Historical Platin Band 04
sich viele Kissen und Polster, fein gewebte Wolldecken und Felle. Meradyce bezweifelte nicht, dass das Bett dasjenige Möbelstück war, welches der Mann am häufigsten benutzte.
Überall befanden sich Waffen; einige von ihnen hingen sogar von den Deckenbalken herab. Die Herdstelle sah so aus, als wäre sie schon tagelang nicht mehr ausgefegt worden, und bei den einzigen anderen Einrichtungsgegenständen handelte es sich um die Hocker, auf denen sie saßen, sowie um mehrere Truhen, die an den Wänden aufgereiht standen.
Zwei riesige Hunde lagen regungslos bei der Tür. Man würde sie fast für steinerne Figuren gehalten haben, wenn sie nicht hin und wieder mit ihren Schwanzspitzen gezuckt hätten. Dies waren die hässlichsten Tiere, die Meradyce je gesehen hatte; doch sie schauten den Wikinger mit einem Ausdruck an, der schon an Verehrung grenzte.
Könnte ich doch nur eine dieser Waffen an mich bringen, dachte sie. Vielleicht einen Dolch oder etwas anderes, das ich heben kann … Sie war zwar noch geschwächt, doch wenn sie eine Waffe in der Hand hielte, würde sie auch über die Kraft – und das Geschick – verfügen, sie zu benutzen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sie sich gegen einen lüsternen Mann wehren musste.
Falls es ihr gelänge, dem Wikinger zu entkommen, würde sie dann auch die Kinder holen und mit ihnen zusammen flüchten können? Und wohin wollte sie überhaupt flüchten?
Nirgendwohin. Nein, sie musste sich in Geduld fassen und sich fügen, soweit das nötig war, um herauszufinden, auf welche Weise sie wieder heimkehren konnten.
Einar sah zu, wie die Sachsenfrau das Brot aß und den Wein trank, und die ganze Zeit fragte er sich, was eigentlich mit ihm los war. Er benahm sich überhaupt nicht wie ein richtiger Krieger – oder hätte ein Krieger ihr etwa Brot und Wein serviert?
Noch schlimmer war es, dass er sich während Gunnhilds Niederkunft wie ein Feigling benommen hatte. Wie ein verschrecktes Kind war er aus dem Badehaus gelaufen.
Er setzte sein Trinkhorn an die Lippen. Was war er eigentlich – ein kleiner Junge oder ein Mann? Saß hier nicht die schönste Frau vor ihm, die er jemals gesehen hatte? Besaß sie nicht einen Körper, der noch erregender war als Ingemars? Weshalb riss er, Einar, ihr nicht das Kleid herunter? Er brannte doch darauf, sie nackt zu sehen! Und warum tat er dann nicht mit ihr, was jeder Wikingerkrieger schon längst getan hätte?
Sie gehörte ihm, sie war sein Eigentum, und ihm stand es zu, mit ihr zu verfahren, wie es ihm beliebte. Anscheinend wurde er schwach. Ihre Gefühle sollten ihn nicht im Geringsten kümmern.
Einar schleuderte sein Trinkhorn in eine Ecke und stand auf.
Die Hunde erhoben sich ebenfalls, legten sich indessen auf einen Wink ihres Herren wieder nieder. Die Frau hielt die halb erhobene Weinflasche in der Hand und schaute ihn an.
„Stell sie ab“, sagte er langsam und blickte auf ihre vollen, vom Wein rot gefärbten Lippen.
Die Frau rührte sich nicht.
„Ich habe gesagt, du sollst die Weinflasche aus der Hand stellen!“ Er sprach so, wie wenn er an Bord Befehle erteilte, und bei diesem Ton beeilten sich stets auch die hartgesottensten Krieger, auf der Stelle zu gehorchen.
Die Frau rührte sich noch immer nicht.
Er trat auf sie zu, entriss ihr die Weinflasche und warf diese gegen die Wand. „Wenn ich dir etwas befehle – was es auch sein mag –, dann hast du zu gehorchen!“ Er zog sie vom Hocker hoch. Und dann presste er seine Lippen in einem wütenden Kuss auf ihre.
Schlaff hing die Frau in seinen Armen, so schlaff wie ein nasses Ende Schiffstau. Er neigte sich zurück und blickte in ihr Gesicht. Tränen hingen in ihren Wimpern.
Er war ein Krieger der Wikinger, und dies hier war seine Sklavin, mit der er tun konnte, was er wollte. Was sie dabei empfand, zählte nicht. Schon einmal hatte er sich um die Gefühle einer schönen Frau gesorgt, und das Ergebnis war eine Katastrophe gewesen.
Er packte ihr Gewand und riss es ihr samt dem Unterhemd mit einer einzigen Bewegung herunter. Dann trat er einen Schritt zurück und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Sie unternahm keinen Versuch, ihre Blößen zu bedecken. Eine Träne rollte langsam über ihre Wange.
Ich bin ein Wikinger, und dieses ist meine Frau, dachte er.
Es war eine Frau, wie man sie sich schöner nicht vorzustellen vermochte: Ihre Haut war glatt, weiß und makellos. Ihre Brüste waren rund und voll, und die Brustspitzen richteten sich in der
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