Historical Platin Band 04
meldete das Feuer. Daraufhin sind wir sofort aufgebrochen.“
„Habt ihr nirgendwo eine Spur von Seana gefunden?“, erkundigte sich Micheil, trank einen weiteren Schluck Wein und spürte wohlige Wärme sich im Magen ausbreiten. Er rieb sich die Stirn und gab widerwillig zu: „Ich Gimpel habe gedacht, dass Seana sich nicht sträuben würde, mit mir zu kommen.“
„Bei unserem Eintreffen lagst du mit dem Kopf zum Koben hin, nicht in der anderen Richtung. Daher sieht es so aus, dass sie dich doch niedergeschlagen hat.“
„Ich hatte die Kate verlassen und war der Ansicht, Seana befinde sich noch im Innern.“ Micheil fasste sich an die schmerzende Stirn und spürte Blut. „Du hast einen hohen Preis auf dich ausgesetzt, Seana!“, äußerte er grimmig.
David sah ihn die Augen verengen und fröstelte im Stillen. „Komm heim, damit die Wunde versorgt werden kann“, drängte er ihn. „Weit kann Seana nachts nicht fliehen.“ Er zögerte, beugte sich dann zum Bruder und raunte ihm zu: „Nimm das als Zeichen, sie ziehen zu lassen, Micheil. Es führt zu nichts Gutem, wenn sie bei dir ist.“
„Erwarte nicht von mir, dass ich Mitleid mit ihr habe. Sie hat mir mehr angetan als nur die Beule an der Schläfe und den Diebstahl meines Stechmessers. Sie hat meinen Stolz verletzt, David.“
„Nein, sie hat deine Leidenschaft geweckt.“ David verschloss die Augen vor dem Bösen, konnte es indes nicht aus dem Sinn verbannen. „Niemand muss erfahren“, fuhr er fort, „dass Seana dich überlistet hat. Lass sie laufen. Es ist nicht wichtig, dass sie nicht weiß, wer du bist. Sie hat nicht versucht, dich zu meucheln, Micheil.“
„Sie hat nicht den Mut, Blut zu vergießen.“
„Sie hat deines vergossen“, erinnerte David den Bruder, schlug die Lider auf und richtete den Blick auf dessen finstere Miene.
„Und ich habe Seanas vergossen. Schande auf mein Haupt, weil sie mich übervorteilt hat! Ich werde sie für diese Nacht büßen lassen und für das, was unserer Schwester angetan wurde.“ Hart sah Micheil den jüngsten Bruder an, trank noch einen Schluck und äußerte dann entschlossen: „Ich werde nicht schlafen, bis Seana gefunden ist.“
„Ich reite mit dir, Micheil“, warf James ein. „Sie hat dich tot gewähnt und zurückgelassen. Zu Fuß kommt sie nicht weit. Hetz die Hunde hinter ihr her, David.“
„Ja, lasst die Köter sie aufspüren!“, mischte Cairill sich ein.
„Sie hat erwähnt, dass sie sich im Stift wie im Hungerloch vorgekommen ist“, sagte Micheil und gab David die Sattelflasche zurück. „Sobald ich sie in meiner Gewalt habe, wird sie erfahren, was es heißt, wirklich im Verlies zu schmachten!“ Er ließ sich von James auf den Rotschimmel helfen und fuhr streng fort: „Sei auf der Hut, David! Du darfst nie vergessen, dass Seana eine MacKendrick ist, ganz gleich, welche Zauberkünste sie anwendet!“
Am unheilvollen Ton des Bruders erkannte David, dass ihr Arges bevorstand. „Nein, ich werde es nie vergessen“, erwiderte er. „Indes warne ich dich ebenfalls, Micheil. Sie hat dich auf einen unguten Weg gebracht.“ David wandte sich ab und rief die Wolfshunde zu sich.
Micheil schaute ihm hinterher, wandte sich dann an James und räumte ein: „Ich leugne nicht, dass Seana mein Blut in Wallung bringt. Sie wird jedoch, wie ich es gelobt habe, für die in der Vergangenheit geschehenen Verbrechen büßen.“
Schweigend hatte Niall zugehört. Boshaft lächelnd sagte er sich, auch Micheil werde seiner Strafe nicht entgehen.
Das Pfeifen des Windes machte Seana wach. Alles tat ihr weh, doch die innere Stimme riet ihr eindringlich, die Flucht fortzusetzen und sich zu sputen. Sie schüttelte den Kopf, und die Zeit verstrich wie im Flug. Die warnende innere Stimme machte sich noch deutlicher bemerkbar. Aus der Ferne vernahm Seana Hundegebell und flüsterte verstört: „Heilige Jungfrau Maria! Die MacGlendons hetzen die Bracken auf mich!“
Jäh sprang sie auf und rannte fort, die ihr verbliebenen Lebensmittel zurücklassend. Die Rast hatte ihr gutgetan, und mit frischen Kräften hastete sie voran. Die Vorstellung, gefasst und vor den Clanführer der MacGlendons geschleppt zu werden, erschreckte sie so, dass es ihr gleich war, ob sie sich an scharfen Gräsern schnitt oder Sträucher ihr gegen die Beine schlugen. Sie durfte nicht zulassen, dass man sie jetzt der Freiheit beraubte.
Sie rannte, bis sie das Blaffen der Hunde nicht mehr vernahm. Keuchend, Stiche in den Seiten verspürend,
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