Historical Platin Band 04
kühlen Luft auf wie in leidenschaftlicher Erregung. Ihre Beine und Arme waren wohlgeformt und schlank. Das dunkle Haar umfloss sie wie ein Wasserfall.
Heißes Verlangen durchströmte ihn. Er hob sie hoch, legte sie auf sein Bett und zwang sich dazu, das Entsetzen in ihren Augen nicht zur Kenntnis zu nehmen. Schließlich trat er zurück, um sich seiner Tunika zu entledigen.
Und dennoch … er wollte sie nicht auf diese Weise nehmen. Sie war so stolz wie ein Mann und so schön wie eine Göttin. Sie hatte Gunnhild beigestanden, obwohl sie doch hätte schweigen und die Gattin seines Bruders deren Qualen überlassen können.
Nein, er konnte sie nicht gegen ihren Willen nehmen.
„Einar!“
Fluchend wandte er sich zur Tür.
„Einar!“ Das war Svend, und er rief noch einmal, als er ins Haus trat. Aus dem Augenwinkel sah Einar, dass die Frau sich mit einem der Felle bedeckte. Svend warf einen Blick auf sie und hob eine Augenbraue. „Ich komme wohl zu spät, was?“
Einar schwieg.
„Hamar und Gunnhild finden, dass diese Frau belohnt werden sollte. Sie haben mir erzählt, sie sei sehr geschickt, was Geburtshilfe angeht, und sie haben mich gebeten, ihr die Freiheit zu schenken. Da Helsa gestorben ist und niemand sonst im Dorf die Aufgaben einer Hebamme übernehmen kann, habe ich diesem Wunsch zugestimmt.“
Einar trat dichter an seinen Vater heran, weil er Einspruch gegen dessen Entscheidung erheben wollte. Diese Frau war doch sein Eigentum! Er hatte sie gefunden, und er hatte sie auch hierhergebracht.
„Es freut mich, dass du einverstanden bist, mein Sohn“, sprach der Häuptling schon weiter. „Ich weiß, dass Ingemar sehr zufrieden über meine Entscheidung sein wird.“
Svend wandte sich zum Gehen, drehte sich jedoch noch einmal um. „Ab jetzt wirst du verantwortlich für die Sachsenfrau sein, Einar. Eine Person wie sie braucht den Schutz eines Mannes. Wärst du jemand anders, würde ich dir befehlen, sie zu heiraten, doch ich weiß, dass ich dir ebenso gut befehlen könnte, dir selbst die Gurgel durchzuschneiden.“ Der alte Häuptling lächelte. „Ein Mann sollte wirklich verheiratet sein, mein Sohn. Es wäre sehr gut, wenn du deine Meinung zu diesem Thema ändern würdest. Falls nicht, so sorge wenigstens dafür, dass niemand diese Frau gegen ihren Willen anrührt. Wir brauchen sie.“
Auf der Türschwelle blieb er noch einmal stehen. „Und missachte nie wieder meine Befehle!“
Einar schaute ärgerlich drein. Er hätte es sich ja denken sollen, dass sein Vater einen Weg finden würde, um ihn für seine eigenmächtige Handlung zu bestrafen!
Nun ja, wer wusste, wofür das gut war? Schließlich gab es ja immer noch Ingemar, die ihm gern in seinem Bett Gesellschaft leisten würde.
Meradyce rutschte auf dem Bett so weit wie möglich zurück und zog die Felldecke noch fester um sich. War der ältere Mann gekommen, um zuzuschauen oder um sie ebenfalls zu nehmen? Möglicherweise bedauerte er ja schon seine Entscheidung, sie an Einar weiterzuverschenken. Meradyce hatte gehört, dass die Wikinger so ziemlich über alles in Streit gerieten; vielleicht würden die beiden ja jetzt um sie kämpfen.
Es war töricht von ihr gewesen, zu glauben, dieser Wikinger hier wäre anders als die anderen. Noch törichter war es, dass sie schon angefangen hatte, sich sicher zu fühlen. Doch er hatte sie mit Achtung betrachtet und sich abgewandt, als sie nicht in der Lage gewesen war, sich gegen ihn zu wehren …
Nachdem der ältere Mann fortgegangen war, drehte sich Einar wieder zu ihr herum. „Du bist frei“, sagte er mit recht rätselhafter Miene.
Meradyce konnte ihn nur ungläubig anstarren.
„Du bist frei“, wiederholte er. Er bückte sich und sammelte die Bruchstücke der Weinflasche ein. Sein muskulöser Rücken glänzte im Lichtschein. „Svend hat dir die Freiheit geschenkt, weil du Gunnhild geholfen hast“, erläuterte er und richtete sich wieder auf.
„Wirklich?“
Eiskalt sah er sie an. „Ich lüge nie.“
„Dann steht es mir also frei zu gehen?“
„Aus meinem Haus hinaus, ja.“
„Nicht aus dem Dorf hinaus?“
Er hob eine Augenbraue. „Wohin gedachtest du denn zu gehen?“
„Heim.“
Er lachte leise und freudlos. „Bitte – wenn dir der Sinn nach einer Überfahrt steht, die noch unangenehmer ist als die letzte. Wir jedenfalls können vor dem nächsten Frühling nicht mehr so weit segeln. Und womit willst du denn deine Passage überhaupt bezahlen?“ Er lächelte ziemlich
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