Historical Mylady Spezial Band 2
vielleicht sagen möchten, an welchem Gast Sie interessiert sind …?“
Tief aufseufzend schickte Sebastian sich in sein Schicksal. Er hasste es, sich ausgerechnet seinem Kammerdiener gegenüber so öffnen zu müssen, aber er musste schnell handeln, denn Juliet würde vielleicht morgen schon abreisen. „Vor allem an der Countess of Crestwood.“
„Die Dame im Schlafgemach nebenan, Mylord?“
„Genau.“
„Klatsch über die Countess und wen, Mylord?“
„Mich natürlich!“
„Sie, Mylord?“ Laurent zeigte sich aufrichtig erstaunt.
Sebastian kniff nachdenklich die Augen zusammen. „Ihre Zofe hat nicht mit den anderen Dienern über mein … Interesse an ihrer Herrin gesprochen?“
„Miss Jourdan ist der Inbegriff der Diskretion, Mylord. Genau wie ich“, fügte er steif hinzu, wohl um ihn darauf aufmerksam zu machen, wie unangenehm ihm dieses Gespräch war. „Vielleicht ist sich Miss Jourdan gar nicht eines solchen … Interesses bewusst?“
Das bezweifelte Sebastian allerdings. Immerhin hatte er splitterfasernackt vor ihrer Herrin gestanden, als Miss Jourdan das Schlafzimmer betreten hatte. „Glaub mir, sie schweigt sich wahrscheinlich nur darüber aus, weil sie mich nicht billigt“, meinte er trocken.
„Gewiss irren Sie sich da, Mylord?“ Laurent schien es unvorstellbar zu finden, dass eine bescheidene Zofe irgendetwas, das sein Herr tat, billigen oder missbilligen könnte. „Vielleicht haben Sie Schüchternheit mit Missbilligung verwechselt?“
„Vielleicht“, räumte Sebastian ein, erinnerte sich aber nur allzu gut an die unverschämte Offenheit des Mädchens.
Sein Kammerdiener nickte. „In unseren Gesprächen kam mir Miss Jourdan stets still und bescheiden vor.“
„Zweifellos habt ihr beide gern über eure frühere Heimat in Frankreich gesprochen?“
„Nicht wirklich, Mylord.“ Laurent schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe Frankreich vor vielen Jahren verlassen, wie Sie wissen, und Miss Jourdan hört zwar gern den übrigen Mitgliedern des Haushaltes zu, spricht aber kaum über sich selbst.“
„Nein?“
„Und auch nicht über ihre Herrin“, versicherte ihm der Kammerdiener.
Sebastian lächelte schwach. „Dann ist mein Geheimnis also sicher bei dir und Miss Jourdan?“
„Welches Geheimnis, Mylord?“, entgegnete Laurent diskret.
„In der Tat!“ Sebastian lachte leise. „Danke, Laurent, du warst sehr hilfreich.“
„Immer gern, Mylord.“ Der Kammerdiener zögerte, sodass Sebastian ihn fragend ansah. „Ich habe mich gerade an etwas erinnert, das Miss Jourdan sagte und das ich recht seltsam fand.“
„Und was war das?“
„Einmal nur sagte sie ‚meine Cousine‘ statt ‚Mylady‘. Zu der Zeit hielt ich es für einen Versprecher, doch da Sie sich so sehr für die Zofe interessieren, wollte ich es wenigstens erwähnen.“
„Sehr gut, Laurent“, bemerkte Sebastian nachdenklich.
Der Kammerdiener erkannte, dass er mit dieser Bemerkung entlassen wurde, und verließ leise das Schlafzimmer.
Sebastian blieb noch eine ganze Weile sitzen und grübelte über Laurents Worte nach. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit, um Juliets Unschuld zu beweisen. Und das bedeutete, dass er jedem Hinweis folgen musste, so wenig er sich auch davon versprechen mochte. Am besten sprach er sofort mit Bancroft.
„Da wir beide bei Dolly in Ungnade gefallen sind, wäre es vielleicht angebracht, wenn wir uns wenigstens miteinander unterhielten.“
Juliet hatte ihr Bestes getan, Sebastians Gegenwart im Salon einfach zu ignorieren, während sie mit den übrigen Gästen plauderte, die sich vor dem Dinner im Salon versammelt hatten. Dennoch war ihr natürlich nicht entgangen, wie umwerfend Sebastian heute wieder aussah.
„Mylord?“ Sie wandte sich zu ihm um, und ihr fiel auf, wie das Kerzenlicht die goldblonden Strähnen in seinem braunen Haar aufleuchten ließ. Ein Blick in sein hochmütiges, attraktives Gesicht genügte, und schon stieg ihr die Röte in die Wangen und erregende Schauer durchfuhren sie. Er hingegen sah so selbstsicher und belustigt aus wie eh und je. Fast, als hätte ihre Auseinandersetzung vorhin nie stattgefunden, zum Teufel mit ihm!
Er schenkte ihr sein verführerisches Lächeln. „Als ich Dolly eben mitgeteilt habe, dass ich morgen abzureisen gedenke, hat sie mir vorgeworfen, ich würde ihre Sommergesellschaft ruinieren.“
„Du reist auch ab?“ In ihrer Verblüffung vergaß sie, ihn formell zu siezen.
Lässig zuckte er mit den Schultern. „Ich sehe keinen
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