Historical Platin Band 04
„Ist das ein Vorwand, Eure Gnaden, um mich des gestrigen Zwischenfalls mit dem Sieur de Ventadon wegen vom Hof zu entfernen?“, fragte er unwirsch. „So Ihr im Sinn haben solltet, mich daran zu hindern, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, verzögert Ihr nur die Auseinandersetzung und stellt mich gleichzeitig als Schwächling hin.“
„Seid nicht starrsinnig, Sire!“, herrschte Constance ihn an. „Natürlich bin ich mir bewusst, dass Ihr Euren Händel mit dem Messire Ventadon austragen werdet, wenngleich ich es in der Tat töricht finde, sich einer solch unbedeutenden Angelegenheit wegen zu schlagen. Nein, der Anlass, aus dem ich Euch heiße, nach England zu fahren, ist ein anderer. Mein Gebieter bedarf Eurer.“
„Dann erklärt mir, Madame, weshalb ich so überstürzt aufbrechen soll.“
„Vor Kurzem ist ein Schiff aus Winchester eingelaufen, auf dem sich ein Kurier meines Herrn befand. Der Seigneur teilte mir mit, er werde den Waffenstillstand nicht länger einhalten.“
„Wieso?“, fragte Richard bestürzt. „Er ist ebenso wie sein königlicher Bruder Richard auf den Friedensschluss angewiesen, um neue Söldner ausheben und die Grenzvesten mit ihm treu ergebenen Vasallen besetzen zu können.“
„Dessen bin ich mir bewusst“, erwiderte Constance unmutig. „Er ist indes ganz und gar nicht mit den Friedensbedingungen einverstanden, weil von ihm erwartet wird, sich an den Ausgaben für Prinz Richards Zug nach Jerusalem zu beteiligen. Verständlicherweise weigert er sich. Er hasst Monseigneur Richard und lehnt es ab, sich öffentlich mit ihm zu versöhnen.“
„Ich bin sicher, er wird sich seinem Vater beugen müssen“, meinte Richard bedächtig. „König Henry will, dass seine Söhne Frieden schließen, und wird erreichen, was er sich vorgenommen hat.“
„Leider versteht er es immer wieder, sie gegeneinander auszuspielen“, murrte Constance. „Die Abkömmlinge aus dem Hause Anjou sind samt und sonders eine Teufelsbrut.“
Richard warf einen vielsagenden Blick auf den gerundeten Leib der Fürstin und murmelte: „Rechnet Ihr auch das Kind dazu, Madame, das Ihr unter dem Herzen tragt?“
„Nein, denn mein Blut fließt in seinen Adern“, antwortete sie selbstsicher. „Auch dieser ungeborenen Frucht meines Leibes wegen will ich, dass Ihr gen England segelt. Ich möchte, dass Ihr bei meinem Gemahl Euren Einfluss geltend macht. Wäre die Witterung besser, würde ich mich zu ihm begeben. So befürchte ich jedoch, dass die Fahrt über das Nordmeer mir abträglich wäre.“
„Natürlich könnt Ihr Euch nicht auf See begeben, Madame“, warf Richard ernst ein. „Ich breche auf, sobald Ihr es mir befehlt.“
„Ich bin in großer Sorge, Messire. Henry Plantagenet d’Anjou ist ein Mann, der seine Söhne dazu benutzt, eigene Ziele zu erreichen. Offenbar ist es ihm gleich, dass er so Zwietracht unter ihnen sät. Ihr, Sieur, steht meinem Gebieter nah. Daher müsst Ihr ihn von der Wahrung des Friedensabkommens überzeugen, damit die Bretagne sich von den Verwüstungen des Krieges erholen kann. Lasst Euch von Eurer Gattin begleiten, auf dass Ihr Euch während der Überfahrt und in Eurer Heimat nicht so allein fühlt.“
„Wie es Euch beliebt, Madame“, erwiderte Richard und verbeugte sich.
„Des Weiteren wünsche ich, dass Ihr die Demoiselle de Brissac mitnehmt. Ich gedenke, sie mit dem Seigneur de Lacy zu vermählen, der, wie Euch bekannt ist, seit einem Sommer Witwer ist und gewiss nicht abgeneigt sein wird, sie zu ehelichen. Indes halte ich es für notwendig, sie einstweilen vom Hof zu entfernen. Sie ist zu leichtfertig, und ich will nicht, dass es, bevor sie de Lacy heiratet, ihretwegen zu Händeln kommt. Auf Eurem Besitz ist sie weit genug entfernt und kann kein Unheil anrichten.“
„Wie Ihr befehlt, Eure Hoheit.“
„Dann geht nun hin, und trefft die Reisevorbereitungen.“
Richard erwies der Herzogin die Reverenz, erhob sich und verließ das Gemach. Beunruhigt über die Widerspenstigkeit des Herzogs strebte er zu seiner Kammer. Verständlicherweise war der Souverain nicht gewillt, allein die Kriegskosten zu tragen, die ihm durch die gegen seinen Bruder Richard geschlossene Allianz mit dem Prinzen John entstanden waren.
Seufzend machte er die Tür zu seinem Gemach auf und wäre beinahe über den Hund gestolpert, der erstaunlich schnell auf ihn zugehinkt kam. „Wie ich sehe, Madame“, äußerte er ungehalten und schloss die Pforte, „habt Ihr meinem ausdrücklichen Befehl
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