Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
geschlossen hatte, drehte Davencourt sich zornig zu seiner Schwester um. Unwillkürlich versuchte Clara, sich auf ihrem Stuhl ganz klein zu machen.
„Martin, Darling“, meldete sich Juliana zu Wort, „könntest du vielleicht im Kinderzimmer nach dem Rechten sehen? Ich bin immer ein wenig unruhig, wenn wir die Zwillinge längere Zeit allein lassen, auch wenn das Kindermädchen gewiss sehr zuverlässig ist.“
Ihr Gatte zögerte. Dann sah Clara, wie Juliana ihm mit einer kleinen Kopfbewegung etwas zu verstehen gab. Und siehe da, das Unvorstellbare geschah: Er verließ den Raum. Vor Erleichterung traten Clara die Tränen in die Augen. Es wäre so schrecklich gewesen, Martin jetzt eine Erklärung für ihr Verhalten geben zu müssen. Natürlich hatte sie gewusst, dass es falsch war, sich allein mit Fleet in die Bibliothek zu begeben. Was also hätte sie zu ihrer Entschuldigung vorbringen können?
„O Juliana!“ Sie warf sich ihrer Schwägerin in die Arme. In diesem Moment war es ihr völlig gleichgültig, was Juliana von ihr denken mochte.
Die stand einen winzigen Augenblick lang reglos, dann erwiderte sie Claras Umarmung.
„Ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, Juliana.“
„Hm …“ Juliana trat einen Schritt zurück, fasste Clara bei der Hand und zog sie zum Sofa. „Am besten erzählst du mir erst einmal, was geschehen ist.“
„Er wird fortgehen“, brach es aus Clara heraus. „Das scheint der einzige Weg zu sein.“
„Ja, das mag wohl stimmen.“
Eine Weile saßen sie schweigend Hand in Hand. Doch schließlich meinte Juliana nachdenklich: „Vielleicht solltest auch du London eine Weile verlassen. Nach dem Weihnachtsfest, wenn deine Schwester Kitty und ihr Gatte nach Yorkshire zurückkehren, könntest du die beiden begleiten. Ein Besuch bei ihnen würde dir sicher guttun.“
„Ja“, stimmte Clara zu, „eine andere Umgebung könnte hilfreich sein.“
„Liebes …“ Juliana klang plötzlich ängstlich. „Verzeih mir, dass ich dir eine so persönliche Frage stelle. Aber ich muss wissen, ob du … Clara, du hast doch nicht …“
Zu jeder anderen Zeit hätte sie sich köstlich darüber amüsiert, dass Juliana, die für ihre Offenheit berüchtigt war, sich nicht dazu überwinden konnte, ihre Befürchtungen in Worte zu fassen. Jetzt jedoch schüttelte Clara nur beruhigend den Kopf. „Es ist nichts passiert.“ Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Wahrscheinlich hätte ich mich Sebastian hingegeben. Doch als Gentleman hat er meine Schwäche nicht ausgenutzt.“
„Dem Himmel sei Dank!“
„Ja …“ Sie erhob sich. Kalt und schwer lag ihr das Herz in der Brust. „Ich sollte zu Bett gehen. Warum bin ich bloß so entsetzlich müde? Ach, Juliana, ich danke dir für dein Verständnis.“
Ihre Schwägerin betrachtete sie traurig. „Wenn du möchtest, können wir morgen ausführlicher über alles reden.“
„Du bist so lieb …“ Es gelang ihr tatsächlich zu lächeln. „Du bist wie eine Schwester für mich.“
Jetzt lächelte auch Juliana. „Danke, Clara. Schlaf gut! Bis morgen.“
Ihre Beine schienen aus Blei zu sein, doch entschlossen setzte Clara Fuß vor Fuß.
Langsam stieg sie die Treppe hinauf. Wahrscheinlich werde ich keine Ruhe finden, dachte sie. Doch als sie schließlich im Bett lag, fielen ihr sogleich die Augen zu, und sie schlief bis zum nächsten Morgen, ohne auch nur ein einziges Mal zu erwachen.
In dieser Nacht blieben alle Sterne hinter dunklen Wolken verborgen.
4. KAPITEL
Nach dem Besuch in der überheizten Kanzlei seines Anwalts hatte Sebastian es eilig, wieder nach draußen zu kommen. Während er die Treppe hinablief, zog er sich die Handschuhe an. Dann trat er in die kalte klare Luft hinaus.
Es war ein wunderschöner Wintertag, einer, an dem der Schnee selbst in London eine Zeit lang weiß blieb. Da die glitzernde Decke den Schmutz der Stadt unter sich verbarg, bot sich den Bewohnern ein ungewohnt idyllisches Bild.
Zwei Wochen war es nun her, dass er beschlossen hatte, England zu verlassen, um Italien und andere Länder auf dem Kontinent zu bereisen. Zu jenem Zeitpunkt hatte er keine Ahnung gehabt, welch eine Vielzahl an Vorbereitungen sein Plan erforderlich machen würde.
Perch kümmerte sich um alles, was mit der Reise selbst zu tun hatte. Er selbst wiederum versuchte, jene Dinge zu regeln, die seine Geschäfte betrafen.
Vollmachten mussten ausgestellt werden, damit die herzoglichen Landgüter während seiner Abwesenheit bewirtschaftet werden
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