Historical Saison Band 09
können wie ein Mann. Männer lassen sich gewöhnlich auch zu sehr von der Popularität eines Politikers beeinflussen.“
„Oder Reichtum und Abstammung“, warf Esme ein.
„Nun, das schadet doch nichts“, meldete sich ein weiterer Gentleman zu Wort. „Meine Frau würde in jedem Fall so wählen, wie ich es Ihr befehlen würde.“
Esme sah ihn mit Unschuldsmiene an. „Aber wenn die Wahlen geheim wären“, fragte sie arglos, „wie würden Sie wissen, ob sie Ihnen gehorcht hat?“
Bevor er antworten konnte, erhob Catriona sich schnell und gab damit das Zeichen für die Damen, sich in den Salon zurückzuziehen.
Esme stand eher widerwillig auf und folgte ihr, doch Quinn atmete erleichtert auf. Wer konnte ahnen, was sie sonst zur Verteidigung der Frauenrechte noch geäußert hätte. Zwar war er völlig ihrer Meinung, und sie tat ihr Bestes, dabei albern und naiv zu klingen, aber er wusste nicht, wie bald sie schon ihre Geduld und damit auch ihre Fassade verloren hätte.
Nachdem die Damen gegangen waren, schob McHeath seinen Stuhl zurück und verbeugte sich vor seinem Gastgeber. „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Lord Duncombe. Mich erwartet zu Hause viel Arbeit. Bitte richten Sie Ihrer Tochter mein Bedauern über meinen übereilten Aufbruch aus.“
„Ich muss schon sagen“, meinte Quinn, kaum dass der Anwalt den Raum verlassen hatte, „ein ziemlicher Hitzkopf, was?“
„Mit recht radikalen Vorstellungen“, stimmte der Earl zu. „Aber er ist der beste Anwalt in ganz Edinburgh, also lohnt es sich, seine Überspanntheit zu übersehen. Ich werde aus keinem Vertrag schlau ohne seine Erklärungen.“
„Ach, wirklich?“, erwiderte Quinn. „So gut ist er also, was?“
Oder so verschlagen, fügte er in Gedanken hinzu.
8. KAPITEL
D a ihr keine andere Wahl blieb, folgte Esme ihrer Gastgeberin in den Salon, obwohl sie den Brauch der höheren Gesellschaft hasste, der verlangte, dass sich die Damen nach dem Essen von den Gentlemen trennten. Als könnten die Frauen an keinem Gespräch über ernstere Themen wie Politik teilnehmen. Sie wünschte, sie wäre wieder in London und säße über ihren Gesetzbüchern.
Mehrere junge Damen umringten sie, nachdem sie auf dem mit blauer Seide bezogenen Sofa Platz genommen hatte.
„Ein so schönes Kleid! Aus Paris?“, fragte eine von ihnen.
Esme erinnerte sich, dass die junge Frau die Tochter eines Justizbeamten war. In London hätte ihr Rang ihr niemals zu der Einladung bei einem Earl verholfen, aber in Schottland wurde Mitgliedern des juristischen Berufs größerer Respekt entgegengebracht, wie sie es auch verdienten.
„Nein, aus London“, antwortete Esme.
„Wer war die Schneiderin?“, fragte eine weitere junge Dame eifrig. Lady Eliza Deluce trug ein wunderschönes Kleid aus weicher, fließender hellroter Seide. Den Saum schmückten gestickte Frühlingsblumen.
Leider konnten weder das hinreißende Kleid noch das goldblonde Haar die Muttermale auf ihrem Kinn und ihrer Stirn verbergen.
Esme erfand schnell den Namen einer Schneiderin und gab sich Mühe, Interesse zu zeigen, als das Gespräch sich um Schneiderinnen, Stoff und die neueste Mode zu drehen begann und sie sich nur in Schweigen hüllen konnte. Während die jungen Mädchen weiterplauderten, schweifte Esmes Blick zu einigen älteren Damen am anderen Ende des Raums, die immer wieder verstohlen zu ihr herübersahen. Sehr wahrscheinlich waren sie und ihr angeblicher Ehemann das Thema dieser Unterhaltung.
Glaubte MacLachlann tatsächlich, was er über die Sklaverei gesagt hatte, oder behauptete er all die Dinge nur, um seine Rolle gut zu spielen? Und was sollte sie von dem gut aussehenden Anwalt des Earls halten? Konnte ein Mann, der mit so viel Gefühl über die Übel der Sklaverei sprach, ein Dieb oder Veruntreuer sein, der den Earl um sein Geld betrog?
Selbstverständlich. Esme hatte aus den Fällen ihres Bruders gelernt, dass ein entschlossener Heuchler ein sehr guter Schauspieler sein konnte.
Eine rundliche Frau mittleren Alters, angetan mit einem lila Turban und einem Kleid von einer ähnlich unfassbaren Schattierung, zwängte sich zwischen Esme und die Armstütze des Sofas. „Darf ich mich zu Ihnen gesellen, meine Liebe?“
Es war Lady Stantonby, eine sehr reiche Witwe. Leider fiel Esme kein Grund ein, weswegen sie ablehnen sollte. „Aber natürlich.“
„Fühlen Sie sich wohl? Sie sehen ein wenig blass aus“, sagte Lady Stantonby in einem düsteren Ton, der mehr zu einer Beerdigung
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