Historical Platin Band 04
schicksalsträchtigen Tagen vor dem Verschwinden seiner Gemahlin geschehen war.
Indes wurde sie erneut an Ethwinns Warnung erinnert, als sie in der Küche die Getränke für die Männer zusammenstellte.
Maille betrat den Raum und verkündete mit boshaftem Lächeln: „Die Master Joris begleitenden Reisigen haben erzählt, der Anführer der MacGlendons sei so siech, dass er an der Schwelle des Totenreiches stehe. Die ganze Sippschaft hat sich versammelt. Sollte er sterben, wird der Clan geschlossen gegen Euch kämpfen.“
Das war eine Neuigkeit, die fast die Hoffnung auf Frieden zunichtemachte. Seana nahm das Brett mit dem Becher und der Weinkruke, eilte zum Bruder zurück und berichtete, was sie soeben gehört hatte.
„Ja, das stimmt“, bestätigte Joris. „James MacGlendon wird, da er nur der Zweitälteste ist, nicht gegen Euch zu Felde ziehen, solange sein Bruder Micheil noch lebt. Euer Bruder, Mistress, hat versucht, Euch diese Kunde vorzuenthalten. Ich hingegen werde mich dennoch mit Master James treffen.“
Aus dem Drang, mit sich allein zu sein, schlenderte Seana ans Fenster. Selten hatte sie sich gestattet, an Micheil zu denken, doch in Anbetracht der Meldung, er könne das Zeitliche segnen, musste sie sich ihren Gefühlen stellen. Sie legte die Hand auf den gewölbten Leib. Das Kind, das sie von Micheil empfangen hatte, stellte ein Band zwischen ihnen beiden dar, das stärker war denn die Leidenschaft, die sie mit dem Vater geteilt hatte. Sie verlor sich an die Erinnerungen an seine Freundlichkeit, die gemeinsame Heiterkeit, und wusste, er musste innerlich so zerrissen sein, wie sie es war.
Nur Ethwinn war bekannt, dass sie sein Kind unter dem Herzen trug. Das Geheimnis konnte sie indes nicht mehr lange bewahren. Sie wusste nicht, wie der Bruder sich verhalten würde, wenn er merkte, dass sie guter Hoffnung war. Er konnte sie verbannen, falls niemand sie zur Gattin haben wollte. Um seine neu gewonnene Tatkraft als Anführer der Sippe unter Beweis zu stellen, musste er Seana aus dem Clan verstoßen. Dann würde jeder sie mit Missachtung strafen. Niemand würde ihr beistehen, sobald bekannt wurde, dass sie von einem MacGlendon ein Kind erwartete. Sie konnte sich Micheils Sippschaft nicht ausliefern, da man ihr dann die Frucht ihres Leibes wegnehmen und sie töten würde. Niemand würde das kleine unschuldige Wesen beschützen. Sie musste darum beten, dass sein Vater am Leben blieb. Sie musste hoffen, dass er sich überwand, Frieden zu schließen. Vielleicht bestand dann die Möglichkeit auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm.
Sie hielt sich vor, töricht zu sein, doch im Herzen wusste sie, dass es nur ihn für sie geben würde. Schweigend starrte sie aufs Meer und kam zu dem Entschluss, sie müsse, koste es, was es wolle, ihr ungeborenes Kind beschützen. Nach dieser Entscheidung überkam sie eine innere Ruhe, die sie noch nie erlebt hatte.
17. KAPITEL
Reitende Boten überbrachten die Kunde, dass der Laird das Fieber überstanden hatte und genas. Im Verlauf der Zeit, da die Entzündung ihn noch geplagt hatte, war er hin und wieder bei Bewusstsein gewesen. Dann hatte er nach Seana MacKendrick gefragt und war, nachdem ihm ihr Verschwinden mitgeteilt worden war, wieder in den Erschöpfungszustand verfallen, der seinen einst so kraftvollen Körper schwächte.
Er hatte gewütet, nachdem ihm der Verrat seines Bruders David bekannt geworden war. Schließlich war, ohne dass er sich dessen gewahr wurde, Master David, nachdem man ihm lange verwehrt hatte, ans Siechbett zu eilen, zu ihm gegangen und hatte ihn angefleht, die Willenskraft nicht fahren zu lassen und sich ans Leben zu klammern, damit er das Weib, dem sein Herz gehörte, heimholen könne.
Peigi hatte hingebungsvoll den Kranken gepflegt, verköstigt, gewaschen und mit heilenden Tränken versorgt.
Micheil hatte hinreichend Muße gehabt zu begreifen, dass er Seana zurückholen musste, koste es, was es wolle. Er hatte von ihr geträumt, ihre kühle Hand auf der Stirn gespürt, sie ihm eindringlich zuraunen gehört, er müsse am Leben bleiben.
Und als Peigi ihm dann eröffnet hatte, sie sei überzeugt, Mistress Seana trage ein Kind von ihm unter dem Herzen, musste niemand mehr ihn bedrängen, sich zu schonen und gut zu stärken, damit er wieder zu Kräften kam.
James schlenderte zu Micheil und Crisdean MacDuncan, gebot ihnen mit knapper Geste Einhalt und sagte: „Mir ist soeben die Kunde überbracht worden, Master
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