Historical Saison Band 06
kleinen Vorschuss.“
Er küsste sie rasant und leidenschaftlich und ließ sie dann los, bevor der Drang, sie fester an sich zu ziehen und sie ganz zu besitzen, überwältigend wurde. Als er sie losließ, war sie ganz atemlos, und ihre Augen leuchteten so feurig und unwiderstehlich, dass er beinahe alle seine guten Vorsätze vergaß.
„Sie sind sich also sicher, dass Sie mich überzeugen werden, Ihre Frau zu werden?“, flüsterte Cassie.
„Ja, das bin ich.“
„Wie eingebildet Sie sind.“ Sie zog eine Augenbraue hoch.
Peter lächelte dieses verruchte Lächeln, das sie erröten ließ. „Ich würde darauf wetten.“
„Warum?“
„Weil ich Ihnen nicht gleichgültig bin“, antwortete er. „Wenn ich Ihnen egal wäre, hätte ich Lyndhurst Chase bereits verlassen. Ich will mich keiner Dame aufdrängen, die mich ablehnt. Aber Sie, Miss Ward …“, er machte eine Pause und strahlte, „… Sie werden bald zustimmen, meine Braut zu werden. Davon bin ich überzeugt.“
Cassie zeigte ihm die kalte Schulter und eilte aus dem Zimmer. Peter folgte ihr, ein seltsames Lächeln auf den Lippen. Er spürte, dass sie gegen ihren Willen fasziniert war und dass ihre Neugier sie letztendlich wieder zurück in seine Arme treiben würde – wenn er nur die nötige Geduld aufbrachte, so lange zu warten.
4. KAPITEL
Zehn Tage lang warb Peter in untadeliger Weise um Cassies Gunst. Anthony Lyndhurst hatte sich eine Reihe Vergnügungen einfallen lassen, um seine Gäste bei guter Laune zu halten. Für die Gentlemen gab es Jagden, Schießwettbewerbe und Fischen. Außerdem erlaubte das sonnige Herbstwetter Krocket- und Kricketspiele auf dem Rasen. Man unternahm einen Ausflug nach Newbury und besuchte Festivitäten bei benachbarten Großgrundbesitzern und Bekannten. Überall umwarb Peter die junge Frau unter strikter Wahrung der Etikette, tanzte mit ihr an den Abenden, begleitete sie zum Dinner, unternahm Ausritte auf dem Anwesen mit ihr und berührte sie bei all dem nicht mehr, als nötig war, um ihr in die Kutsche zu helfen. Fast ununterbrochen leisteten sie einander Gesellschaft. Cassie erwartete nach wie vor, dass er sie bedrängen oder küssen würde, um die Heiratsentscheidung voranzutreiben. Doch nichts davon tat er.
Als ihre Erwartungen sich als unzutreffend erwiesen, sagte sich Cassie, dass er ihr Geld unbedingt brauchte und daher mit aller Geduld vorging, um es zu bekommen. Gleichzeitig widersprach diese Unterstellung Peters offenkundiger Hochachtung ihr gegenüber. Sie konnte nicht leugnen, dass er ihr mit aufrichtigem Respekt und größter Aufmerksamkeit begegnete. Gleichzeitig nahm bei diesem behutsamen Werben ihre gegenseitige Anziehung immer heftigere Züge an. Sie spürte es bei jeder seiner zaghaften und kurzen Berührungen und erkannte es an seinen Blicken. Und die leidenschaftliche Spannung, die zwischen ihnen herrschte, wurde durch den Umstand, dass die Gefühle durch äußerste Kontrolliertheit in Schach gehalten wurden, umso prickelnder.
Immer häufiger ertappte sie sich bei dem Gedanken, wie es sein würde, ihn zu heiraten. Sie würde Lady Margarets Tyrannei entkommen und auch den lästigen, wenngleich wohlmeinenden Vorschriften ihrer Cousins. Sie würde ihren eigenen Haushalt leiten, in dem sie all das verwirklichen konnte, was ihr bislang versagt blieb. Und sie hätte Peter und seine Küsse und Zärtlichkeiten, die in diesen zehn Tagen verboten blieben und nach denen sie sich insgeheim verzehrte. Zweifelsohne war es sträflich von ihr, so zu denken, aber sie war nie jemand gewesen, der vor den eigenen Gefühlen davonlief.
Es beunruhigte sie mehr, als sie zugeben wollte, dass Peter nur ein Stockwerk unter ihr schlief. Manchmal lag sie wach im Bett, all ihre Sinne waren wie im Alarmzustand, und sie wartete auf etwas, erwartete etwas … Ihr Herz raste vor Aufregung, und heißes Verlangen durchströmte ihren Körper. Stundenlang drehte sie sich ruhelos von einer Seite auf die andere. Peter störte ihren Schlaf, und Cassies Meinung nach war das ein Problem, das gelöst werden musste.
„Von zwei Übeln wählt man besser das, was man schon kennt“, riet ihr Eliza eines Abends, als Cassie sich für die Nacht fertig machte. Sie hatte ihrer Zofe anvertraut, dass sie überlegte, Peters Antrag anzunehmen, um ein wenig Unabhängigkeit zu erlangen.
„Das wäre der schlechteste Grund, Lord Townend zu heiraten“, fuhr Eliza fort. „Die Tyrannei einer Anstandsdame kann im Vergleich zu der eines Ehemanns geradezu
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