Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
Vom Netzwerk:
Mission. Sie hörte die heitere hohe Stimme von Eliza und das bärbeißige Gemurmel von Anthonys Kammerdiener Timms. Und als sie gerade aufstehen wollte, um sich unter ihre warme Bettdecke zurückzuziehen, erblickte sie die Gestalt eines Gentlemans, die sich aus dem dunklen Schatten des Gebäudes löste und wie ein Geist hinter der Eibenhecke verschwand. Cassie richtete sich sofort kerzengerade auf. Seine breiten Schultern und die Art, wie er sich bewegt hatte, erinnerten sie an Peter, und der Gedanke, sie könne für seine Schlaflosigkeit verantwortlich sein, brachte sie zum Lächeln. Vielleicht sehnte er sich ebenfalls nach ihr und war hinausgegangen, um vor dem Einschlafen ein wenig frische Luft zu schnappen.
    Doch dann huschte der Schatten einer Dame aus einer anderen Richtung vorbei und folgte dem Mann hinter die Eibenhecke. Cassie vernahm das leise Knirschen von Kies und ein kurzes Auflachen. Rasende Eifersucht erfasste sie, die ihr die Hitze ins Gesicht trieb und ein ohnmächtiges Gefühl der Wut hinterließ. Wie konnte Peter Townend es wagen, nach Lyndhurst Chase zu kommen, um ihr den Hof zu machen, und sich dann mit einem der Dienstmädchen vergnügen? Wie konnte er nur! Vielleicht war das die normale Art, in der sich liederliche Londoner Gentlemen benahmen, aber für sie war ein solches Verhalten empörend und inakzeptabel.
    Ohne viel Federlesen stürmte sie aus ihrem Schlafzimmer und die breite Eichentreppe hinunter. Sie rannte den Korridor entlang und klopfte an Peters Tür, überzeugt, dass keine Antwort kommen würde. Als eine tiefe Männerstimme sie hereinbat, war sie völlig verblüfft und wusste nicht, was sie tun sollte.
    Erneut war die Stimme zu hören, diesmal klang sie ein wenig ungeduldig. „Kommen Sie herein!“
    Dann öffnete sich mit einem Mal die Tür von innen, und Cassie stand Peter von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er war halb angezogen – oder genauer gesagt halb ausgezogen – trug nichts als seine Pantalons und ein geöffnetes Hemd. Sein Krawattentuch hatte er bereits abgelegt. Eine Mischung aus Heiterkeit und Überraschung spiegelte sich in seiner Miene, als er sie sah. Hinter ihm konnte Cassie einen Kerzenleuchter neben seinem Bett erkennen. Das Laken war zerknittert, weil Peter darauf gelegen hatte, und ein umgedrehtes Buch lag aufgeschlagen auf der Tagesdecke.
    Peter war allein. Er hatte gelesen. Er befand sich nicht draußen im Garten, um mit Dienstmädchen zu flirten. Diese Erkenntnis musste Cassie erst einmal verarbeiten, während Peter wartete und sie nach Worten rang, um ihr Erscheinen zu erklären.
    „Sie sind es!“ Cassie trat einen Schritt zurück. Als Gesprächseinstieg war das zugegebenermaßen nicht übermäßig einfallsreich.
    „Ja“, bestätigte er freundlich, derweil seinem aufmerksamen Blick kein Detail ihres unkonventionellen Aufzugs entging. „Kann ich etwas für Sie tun, Miss Ward?“
    „Ja, ich meine, nein!“
    Cassie war so verwirrt, ihn in seinem Zimmer vorzufinden, dass ihr überhaupt nichts mehr einfiel. Und während sie noch wie angewurzelt vor der Schwelle stand, öffnete sich weiter hinten auf dem Gang leise eine Tür. Peter zog sie rasch in sein Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
    „Was um Himmels willen tun Sie?“, fragte Cassie, deren Geistesgegenwart zurückkehrte.
    „Ich verhindere einen Skandal. Was ist denn in Sie gefahren, mitten in der Nacht an die Schlafzimmertüren von Gentlemen zu klopfen?“
    „Es ist nicht mitten in der Nacht“, berichtigte ihn Cassie. „Außerdem habe ich nur an einer Tür geklopft, und zwar an Ihrer!“
    „Das beantwortet meine Frage nicht“, hakte Peter nach. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte unnachgiebig, und Cassie wurde plötzlich bewusst, dass sie sich mit ihrer Impulsivität in immer größere Schwierigkeiten brachte.
    „Sie denken nie an die Konsequenzen“, hatte Eliza ihr vorgeworfen, und wieder einmal hatten sich die Worte der Zofe als wahr herausgestellt.
    Cassie schluckte schwer. „Ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier vorzufinden“, erklärte sie.
    Peter hob verwundert die Augenbrauen. „Und warum suchen Sie dann zuerst hier nach mir?“
    Das schien eine naheliegende Frage zu sein. Cassie nestelte an den Schleifen ihres Negligés, während ihr verschiedene Antworten durch den Kopf gingen, die sie allesamt verwarf.
    „Weil ich wissen wollte …“ Sie hielt inne und begann von vorne: „Mein Gott, ich dachte, ich hätte Sie draußen im Garten

Weitere Kostenlose Bücher