Historical Platin Band 04
einem Mal aus dem Inneren des Badehauses Frauengelächter hörten. Da atmeten sie beide erleichtert auf.
Meradyce kam zur Tür heraus und lächelte Hamar zu, doch als sie Einar anschaute, verschwand das Lächeln wieder von ihren Lippen. „Sage ihm, er hat einen großen, gesunden Sohn bekommen. Seine Frau hat mich gedrängt, das Kind auf dem Erdboden abzulegen.“
Das gab Einar rasch an Hamar weiter, der sofort ins Badehaus lief.
„Er wird sich jetzt davon überzeugen, ob das Kind wohlgestaltet ist, und in diesem Fall wird er es aufheben“, erläuterte Einar und dachte dabei, dass Meradyce’ Lächeln das Allerschönste an ihr war.
„Und falls er findet, es sei nicht wohlgelungen?“
„Dann übergibt er es dem Meer.“
Ihr Gesicht verfinsterte sich, und sie kehrte ins Badehaus zurück.
Hamar kam wieder heraus, und er grinste von einem Ohr zum anderen. „Dies ist ein herrlicher Tag, Einar! Ein Sohn – und er ist so schön wie Gott Balder!“
„Wie wirst du ihn nennen?“
„Eric. Eric Hamarson. Das ist ein guter Name.“
„Ja, ein guter Name.“
Hamar schlug seinem Bruder auf den Rücken. „Diese Sachsenfrau ist ein Geschenk von Freya! Gunnhild spricht unausgesetzt von ihr. Das heißt, wenn sie nicht gerade wieder unseren Sohn bewundert. Sie meint, die Frau sei besser als Helsa, und Gunnhild muss es ja wissen. Sie war immer dabei, wenn ihre Brüder und Schwestern auf die Welt kamen.“
„Ja, das war wirklich gut.“
„Einar?“
„Ja?“
„Was wirst du mit ihr machen?“
„Das soll nicht deine Sorge sein.“
Hamar blickte zur Seite. „Nein, sicherlich nicht.“
Das Kind fing wieder zu schreien an, und Hamar lächelte verzückt. „Hör dir das an! Das wird einmal ein ganz Starker!“ Damit ging er ins Badehaus zurück zu seiner Gattin.
Wenige Minuten später kehrte Meradyce wieder. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Die junge Mutter muss sich da drinnen noch eine Weile ausruhen, und dann kann ihr Mann sie heimbringen.“
„Gut.“
Vor Erschöpfung und Hunger schwankte Meradyce ein wenig, und als sie den Wikinger anschaute, sah sie ihn nur verschwommen. Während sie bei Gunnhild gewesen war, hatte das Wissen, dass sie gebraucht wurde, sie aufrechtgehalten. Jetzt jedoch forderte die Anstrengung ihren Tribut. Meradyce versuchte, ihre Schwäche zu überwinden, doch es gelang ihr nicht. Ihre Beine gaben nach, und sie sank zu Boden.
Der große blonde Krieger hob sie auf seine starken Arme und drückte sie sich an die breite Brust. Er machte sich auf den Weg, und Meradyce erkannte, dass er sie ins Dorf zurücktrug. Sie wusste, dass ihr jetzt die Kraft fehlte, sich ihm zu widersetzen.
3. KAPITEL
Als Meradyce erwachte, bemerkte sie sofort, dass der Wikinger am anderen Ende des Langhauses saß, weit entfernt von seinem riesigen Bett. Das erleichterte sie ungemein. Sie schloss die Augen und hoffte, er würde denken, sie schliefe noch.
„Hast du Hunger?“
Sie schaute zu dem Mann hinüber, dessen Name Einar war, wie sie inzwischen wusste. Im schwachen Licht eines einzelnen Dochts, der in einer Schale voller Öl schwamm, konnte sie erkennen, dass er jetzt eine andere Tunika trug; sie bestand aus dunkler, feiner Wolle und gab seine muskulösen Arme frei. An seinem Hals glänzte eine schwere goldene Kette, und ein breiter silberner Reifen schmückte seinen Oberarm. Seine knielange Hose bestand ebenfalls aus Wolle. Mit Lederstreifen umwickeltes Fell bedeckte die unteren Enden der Hosenbeine.
Wortlos deutete er auf einen Hocker bei dem Herdfeuer, das mitten im Raum auf dem Boden brannte. Meradyce stieg langsam aus dem Bett. Sie hatte noch ihr Gewand an, und dafür schickte sie ein stummes Dankgebet zum Himmel.
Sie setzte sich auf den Hocker. Der Wikinger sprach nicht, sondern begann in einer Truhe herumzusuchen, die wie eine Vorratskiste aussah. Er förderte Brot und eine Flasche Wein zutage; Letztere stammte sicherlich aus einem der Raubzüge entlang der sächsischen und der fränkischen Küste.
Er reichte ihr das Brot, und sie begann mit Heißhunger zu essen. Wie lange habe ich nur geschlafen?, fragte sie sich. Beim Essen schienen die Kräfte in ihren Körper zurückzukehren.
Sie schaute sich im Raum um. Dies musste das Haus des Wikingers sein; es sah so aus, wie man sich die Wohnstatt eines Kriegers vorstellte. Hier gab es ebenfalls Wandbehänge wie die in der Häuptlingshalle, doch waren sie verstaubt. Auf dem Bett stapelten
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