Historical Mylady Spezial Band 2
erfuhr, dass er die ganze Zeit von dem Verdacht gegen sie gewusst und dennoch nichts dagegen getan hatte.
Und sie wäre völlig im Recht, wenn sie ihn nie wiedersehen wollte. Es spielte keine Rolle, dass er darauf bestanden hatte, es müsse eine andere Erklärung für alles geben. Dass er überzeugt gewesen war, selbst wenn sie ihren Gatten getötet hätte, hätte sie einen triftigen Grund dafür gehabt – und zwar einen Grund, der nicht das Geringste mit Hochverrat zu tun hatte.
Letztendlich hatte er trotz seiner immer intimeren Beziehung zu Juliet nichts unternommen, um Bancroft von seinen Nachforschungen abzubringen. Er konnte sich nicht einmal selbst verzeihen, dass er geschwiegen hatte. Wie sollte Juliet da etwas anderes in ihm sehen können als einen Betrüger und Lügner?
Sebastians Wutausbruch stürzte sie nur in noch größere Verwirrung. „Ich … Der Verdacht, ich hätte etwas mit Crestwoods Tod zu tun, ist nichts Neues für mich“, rief sie. „Aber warum sollte irgendjemand denken, ich hätte mich des Hochverrats schuldig gemacht?“
„Weil Crestwood deswegen gestorben ist“, erklärte Sebastian. „Viele Jahre lang hat er Informationen über die Bewegung britischer Truppen an die Franzosen weitergegeben. Mithilfe dieser Informationen gelang es Bonaparte, von Elba zu fliehen.“
„Edward soll so etwas getan haben?“, rief Juliet ungläubig. „Du irrst dich. Edward war der Krone treu ergeben. Niemals hätte er einen solchen Verrat begangen.“
„Nicht wissentlich“, stimmte Sebastian ihr zu.
„Was meinst du damit?“
„Die Informationen wurden Crestwood während oder nach intimen … Begegnungen entlockt“, sagte Sebastian zögernd.
Juliet erblasste bei dem Gedanken an die intimen Stunden mit Crestwood. Sie hatten nie miteinander gesprochen. Weder währenddessen noch danach. Übelkeit stieg in ihr auf, die sie mühsam zu unterdrücken versuchte.
Sebastian St Claire, mehr als jeder andere Mann, kannte doch ihren völligen Mangel an Verführungskünsten und wusste, dass sie zu so etwas nicht fähig gewesen wäre! Welche Rolle hatte er überhaupt bei Lord Bancrofts Untersuchung gespielt? Konnte es sein, dass er sie nur verführt hatte, weil er nach Beweisen für ihre Schuld suchen wollte?
„Es war deine Cousine Helena.“
„Was?“, schrie sie auf und fuhr sich mit einer Hand erschrocken an die Kehle.
„Der französische Agent war Ihre Cousine. Helena Jourdan“, sagte Lord Bancroft in sanftem Tonfall, nachdem er Sebastian einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen hatte. „Sie ist auch für den Tod Ihres Mannes verantwortlich, als er sie schließlich doch noch entlarvte und zur Rede stellte.“
Juliet war jetzt so blass, dass Sebastian fürchtete, sie könnte ohnmächtig werden. „Sie müssen sich irren, Sir“, beharrte sie mit bebender Stimme. „Helenas Eltern wurden vor sechs Jahren von den Franzosen getötet. Sie selbst war über eine Woche lang ihre Gefangene, bevor es ihr gelang, zu entfliehen und ein Schiff nach England zu nehmen. Sie …“
„Ihre Cousine ist vorhin von uns befragt worden und hat sich zu allen Anklagepunkten schuldig bekannt“, unterbrach Lord Bancroft sie mitfühlend.
Juliet sprang auf. „Dann tut sie das in der falschen Annahme, mich dadurch zu beschützen. Weil sie glaubt, Sie hätten mich in Verdacht. Helena würde niemals tun, was Sie ihr zur Last legen. Ihre eigenen Eltern, meine Tante und mein Onkel, sind von Napoleons Armee ermordet worden!“
„Juliet, Helena selbst war dafür verantwortlich, dass diese Soldaten zur Farm kamen. Sie erzählte ihnen von der Sympathie, die ihre Eltern den Engländern entgegenbrachten.“ Sebastian hasste sich selbst für das, was er Juliet antun musste, aber er konnte es nicht ändern. So wie er es nicht ändern konnte, dass sie ihn jetzt verletzt und anklagend ansah.
„Helena hätte nie so etwas getan! Sie hasst Bonaparte und alles, wofür er stand. Und damals war sie doch erst sechzehn Jahre alt.“
Bancroft unterbrach sie. „Der französische Captain, der den Mord an ihren Eltern und die Plünderung der Farm an jenem Tag befahl, war ihr Liebhaber.“
Erschöpft ließ Sebastian sich auf den Sessel vor Bancrofts Schreibtisch sinken, froh, dass der Earl das Gespräch fortführte. Er ertrug es nicht mehr, Juliet so viel Schmerz zuzufügen, das Leben zu vernichten, das sie seit Crestwoods Tod so sorgfältig für sich und ihre Cousine aufgebaut hatte.
Plötzlich wurde Juliet sehr still und schaute von
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