Historical Platin Band 04
tief gedemütigt hatte. Hurtig beugte sie sich zu ihm, streckte ihm hilfreich die Hand entgegen und sagte, Bestürzung heuchelnd: „Oh, pardon, Sieur! Ich bitte um Vergebung für meine Ungeschicklichkeit.“
„Das habt Ihr absichtlich getan, Madame!“, brauste er auf. „Ihr seid eine …“
„Sprecht Ihr mit meiner Gattin?“, unterbrach Richard ihn kalt, drängte sich voran und blieb neben ihr stehen. Sacht schob er sie beiseite und starrte herausfordernd den sich ungelenk erhebenden Sire de Ventadon an.
Gemächlich bewegte Roger sich zu ihm, derweil die Höflinge vorsichtshalber zurückwichen.
„Eure Gattin, Messire, ist von arger Unbeholfenheit!“, erwiderte Bernart erbost.
„Ihr erkeckt Euch, ihr etwas anzulasten, das allein Eure Schuld ist?“, fragte Richard drohend. „Ihr seid gestürzt, Monsieur. Es ist offenkundig, dass Ihr Euch ebenso wenig auf den Beinen zu halten vermögt wie beim Turnier im Sattel.“
Vor Peinlichkeit spürte Bernart die Röte ins Gesicht steigen. „Ihr seid ein …“
„Ich untersage jeden Zwist!“, fiel Constance ihm scharf ins Wort. „Ihr, Messieurs, habt wohl vergessen, welch Betragen sich in meiner Gegenwart geziemt. Zudem bin ich sicher, dass Eure Gattin, Messire d’Edgemoor, nicht will, dass so viel Wirbel um ein kleines Missgeschick gemacht wird.“
„Madame …“, begann Richard ärgerlich.
„Kein Wort mehr!“, befand sie entschieden. „Oder wollt Ihr Euch meinem Unwillen aussetzen?“
Beschwörend legte Mellisynt ihm die Hand auf den Arm.
Schweigend neigte er leicht den Kopf. Er wusste, dass er sich unterzuordnen hatte, da er sonst damit rechnen musste, in Ungnade zu fallen. Zudem widerstrebte es ihm, die lange zwischen ihm und dem Sieur de Ventadon schwelende Animosität auf eine Weise auszutragen, durch die er sich Nachteile eingehandelt hätte. „Verzeiht den Aufruhr, Hoheit“, entschuldigte er sich. „Monsieur de Ventadon und ich werden unsere Differenzen ein andermal bereinigen.“
„Und was habt Ihr mir zu sagen, Sire?“, wandte Constance sich gebieterisch an den Chevalier de Ventadon.
„Es tut mir leid, Euer Gnaden“, murmelte er betreten und verbeugte sich.
Zufrieden wandte Constance sich ab und mischte sich wieder unter die Höflinge.
Bernart warf dem Sire d’Edgemoor einen unnachgiebigen Blick zu und gesellte sich dann erneut zu Mademoiselle de Brissac.
„Eure Gattin trifft keine Schuld“, sagte Roger zu ihm und schaute dann sie an. „Ich danke Euch, Madame, dass Ihr mich vor einer Torheit bewahren wolltet, doch das war unnötig.“
„Ach, wirklich?“, fragte sie und hob die Brauen. „Ich hatte eher den Eindruck, dass Ihr gewillt wart, Euch unverzüglich mit Messire Ventadon im Zweikampf zu messen.“
„Nun, wenn ich das nicht tue, wird er sich Eurem Gemahl stellen müssen, und zwar recht bald“, erwiderte Roger schmunzelnd.
„Ich möchte nicht, Monsieur“, wandte sie sich an den Gatten, „dass Ihr einer solchen Bagatelle wegen mit dem Sieur de Ventadon einen Zweikampf austragt. Es tut mir leid, dass ich so ungeschickt war.“
„Ihr hättet etwas umsichtiger sein sollen!“, brummte Richard stirnrunzelnd. „Ich billige die Absicht, mit der Ihr ihn zu Fall gebracht habt, rate Euch indes, Euch nicht mehr in Belange zu mischen, die allein uns Männer betreffen. Es könnte Euer Schade sein.“
Gekränkt drehte Mellisynt sich um. Es passte ihr nicht, dass der Gatte sie vor Monsieur de Beauchamps zurechtgewiesen hatte. Schmollend stand sie daneben, während sie sich unterhielten, und sah nach einer Weile die Herzogin auf sich zukommen.
Constance winkte sie herbei und sagte, sobald sie bei ihr war: „Ich habe gesehen, wie Ihr dem Sieur de Ventadon ein Bein stelltet, Madame. Offenbar wolltet Ihr nicht, dass er und Messire Beauchamps sich stritten. Die Absicht war löblich, wenngleich die Ausführung unerwartete Folgen zeitigte. Warum sind die Herren aneinandergeraten?“
„Der Sire de Ventadon hatte Anstoß an einer Bemerkung genommen, die der Baron von Beauchamps über die Demoiselle de Brissac gemacht hat.“
„Das habe ich vermutet“, erwiderte Constance kopfschüttelnd. „Männer geraten sich schnell über ein Weib in die Haare. Ich werde umgehend darüber befinden, was mit Mademoiselle de Brissac zu geschehen hat.“
8. KAPITEL
„Ich befehle Euch, nach England zu reisen!“ Erzürnt schaute Constance den Statthalter an.
Er war nicht minder verärgert denn sie.
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