unter der Sonnenbräune erblassen. In Christians dunklen Augen spiegelten sich Zorn und Angst wider. „Wann hast du das gehört?“, fragte er mit scharfer Stimme.
„Heute Morgen. Sophie gab mir Bescheid. Und es stimmt tatsächlich. Beim Lunch sprach Megan mit Cousine Matilda darüber.“
Der Erfolg des Täuschungsmanövers war unübersehbar. Wütend presste Christian die Lippen zusammen.
Vielleicht, überlegte Giles, hat er auf den richtigen Moment gewartet, um mit Megan über die Ereignisse der Vergangenheit zu reden. Und das hat er nur deshalb so lange hinausgeschoben, weil er fürchtet, sie würde ihm nicht verzeihen. Jetzt darf er nicht mehr zögern – die Zeit drängt.
Entschlossen zügelte Giles sein Pferd. „Megan ist zur Abtei geritten, um Sophie zu suchen, und das gefällt mir nicht. Bald wird die Dunkelheit hereinbrechen. Eigentlich wollte ich sie begleiten – doch dann dachte ich, es wäre besser, dich vorher zu informieren.“ Als er keine Antwort bekam, ergriff er energisch die Initiative. „Du solltest ihr folgen. Inzwischen reite ich zu den Fortescues. Vielleicht
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