Historical Saison Band 09
wahrscheinlich gewisse Entschädigungen für Sie.“
„Wahrscheinlich“, erwiderte Esme mit einem albernen Kichern und versuchte, sich nicht vorzustellen, was für Entschädigungen das sein mochten, oder wie es sich anfühlen mochte, sie zu empfangen.
Catriona ging sofort auf ihren Vater zu und führte ihn zum besten Sitzplatz gleich neben dem Kamin. Die anderen Herren verteilten sich im Raum – mit einer Ausnahme.
MacLachlann schlenderte direkt auf Esme zu, und sie erhob sich, um ihm entgegenzukommen. Er machte fast einen ungeduldigen Eindruck, als er sie mit sich zu einer schattigen Wandnische zog. Die jungen Damen beobachteten jeden ihrer Schritte und flüsterten bereits aufgeregt miteinander. Nicht wenige von ihnen warfen ihr unverhohlen neidische Blicke zu.
Aber was tat er denn und warum? Warum betrachtete er sie mit diesem seltsamen Ausdruck in den Augen? Und wo war der Anwalt?
„Wo ist denn Mr McHeath?“, fragte sie leise.
„Er hatte Dinge zu erledigen, die nicht länger warten konnten“, antwortete er ebenso leise.
„Das ist sehr schade. Ich werde eben ein anderes Mal ein Treffen mit ihm vereinbaren müssen.“
„Warum?“, fragte Quinn gereizt.
Das war doch wohl nur allzu offensichtlich. „Als Anwalt von Lord Duncombe besitzt er großen Einfluss auf dessen Entscheidungen – oder könnte ihn besitzen, wenn er wollte“, erklärte sie. „Ich hoffe, er ist nicht in irgendwelche betrügerischen Geschäfte verwickelt, aber ich bin nicht so naiv zu denken, das wäre unmöglich, nur weil er Anwalt ist. Sollte er wirklich ein Schwindler sein, will ich ihm die Gelegenheit geben, uns ebenfalls hereinzulegen.“
„Welchen Grund würden Sie ihm denn für ein Treffen nennen?“
„Ich werde ihm beichten, dass ich mir Sorgen über die Art mache, wie Sie über meine Mitgift verfügen.“
„Dazu hätten Sie nichts zu sagen.“
„Mir ist bewusst, dass eine Frau vor dem Gesetz nur wenige Rechte hat“, antwortete Esme. „So dumm wie ich mich allerdings stelle, wird Mr McHeath nicht überrascht sein, wenn ich völliges Unwissen heuchle.“
„Und wenn er versucht, Sie zu verführen?“
Als wäre sie eine leichtgläubige Unschuld frisch aus der Klosterschule!
„Wie Sie eigentlich inzwischen gelernt haben sollten, lasse ich mich nicht so leicht durch gutes Aussehen oder ein charmantes Wesen beeinflussen. Ich will ihm einfach nur die Möglichkeit geben, alle verbrecherischen Machenschaften freizulegen, in die er verwickelt sein mag.“
„Er könnte nur allzu bereit sein, ganz gewisse Dinge freizulegen“, meinte Quinn verstimmt.
„Seien Sie nicht so vulgär.“
„Ich wollte Sie nur warnen“, sagte er leise und fuhr ihr mit dem Finger sanft über die Wange.
Esme zuckte zusammen, nicht weil seine Berührung ihr unangenehm gewesen wäre, sondern weil sie so unerwartet kam – und sich angenehmer anfühlte, als ihr lieb war. Sie senkte den Blick und errötete. Der Duft seines Rasierwassers umgab sie, und seine Nähe war gleichzeitig verwirrend und aufregend. „Was tun Sie denn?“, verlangte sie verärgert zu wissen.
„Ich stürze mich lediglich in die Rolle Ihres Gatten und gebe den alten Klatschweibern etwas zum Tratschen.“ Er kam noch näher. „Was ist denn, Esme? Haben Sie Angst, ich könnte Sie wieder küssen? Oder hoffen Sie es?“
Seine letzten Worte kamen der Wahrheit viel zu nahe. „Lassen Sie das“, fuhr sie ihn an.
„Keine Angst, kleiner Honigkuchen. Selbst ich würde Sie nicht küssen, während uns eine ganze Horde von Klatschbasen dabei zusieht.“
Esme atmete auf, und als sie es wagte, ihn anzusehen, bemerkte sie einen seltsam wehmütigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
„McHeath wird wahrscheinlich freudig die Gelegenheit beim Schopf packen, sich mit Ihnen zu treffen, selbst wenn er nach unserer kleinen Diskussion im Speisesalon versucht sein sollte, seine Dienste einzustellen.“
Sie musste es einfach wissen. „Waren das Ihre Ansichten, die Sie da äußerten?“
„Guter Himmel, nein. Die meines Bruders, und jeder kennt seine Ansichten, also blieb mir keine Wahl, als sie zu wiederholen. Ich rechnete allerdings nicht damit, dass McHeath so wütend werden würde. Ich dachte immer, alle Anwälte könnten einen kühlen Kopf bewahren.“
Esme konnte es meistens auch, es sei denn, MacLachlann war in ihrer Nähe.
„Es wäre gut möglich, dass gar nichts Illegales vor sich geht mit den Geschäften des Earls“, fuhr Quinn fort, immer noch nah genug, um Esme küssen
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