Historical Mylady Spezial Band 2
endgültig unerreichbar für ihn sein würde.
„Bist du gekommen, um dich an meiner Niederlage zu weiden?“, fuhr Juliet Sebastian an, als er später vom Balkon aus ihr Schlafzimmer betrat.
„Niemals.“ Er schüttelte mitfühlend den Kopf. „Juliet …“
„Rühr mich nicht an“, zischte sie, als er die Arme nach ihr ausstreckte.
Sie konnte es nicht ertragen, berührt zu werden – von niemandem. Sie wusste, dann würde sie die mühsame Kontrolle über ihre Gefühle verlieren und sich nicht länger beherrschen können. Und der Schmerz, den sie mit aller Kraft zu unterdrücken versuchte, würde sie verschlingen.
Der Schmerz, Helena beichten zu hören – nein, sie hatte es stolz verkündet! –, dass sie schuldig war an allem, dessen Lord Bancroft sie beschuldigte. Diese Helena war eine Fremde für Juliet, nicht mehr das Kind, mit dem sie einst gespielt hatte, nicht mehr die Freundin und Vertraute der letzten sechs Jahre.
Helena hatte ihre Eltern und Juliet und England verraten, und all das ohne einen Hauch von Reue. Der Himmel wusste, wie schwer das zu ertragen war, und sie hätte es nicht geglaubt, wenn sie es nicht selbst aus Helenas Mund gehört hätte.
Dennoch quälte sie eine andere Enttäuschung noch viel unerträglicher. Sie schmerzte so sehr wie nichts zuvor in ihrem Leben – weder ihre Ehe mit Crestwood noch Helenas Verrat.
Sebastians Täuschung und Hinterhältigkeit war zu viel für sie. Zu wissen, dass er nur mir ihr geflirtet, sie umworben und verführt hatte, um herauszufinden, ob sie eine Spionin war! Noch nie hatte sie sich so gedemütigt gefühlt.
Sie selbst hatte sich in ihn verliebt, während er die ganze Zeit ein falsches Spiel gespielt hatte, um sie in die Falle zu locken!
„Ich wünsche, dass Sie gehen, Lord St Claire.“
Seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Sebastian verzweifelte, als er sah, mit welchem Abscheu, welcher Verachtung Juliet ihn ansah. „Bitte, lass mich dir bitte erklären …“
„Es gibt nichts zu erklären“, fiel sie ihm scharf ins Wort. „So unglaublich es mir immer noch erscheint, hat meine Cousine mir gestanden, dass sie in allen Anklagepunkten, die gegen sie erhoben werden, schuldig ist.“ Ihre Stimme zitterte leicht. „Es gibt nichts mehr zu sagen. Weder zu diesem Thema noch zu irgendeinem anderen“, fügte sie wieder fester hinzu. „Mein einziger Wunsch ist es jetzt, von hier abzureisen und mich auf mein Gut zurückzuziehen.“
Sebastian nickte. „Das Geständnis deiner Cousine befreit dich wenigstens von dem Verdacht, deinen Mann getötet zu haben. Jetzt wirst du dich wieder frei in der Gesellschaft bewegen können.“
„Das möchte ich aber gar nicht!“ Ihre grünen Augen funkelten vor Wut. „Helena ist meine Cousine. Sie war viele Jahre lang meine Vertraute. Dass sie am Tod ihrer Eltern und meines Ehemanns schuld sein soll, ist unerträglich!“ Ihre Brüste hoben und senkten sich schnell. „Fast wünschte ich, ich hätte Crestwood umgebracht und nicht Helena. Dann würde dieser Verrat mich wenigstens nicht so quälen!“
Sebastian brauchte gar nicht erst zu hören, dass sie denselben Schmerz über seinen Verrat empfand. Ihr hasserfüllter Blick sagte alles. „Juliet, du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich dich nie für schuldig gehalten habe.“
„Ich möchte kein Wort von Ihnen hören, und erst recht keines mehr glauben, Lord St Claire!“, verkündete sie. „Ich reise morgen bei Tagesanbruch ab. Wir werden uns nicht wiedersehen.“
„Juliet …“
„Wir werden uns nie wiedersehen, Sebastian“, wiederholte sie entschieden.
Und er wusste, dass er sie nicht umstimmen konnte.
16. KAPITEL
Zwei Monate später. Im Haus der Countess of Crestwood, Berkeley Square, London
J u liet sah von ihrer Stickerei auf, als der ältliche Butler ihres Stadthauses in London zögernd an der Tür zum Salon stehen blieb. „Was gibt es, Haydon?“, ermutigte sie ihn, als sie seine Verlegenheit bemerkte.
„Sie haben Besuch, Mylady.“
„Besuch?“, wiederholte Juliet beunruhigt.
Der Butler nickte steif. „Ein Lord St Claire.“
Juliet schluckte mühsam. Sebastian! Fühlte sie sich stark genug, ihn zu empfangen? Sie hatte sich bereits damit abgefunden, dass sie ihn noch einmal sehen würde, bevor sie nach Shropshire zurückkehrte, aber ausgerechnet heute Morgen?
„Ich fürchte, der Gentleman weigert sich zu gehen, bevor er nicht mit Ihnen gesprochen hat, Mylady“, teilte ihr Haydon mit gequälter Miene
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