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Historical Platin Band 04

Historical Platin Band 04

Titel: Historical Platin Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THERESA MICHAELS MERLINE LOVELACE MARGARET MOORE
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begaben sich an Bord und zogen die Brücke ein. Das Querrahsegel blähte sich im Wind. Die kräftigen Schiffsknechte ließen sich an den Rudern nieder. Langsam bewegte die Galea sich vom Land fort, geriet in tieferes Wasser und glitt über den Fluss.
    Der Morgen blaute, und mehr und mehr rötete sich der Himmel. Der kühle Ostwind brachte den Stander mit dem weißen Hermelin des Hauses der Bretagne sowie dem Ginsterzweig des Geschlechtes derer von Anjou zum Knattern und rötete Mellisynt bald die Wangen. Fröstelnd hielt sie die pelzgefütterte Kapuze fester vor dem Kinn zusammen, derweil die Stadt ihrem Blick entschwand und das Schiff in das weit verzweigte Delta der Loire gelangte. Die Möglichkeit, in rascher Fahrt durch die Wellen zu segeln, sagte ihr weitaus mehr zu, als zu Pferde sitzen zu müssen.
    Unvermittelt entsann sie sich der Eltern, des sie lachend im Sonnenschein hochhebenden Vaters, der barfüßig am Gestade des Meeres durch die flachen Wellen laufenden Mutter. Viel wusste sie nicht über die beiden, da sie bei deren Tod noch ein Kind gewesen war. Ihr Vater, ein Lehnsmann des Herzogs der Bretagne, hatte ein an der Küste gelegenes Rittergut besessen und war dem Wundstarrkrampf erlegen, wohingegen die Mutter einen Katarrh nicht überlebt hatte. Danach war Mellisynt in die Obhut des Landesherrn gekommen. Von ihm war sie einige Sommer später Monsieur Frodewin de Brissac zur dritten Gemahlin gegeben worden.
    Eigenartigerweise bedrückten sie die Erinnerungen an ihren einstigen Gatten und seine Veste, wo sie beinahe wie eine Gefangene gelebt hatte, nicht mehr. Sie fühlte sich wie neugeboren und empfand unvermittelt das Gefühl, einer freudvollen Zukunft entgegenzufahren, die zu haben sie nicht mehr erwartet hatte. Glücklich hielt sie sich am Schanzkleid fest, atmete tief in der frischen, klaren Luft durch und reckte das Gesicht in den Wind.
    Einige Zeit später gesellte sich Isabeau de Brissac zu Mellisynt und klagte, sie habe Kopfsausen bekommen.
    „Die würzige Luft wird Euch guttun, Demoiselle“, erwiderte Mellisynt gleichmütig. „Schaut, wir gelangen in das Meer.“ Mächtige Wogen erfassten das Schiff, und es begann zu krängen. „Oje!“, äußerte sie erschrocken. „Es neigt sich gefährlich hin und her!“
    Isabeau klammerte sich an die rotblau bemalte Kante der Bordwand, schluckte schwer und flüsterte: „Ich ängstige mich, Madame.“
    „Ich finde es wundervoll, auf den Wellen zu schaukeln“, entgegnete Mellisynt lächelnd und hielt die Kapuze fest. „Seht, wie die Wolken über den Himmel jagen, als entflöhen sie dem Gottseibeiuns.“
    Isabeau spürte sich erblassen und wankte torkelnd, ohne das Schanzkleid loszulassen, zum Achterkastell.
    Mellisynt warf einen bedauernden Blick auf die aufgewühlten, schaumgekrönten Wogen, folgte ihr flink und erkundigte sich nach einem besorgten Blick auf das kalkweiße Gesicht des Mädchens: „Ist Euch unwohl, Demoiselle?“
    „Mir ist übel“, hauchte Isabeau verzweifelt.
    Mellisynt umfasste sie bei der Taille, führte sie vorsichtig zu einer roh gezimmerten Bank, die unter einer Zeltplane stand, und half ihr, sich hinzusetzen.
    Die im Allgemeinen nur einen Tag dauernde Überfahrt nahm fast eine volle Woche in Anspruch, da die schweren Stürme des dritten Herbstmondes über dem Nordmeer tobten.
    Die stets wechselnden Winde machten die Galea zum Spielball sich hochtürmender Wellen; der schließlich einsetzende Nordwind trieb das Schiff weit von der vorgesehenen Route ab. Regenfluten stürzten auf die Planken, und die Nässe drang durch die aufgespannten Planen. Böen fegten über das Deck hinweg; wuchtige Brecher rollten über die Planken, und die Schiffsknechte hatten Mühe, sich auf dem schwankenden Untergrund auf den Beinen zu halten. Mehrfach bestand die Gefahr, das Segel werde zerfetzt, und der Kielmeister sorgte sich, der Mast könne brechen.
    Von Tag zu Tag verschlechterte sich das Befinden der Demoiselle, die nichts mehr zu sich nehmen konnte, sich fortwährend erbrechen musste und zusehends schwächer wurde. Reglos lag sie auf der schaukelnden Lagerstatt, stöhnte leise und flehte zur Heiligen Dreieinigkeit, sie vor dem Tod zu bewahren. Ihr Kammerweib kümmerte sich ebenso aufopfernd um sie wie Mellysints Dienerin, konnte indes nicht viel für sie tun.
    Gemeinsam kniete man nieder, erbat den Segen des Himmels für eine glückliche Ankunft, betete zum heiligen Mamertus, dem Schutzpatron vor Unwettern, und gelangte schließlich, im

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