Historical Lords & Ladies Band 40
doch sie war bereits tot.“
„Und du glaubst, sie hätte das Kind ihres Vetters erwartet?“, fragte Megan leise.
„Nein – obwohl ich neulich herausfand, dass er für kurze Zeit aus Italien nach England zurückgekehrt war. Natürlich wagte er nicht, nach London zu kommen und das Missfallen seines Onkels zu erregen. Deshalb kam er nach Dorset. Louisa wusste, dass ich im Juli jenes Jahres meine Schwester besuchen würde. Und so nutzte sie meine Abwesenheit, um ein heimliches Treffen mit ihrem Vetter zu arrangieren. Dabei begnügten sie sich wohl kaum mit Gesprächen. Aber er konnte das Kind unmöglich gezeugt haben. Nach Louisas tödlichem Unfall ließ ich sofort den Arzt rufen, und er bemühte sich erfolglos, das Baby zu retten. Wie er mir versicherte, war meine Frau bereits im achten Monat gewesen.“
„Und das hast du Berringham letzte Nacht erzählt? Glaubt er dir?“
„Vermutlich. Warum sollte ich ihn belügen?“
„Und wieso nahm er an, er wäre der Vater des Babys?“
„Louisa schrieb ihm und behauptete, sie würde ein Kind von ihm erwarten. Bei unserer nächtlichen Unterhaltung teilte er mir mit, sie habe geplant, nach ihrer Niederkunft nach Italien zu fahren und mit ihm zusammenzuleben. Der arme Narr bildete sich tatsächlich ein, sie hätte ihn geliebt. Auch diese Illusion habe ich zerstört. Louisa war unfähig, irgendjemanden zu lieben – nur sich selbst. Weder ihm noch mir war sie treu gewesen. Wenige Wochen nach unserer Hochzeit wurde ihr Name mit mehreren Londoner Lebemännern in Verbindung gebracht. Keine Ahnung, ob sie Affären mit ihnen hatte … Sie beteuerte, sie würde nur ein bisschen flirten. Aber ich fürchte, ihr Wort zählte nicht viel. Wäre das Baby am Leben geblieben, hätte ich es allein großgezogen.“
Mitfühlend berührte Megan seinen Arm. „Wie schrecklich muss das alles für dich gewesen sein!“
„Ich habe nichts Besseres verdient.“ Er wandte sich zu ihr, und der kalte Ausdruck in seinen Augen verwandelte sich in Zärtlichkeit. „Um Moor House und die Ländereien zu bewahren, um Giles’ Zukunft und meine eigene zu sichern, habe ich Louisa geheiratet – und das Kostbarste verloren, deine Liebe.“
„Oh nein“, beteuerte sie mit gepresster Stimme. „Niemals habe ich aufgehört, dich zu lieben, Christian. Und ich werde dich immer lieben …“
Mit einem halb erstickten Schrei zog er sie an sich, und ein heißer Kuss verschloss ihren Mund. Er hatte nicht geplant, die Situation auszunutzen. Doch die Küsse allein entschädigten ihn nicht für die jahrelange unerfüllte Sehnsucht nach der geliebten Frau.
Alles von ihr wollte er spüren, ihre Haut von Kopf bis Fuß. Und als die Kleider ihn nicht mehr behinderten, genoss er endlich das exquisite Entzücken, Megan vollends zu besitzen.
So unschuldig sie auch war – sie wusste, dass es für einen vitalen Mann von einem gewissen Moment an kein Zurück mehr gab. Und für eine leidenschaftliche Frau auch nicht! Mit Händen und Lippen erforschten sie einander, liebkosten sich hingebungsvoll, und Megan verschwendete keinen Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft – schon gar nicht an die möglichen Konsequenzen ihrer Kapitulation. Jetzt zählte nur das unbeschreibliche Glück in Christians Armen. Als er sich mit ihr vereinte, war der kurze Schmerz ein geringer Preis, den sie für ihre überwältigende Freude zahlen musste.
15. KAPITEL
A ls das erste Licht des neuen Tages aus der Höhle in den Keller drang, erwachte Megan. Sie lag wieder allein auf der Rosshaarmatratze. Aber diesmal empfand sie keine Angst. In das Rauschen der Brandung mischte sich ein fröhliches Pfeifen und verriet ihr, dass Christian nicht weit entfernt war.
Wohlig streckte sie sich. Wenn der Schauplatz ihrer ersten Liebesnacht auch nicht besonders luxuriös war – ein heißeres Glück hätte sie nicht empfinden können. Um ihre Zufriedenheit zu vervollkommnen, fehlte ihr nur eine Mahlzeit. Seit dem Lunch am Vortag hatte sie nichts zu sich genommen, und sie war furchtbar hungrig. Vielleicht bildete sie sich deshalb ein, unentwegt das verlockende Aroma eines Brathuhns zu riechen.
Sie warf die Pelzdecke beiseite und zog sich hastig an. Dann eilte sie zum Eingang der Höhle und sah Christian auf den Stufen sitzen. Er schien ihre Nähe zu spüren, denn er drehte sich um. Statt des erhofften Lächelns begegnete sie einer ernsten, sogar schuldbewussten Miene, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Bereute er, was geschehen war? Fand
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