Historical Mylady Spezial Band 2
wir füreinander entdeckt haben, weiter erkunden und bis zur Neige auskosten.“
Juliet wurden die Knie weich bei dem Gedanken, viele Stunden, Tage, ja Wochen mit Sebastian allein zu sein, nach Herzenslust die fleischlichen Freuden zu genießen, die sie selbst so spät erst kennengelernt hatte …
Doch das kam ihr ganz und gar unmöglich vor, wenn sie daran dachte, dass sie diesen Mann liebte. Dass der Schmerz, den sie empfinden würde, wenn die Zeit gekommen war, sich endgültig von ihm zu trennen, um so viel größer sein würde.
Sie zwang sich zu einem unaufrichtigen Lächeln. „So erfreulich diese Tage auch gewesen sind, versichere ich dir, dass meine Leidenschaft für dich völlig erloschen ist“, log sie und entzog ihm ihre Hand. „Bitte versuche nicht, dieses Thema noch einmal aufzubringen. Es war ein angenehmes Zwischenspiel, für das ich dir wirklich danke, aber jetzt musst du dein Leben weiterleben und ich das meine.“ Sie nickte ihm ein letztes Mal kühl zu, wandte sich ab und ging zu einer Gruppe junger Damen hinüber, die sie – ganz anders als am Abend ihrer Ankunft – mit warmer Herzlichkeit empfingen.
Sebastian achtete nicht auf William Bancroft, der ihm bedeutete, ihm zu folgen, sondern sah Juliet mit ausdrucksloser Miene nach. Er war eiskalt abgefertigt worden und wusste nicht, auf wen er wütender war. Auf sich, weil er sich in diese Sache hatte verwickeln lassen, die gewiss noch seinen Untergang bedeuten würde, oder auf Bancroft und Gray, die ihn überhaupt erst darin verwickelt hatten.
Innerlich kochte er noch immer vor Wut, als er die Tür zu Bancrofts Arbeitszimmer aufriss, ohne vorher anzuklopfen. Feindselig starrte er Bancroft und Gray an, als sie sich nach ihm umdrehten. „Ich hoffe, es ist wichtig“, schnauzte er den Earl fast an. „Seien Sie versichert, ich bin nicht in der Stimmung für Ihre üblichen theatralischen Spielchen!“
„Keine Spielchen, St Claire, sondern der unwiderlegbare Schuldbeweis. Die Information, die Sie mir heute gaben, hat uns dazu verholfen“, verkündete der Earl und erhob sich hinter seinem Schreibtisch, die Miene todernst. „Wenn Sie bitte hereinkommen möchten, damit uns niemand belauschen kann?“
Sebastians Herz setzte einen Schlag aus. Er trat endgültig ein und schloss die Tür leise hinter sich.
Juliet begab sich gleich nach dem Dinner in Lord Bancrofts Arbeitszimmer, weil man sie diskret darum gebeten hatte, aber sie konnte sich nicht vorstellen, warum sie hier war. Oder warum Sebastian und Lord Grayson ebenfalls anwesend waren. Lord Grayson stand vor dem Fenster, Sebastian hinter dem Sessel, in dem sie Platz genommen hatte, seine Miene finster und unnahbar, seine Körperhaltung hingegen fast beschützend.
Alle drei Männer strahlten eine Anspannung aus, die nicht dazu beitrug, sie zu beruhigen. Fragend sah sie Lord Bancroft an, der vor dem Kamin stehen geblieben war. „Möchten Sie mir nicht sagen, warum Sie mich herbestellt haben?“
William Bancroft nickte ernst. „Es geht um eine recht heikle Angelegenheit.“
„Ja?“
„Sehr heikel.“
Verwirrt wandte Juliet den Kopf und sah zu Sebastian auf, der grimmig die Lippen zusammenpresste. „Vielleicht sollten Sie Juliet zuerst die gute Nachricht mitteilen, was, Bancroft?“, schlug er vor. „Oder vielleicht sollte ich es tun.“ Er trat um den Sessel herum und stellte sich neben sie. „Die gute Nachricht ist, dass du – im Gegensatz zu dem, was Bancroft und Grayson ursprünglich geglaubt haben – nicht mehr unter dem Verdacht stehst, eine Spionin für die Franzosen zu sein!“
Sie keuchte entsetzt auf, das Gesicht plötzlich leichenblass, die schönen grünen Augen bestürzt. „Ich … Wovon redest du da?“
„Vielleicht sollten Sie es doch mir überlassen, die Dinge zu erklären, St Claire“, meinte Bancroft vorwurfsvoll.
Sebastian blieb völlig ungerührt und hielt den Blick unverwandt auf Juliet gerichtet. „Du wurdest aus einem Grund nach Banford Park eingeladen, nur aus einem einzigen Grund“, enthüllte er ihr. „Damit Bancroft und die übrigen Agenten der Krone die nötigen Beweise sammeln konnten, um dich sowohl des Hochverrats an deinem Land als auch des Mordes an deinem Gatten überführen zu können!“
„Das reicht, St Claire“, warnte der Earl ihn in eisigem Ton.
„Es reicht noch lange nicht“, konterte Sebastian zornig. Er empfand eine völlig hilflose, verzweifelte Wut, weil er wusste, dass Juliet ihm niemals vergeben würde, sobald sie
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