Historical Platin Band 04
und dann umgebracht. Sie zählte noch nicht einmal fünfzehn Lenze. Das gleiche Schicksal wirst du erleiden. Das hat Master Micheil mir versprochen. Eine MacKendrick …“
„Das genügt!“, unterbrach Micheil und sah zornig Seana an. „Du hast mir heute einen guten Dienst erwiesen, Angus. Mein Bruder David wird dich gut dafür belohnen.“
Angus hob den Hirschfänger an die Lippen, küsste die Lamelle und erwiderte: „Zeigt mir diese Klinge, wenn sie vom Blut trieft. Das ist mir des Lohnes genug.“ Er verbeugte sich und überreichte dem Laird von Halberry Castle den Dolch.
„Ja“, flüsterte Seana. „Bring die Sache hinter dich und töte mich.“ Doch selbst in ihren Ohren hatte die Bemerkung einen falschen Klang gehabt. Sie wollte nicht das Zeitliche segnen. Solange sie am Leben war, konnte sie die Hoffnung nähren, dem ihr Versprochenen zu entrinnen.
„Du kennst die Strafe, die auf Diebstahl steht, Seana“, sagte er hart.
Sie blickte auf seine Hände, durch die sie so viele wundervolle Augenblicke erlebt hatte, ballte ihre und starrte ihn trotzig an.
„Ich habe das Recht, dich zu züchtigen.“
„Dann nimm es dir!“, erwiderte sie wütend. „Nimm dir das wenige, das du mir gelassen hast.“
„Du hast Angus mit diesem Land betraut, Micheil“, warf James ein. „Es liegt zu nahe an der Hofmark der MacKendricks, um hier lange zu verweilen. Sollte die Kunde zu ihnen dringen, dass Seana in unsere Gewalt geraten ist …“
„Deine Warnung ist berechtigt“, fiel Micheil dem Bruder ins Wort, nahm Seana grob beim Handgelenk und zerrte sie hinter sich her.
Angesichts des Ausdrucks in seinen Augen lief ihr ein Schauer über den Rücken. Er hasste sie und hatte gleichzeitig Verlangen nach ihr. Sie kannte diesen Blick sehr gut. Wiewohl sie sich nicht mehr weit von Craigell Castle befand, war sie machtlos, Micheil daran zu hindern, sie mit sich zu schleifen.
Crisdean MacDuncan hielt den Rotschimmel am Halfter, während er sie dem Ross vor dem Sattel auf den Rücken legte. Kalten Blicks schaute er die Mitglieder seiner Sippe an, band Seana dann die Handgelenke und ließ sie kopfüber hängen. Anschließend fesselte er ihr die Füße.
Crisdean sah Master James an, der neben ihm stand. „Es gefällt mir nicht, wie er sie behandelt“, murmelte er. „Wäre es ein anderes Weib, würde ich ihre Gefangennahme feiern und sie mit euch allen schänden. Aber sie hat deinen Bruder behext. Ich habe ihn nie eine andere Frau auf diese Weise betrachten gesehen.“
„Er wird den Eid einlösen, Crisdean“, entgegnete James. „Sollte sie versuchen, Gnade für sich zu erwirken, wird er sie nicht am Leben lassen.“
Micheil legte das Plaid über sie, griff in ihr Haar und riss ihr den Kopf hoch. „Halte es nicht für eine freundliche Geste, dass ich dich zugedeckt habe“, äußerte er schroff. „Ich will nicht, dass du stirbst, bevor das Tor von Halberry Castle sich hinter dir geschlossen hat. Und Bequemlichkeiten harren deiner nicht in der Veste!“
Am liebsten hätte Seana ihm ins Gesicht gespuckt.
Er ließ ihr Haar los und schwang sich auf den Hengst. „Ich reite nach Haus“, verkündete er. „Wer begleitet mich?“
Wilde Schreie folgten seinen Worten. Crisdean beugte sich zu Master David und flüsterte ihm zu: „Das Ganze gefällt mir nicht. Er schleppt eine Hexe zu uns. Das weißt du ganz genau, David. Er hätte sie hier erledigen und ihren Leichnam dann vor die Kurtinen von Craigell Castle schleudern sollen. Ihr betrunkener Bruder würde sich nicht aufraffen und uns verfolgen. Die MacKendricks haben nicht einmal mehr genügend Rosse, um zehn Reisige hinter uns herzuschicken.“
„Micheil hat uns befohlen, heimzureiten“, erwiderte David schweren Herzens. Er wusste um das bevorstehende Leid. Micheil hatte sein Liebchen, und wenn er es noch so sehr abstritt.
Rastlos schritt Bridget auf und ab und harrte auf die Kunde, die Schwägerin sei gefasst worden. Sie hatte die Base und deren Kammermagd fortgeschickt und hielt sich allein im Frauentrakt auf. Die Naschereien und der Wein standen unbeachtet auf dem Kastentisch. Sie berührte ihr verunstaltetes Gesicht und hoffte, die ihr verhasste Seana MacKendrick möge bald in der Veste eintreffen. Wütend starrte sie aus dem fünflichtigen Fenster in die Dunkelheit. Auf dem Hof brannten zahlreiche Fackeln. Viele Bewohner der Burg harrten der Rückkehr des Herrn.
Ein Geräusch veranlasste sie, sich umzudrehen. Sie presste die Hände zusammen und hoffte,
Weitere Kostenlose Bücher