Historical Lords & Ladies Band 40
wirklich, du wärst für Louisas Tod verantwortlich?“
Christian nickte. „Und für den Tod seines ungeborenen Kindes.“
Bis sie die Bedeutung dieser Worte verstand, verstrichen mehrere Sekunden. Hatte Louisa ihren Mann nicht geliebt? Großer Gott, was mochte in dieser unseligen Ehe geschehen sein?
Spöttisch verzog er die Lippen. „Falls du immer noch glaubst, ich hätte mich auf den ersten Blick in Louisa Berringham verliebt, irrst du dich gewaltig. Gewiss, ich fand sie schön und begehrenswert. Aber ich habe sie nur wegen ihres Geldes geheiratet.“
In Megans Kopf begann sich alles zu drehen. Eine lieblose Ehe – nur wegen Louisas Vermögen? Sie hatte Christian niemals für habgierig gehalten. Außerdem zählten die Blackmores seit Generationen zu den reichsten Familien der Grafschaft.
„Bist du schockiert, mein Liebling? Ja, das sehe ich dir an.“ Er ließ ihre Finger los, um seinen Hut und den Mantel auf den Boden zu legen. „In dieser Gegend dachten alle, die Blackmores wären wohlhabend. Und das traf auch zu, bis mein Vater das Oberhaupt der Familie wurde. Er besaß keinerlei Geschäftssinn und interessierte sich nicht für die Ländereien – umso mehr für die Londoner Spielsalons. Meiner Mutter gelang es, seine Extravaganz in Grenzen zu halten. Aber nach ihrem Tod …“
Megan hörte den bitteren Unterton in seiner Stimme, und sie verstand sehr gut, was er empfand. In seiner Jugend hatte er auf viele Amüsements verzichtet, die andere Gentlemen in seiner Gesellschaftsschicht genossen, und sich stattdessen um das Landgut gekümmert. Während dieser Zeit hatte der leichtfertige Vater in London die Erträge der Ländereien, von seinem Sohn hart erarbeitet, selbstsüchtig verschwendet.
„Vor allen Problemen verschloss mein Vater die Augen“, fuhr Christian fort, „und er spielte weiterhin den reichen Gutsherrn. Bei Georgianas Hochzeit begnügte er sich nicht mit unserer Feier in Moor House. Sobald das glückliche Paar von der Hochzeitsreise zurückkehrte, gab er eine grandiose Party in London und lud ein paar Hundert Gäste ein.“ Er hielt kurz inne, um ein Holzscheit ins Feuer zu werfen. „Immer wieder wurde er von unserem Anwalt Metcalf gewarnt. Aber mein Vater hörte nicht darauf. Er glaubte, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er die Gunst der Glücksgöttin wieder genießen würde. Stattdessen kehrte sie ihm endgültig den Rücken. Monatelang erlitt er schwere Verluste an diversen Spieltischen, und das Unvermeidliche blieb nicht aus. Die Banken verweigerten ihm weitere Kredite, die Gläubiger rannten ihm die Türen ein, und ganz London war von seinen Schuldscheinen übersät. In unserer Gesellschaft gehört es zu den schlimmsten Verbrechen eines Gentlemans, seine Spielschulden nicht zu begleichen. Und so war mein Vater an den Spieltischen der haut monde nicht mehr willkommen. Davon ließ er sich nicht beirren und setzte den Weg ins Verderben fort, diesmal am Rand der Gesellschaft, wo er dem reichen Kaufmann Roderick Berringham begegnete. Im Gegensatz zu meinem Vater war Berringham ein hervorragender Geschäftsmann. Im Lauf der Jahre hatte er ein Vermögen erworben. Aber er konnte nicht kaufen, was er am meisten ersehnte – eine angesehene Position in den höchsten Londoner Kreisen. Dieses Ziel würde er nur erreichen, wenn seine Tochter in eine alte, respektable Familie einheiratete. Genau das bot mein Vater ihm an, und eine so großartige Chance ließ sich Berringham natürlich nicht entgehen. Also wurde ich nach London beordert und wie das sprichwörtliche Lamm zur Schlachtbank geführt.“ Christians Gelächter, das im Kellergewölbe widerhallte, klang eher wie ein Schmerzensschrei. „Was zwischen meinem Vater und mir besprochen wurde, will ich dir ersparen, Megan. Es war eine sehr unerfreuliche Begegnung. Schließlich erklärte er, ich müsste Louisa Berringham heiraten, oder ihr Vater würde alle seine Spielschulden einfordern, und Moor House wäre verloren.“
„Chris, du hattest keine Wahl“, versicherte Megan verständnisvoll.
Aber sein Gewissen verbot ihm, ihre Verzeihung leichten Herzens zu akzeptieren. „Natürlich hätte ich den Verlust kaum ertragen. Warum sollten Giles und ich unter dem Leichtsinn unseres Vaters leiden? Und doch – in diesen letzten Jahren fragte ich mich immer wieder, ob ich Louisa auch geheiratet hätte, wenn sie nicht so wunderschön gewesen wäre. Wie auch immer …“ Seufzend schüttelte er den Kopf. Falls ich jemals in ihrem Bann
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