Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
ein, als er Hawks finstere Miene sah: „Allerdings glaube ich, du bist der … Reize der Dame bereits überdrüssig, oder?“
„Nach der Aufmerksamkeit, die du und Lucian auf die unglückliche Frau gelenkt habt, hielt ich es für besser, mich zurückzuziehen, um keinen Skandal heraufzubeschwören.“
„Wenn du nicht so verdammt heimlichtuerisch wärst, was deine Mätressen angeht, wäre das alles gar nicht passiert. Aber du kannst Gift darauf nehmen, Hawk, dass ich nicht heiraten werde, nur um deine empfindsamen Gefühle zu besänftigen.“
„Du benimmst dich völlig lächerlich, Sebastian.“
„Nein, Hawk.“ Sebastian wurde plötzlich ernst. „Wenn du nur etwas mehr darüber nachdenkst, würde dir bewusst werden, dass du derjenige bist, der sich lächerlich benimmt, indem du glaubst, du könntest für mich eine Frau aussuchen.“
„Ganz im Gegenteil, Sebastian. Ich bin davon überzeugt, dass ich dir damit sogar einen Gefallen tue. Tatsächlich habe ich für uns bereits eine Einladung von Sir Barnaby und Lady Sulby angenommen.“
„Ich nehme an, das sind die Eltern meiner zukünftigen Braut.“
„Olivia Sulby ist Sir Barnabys und Lady Sulbys Tochter, in der Tat.“
Kopfschüttelnd erhob Sebastian sich. „Dann, fürchte ich, musst du jegliche Einladung, die du in meinem Namen angenommen hast, wieder rückgängig machen.“ Er hielt entschlossen auf die Tür zu.
„Was tust du?“, sagte Hawk drohend.
„Ich gehe.“ Sebastian wandte sich um und betrachtete ihn kurz mitleidig. „Doch bevor ich gehe, habe ich dir noch einen Vorschlag zu machen.“ Er hielt an der offenen Tür inne.
„Einen Vorschlag?“ Hawk konnte, so ungewöhnlich es für ihn war, kaum seine Wut im Zaum halten, so sehr reizte ihn die Sturheit seines Bruders.
Sebastian nickte. „Sobald du verheiratet bist, und zwar glücklich verheiratet, verspreche ich dir, ebenfalls ernsthaft über eine Heirat nachzudenken.“ Beschwingten Schrittes verließ er die Bibliothek und schloss die Tür leise hinter sich.
Erschöpft lehnte Hawk sich im Sessel zurück und betrachtete eine ganze Weile die geschlossene Tür, bevor er nach der Brandykaraffe griff und sich eine beachtliche Menge einschenkte.
Verdammt.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Für gewöhnlich vermied er es, Einladungen aufs Land anzunehmen, sobald die Saison vorüber war und die Mitglieder des Oberhauses sich in die Sommerpause begaben. Auch dieses Mal hatte er nur deswegen eingewilligt, eine Woche bei den Sulbys in Norfolk zu verbringen, weil er Sebastian der jungen Frau vorstellen wollte, die vorzüglich geeignet wäre, dessen Braut zu werden.
Hawk war mit Sir Barnaby Sulby bekannt. Sie hatten schon mehrere Male gemeinsam in ihrem Klub gespeist. Während der Saison hatte sich allerdings keine Gelegenheit ergeben, auch die Frau und Tochter des Gentlemans kennenzulernen. Hawk wusste jedoch, dass Olivia Sulby nach dem Tod ihres Vaters Markham Park und die dazugehörigen tausend Morgen Land erben würde. Für den jüngeren Bruder eines Dukes eine wahrlich vorteilhafte Partie.
Doch Sebastian schien ja nicht die Absicht zu haben, sich zu vermählen, bevor er selbst ihm nicht mit gutem Beispiel vorangegangen war. Das bedeutete, dass er sich völlig grundlos verpflichtet hatte, eine Woche in Norfolk zu verbringen – in einer flachen und abwechslungslosen Moorlandschaft, so ganz anders als sein geliebtes Gloucestershire.
Die Aussicht darauf fand Hawk etwa so reizvoll wie den Gang zum Galgen.
„Da bist du ja, Jane. Trödle doch nicht so auf der Treppe herum, Mädchen!“
Lady Gwendoline Sulby, eine verblasste Schönheit in den Vierzigern, zeigte unumwunden ihre Ungeduld, als der Gegenstand ihrer Kritik auf der Treppe innehielt und weder herunterkam noch hinaufstieg. „Nein, nein, warte. Geh wieder nach oben und hole mir meine Stola, bevor unsere Gäste eintreffen. Das Seidentuch mit den gelben Rosenknospen. Mir scheint, das Wetter schlägt um, Sulby“, wandte sie sich besorgt an ihren beleibten Gatten, der in Erwartung ihrer Gäste neben ihr in der geräumigen Empfangshalle stand.
Sir Barnaby war zwanzig Jahre älter als seine Frau, und in diesem Moment schien er sich in seinem Hemd mit dem hohen Kragen und dem eng gebundenen Krawattentuch recht unbehaglich zu fühlen. Die gelbe Weste spannte sich schon fast gefährlich über seinem runden Bauch; der braune Gehrock und die cremefarbene Kniehose vermochten diesen Umstand kaum zu verbergen.
Armer Sir Barnaby, dachte Jane,
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