Historical Mylady Spezial Band 2
William Bancroft zu Lord Grayson und schließlich zu ihm hinüber. „Und Sie, Sir? Sie haben angedeutet, dass diese Gentlemen Agenten der Krone seien. Welche Rolle haben Sie bei dieser Intrige gespielt? Oder brauche ich das gar nicht erst zu fragen?“, fügte sie verächtlich hinzu.
Er schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. „Juliet …“
„Sie haben allein St Claire zu verdanken, dass Ihr Name reingewaschen wurde“, warf Bancroft ein.
„Tatsächlich?“ Ihr geringschätziger Blick ließ ihn nicht los. Er konnte nur ahnen, was in ihrem Kopf vorging. Wahrscheinlich dachte sie daran, wie er sie seit ihrer ersten Begegnung unermüdlich, zielstrebig verfolgt hatte. Wie er sie verführt hatte …
„In der Tat“, fuhr Bancroft fort und achtete nicht auf die Spannung, die zwischen Sebastian und Juliet herrschte. „Er hat mich darauf hingewiesen, dass Ihre Zofe in Wahrheit gar nicht Ihre Zofe ist, sondern Ihre französische Cousine Helena Jourdan.“
Juliet sog scharf den Atem ein.
„Aufgrund der zusätzlichen Informationen, die Grayson aus London mitbrachte, sah ich es als notwendig an, Ihre Cousine zu befragen, und konnte so die Wahrheit enthüllen.“
„Ich verstehe.“ Juliet straffte entschlossen die Schultern. „Ich möchte mit Helena sprechen.“
„Das halte ich für keine sehr gute Idee“, meinte Lord Bancroft leise.
„Ich bestehe darauf“, entgegnete sie ruhig. Es musste einfach ein fürchterliches Missverständnis vorliegen. Weder Helena noch Crestwood wären fähig gewesen … Plötzlich fiel ihr etwas ein, das Lord Bancroft gesagt hatte, und wieder wurde sie von Übelkeit ergriffen.
„Sie deuteten an, dass Crestwood diese Informationen in intimen Situationen weitergab?“, flüsterte sie gequält. „Wollen Sie damit sagen …?“
„Juliet“, warf Sebastian ein, „deine Cousine hat zugegeben, dass sie und dein Mann eine Affäre hatten, seit sie vor sechs Jahren zu euch kam.“
„Nein!“ Sie schloss von Entsetzen gepackt die Augen. „Das kann nicht sein. Helena würde doch nie … Crestwood war kein sinnlicher Mann. Er war kalt. Gefühllos. Völlig ohne jede Wärme und Menschlichkeit.“
Lord Bancroft räusperte sich unbehaglich. „Crestwood war ein sinnlicher Mann, aber vielleicht nicht in der Art, die Sie sich vorstellen, Mylady. Bevor er Sie heiratete, als er noch bei der Marine war, fühlte er sich zu … sehr jungen, unreifen Frauen hingezogen.“ Er wich Juliets Blick aus. „Junge Mädchen, die noch keine … nun, fraulichen Rundungen aufwiesen. Ihre Cousine brauchte nicht lange, um das zu erkennen, und nutzte dann diese Schwäche für ihre Zwecke aus.“
Eine Weile sah Juliet ihn nur verständnislos an. Doch dann erinnerte sie sich, wie sie selbst vor zwölf Jahren ausgesehen hatte, als Crestwood sie geheiratet hatte. Damals war sie noch sehr mädchenhaft schlank gewesen. Erst mit den Jahren hatte sie eine sehr viel vollere Figur bekommen – mit ebenjenen verführerischen Rundungen, die Crestwood, Lord Bancroft zufolge, gar nicht verführerisch gefunden hatte!
„Solange Crestwood auf See war, fielen solche Vorlieben natürlich nicht auf“, fügte Bancroft hinzu. „Doch als er seinen Sitz im Oberhaus übernahm und ein Berater der Regierung wurde, konnte so etwas nicht gebilligt werden. Daher wohl auch seine späte Heirat mit einer so viel jüngeren Frau.“
Mit ihr, Juliet, die damals achtzehn Jahre alt gewesen war, noch nicht ganz zur Frau gereift und völlig unerfahren, und die nicht geahnt hatte, was sie in der Ehe mit diesem Scheusal erwartete.
„Lady Boyd, es tut mir so leid …“
„Nicht!“ Juliet zuckte vor Lord Grayson zurück, der ihre bebenden Hände in seine hatte nehmen wollen. In diesem Moment konnte sie es nicht ertragen, berührt zu werden. Sie fühlte sich schmutzig, befleckt von den Dingen, die Lord Bancroft ihr über Crestwood verraten hatte – den Mann, der so viele Jahre ihr Gatte gewesen war und der … Nein, sie konnte so etwas nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen! „Ich möchte jetzt mit meiner Cousine sprechen“, bat sie tonlos.
Wenn Sebastian sie nicht sowieso schon bewundert hätte, hätte sie sich spätestens in diesem Augenblick seine Hochachtung verdient. Wie stolz sie dastand und sich weigerte, sich von den erschreckenden Neuigkeiten bezwingen zu lassen! Juliet Boyd verdiente es ohne Zweifel mehr, eine Dame genannt zu werden, als jede andere Frau, die er je kennengelernt hatte.
Eine Dame, die nun
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