Historical Saison Band 09
zu können, wenn er wollte. „Haben Sie bemerkt, wie viel Wein er bei Tisch getrunken hat? Sollte er wirklich größere finanzielle Schwierigkeiten haben, dann vielleicht, weil sein Urteilsvermögen durch den Wein getrübt wird.“
Sehr zu ihrer Schande hatte sie es nicht bemerkt. Sie hätte sich nicht so sehr ablenken lassen sollen von dem Wunsch, mit McHeath den Unterschied zwischen schottischem und englischem Recht zu diskutieren oder darüber nachzudenken, wie attraktiv MacLachlann heute aussah oder wie oft er sich Catriona zuneigte, um ihren Worten zu lauschen.
Er wies mit einer Kopfbewegung auf das andere Ende des Salons, wo Lady Marchmont sich bereit machte, das Pianoforte zu spielen, und einige Diener die Stühle umstellten, um Platz zum Tanzen zu schaffen. „Sobald das Tanzen beginnt, müssen wir uns in die Bibliothek begeben. Sie verlassen den Raum zuerst, ich folge Ihnen gleich danach. Catriona sagt, die Bibliothek befindet sich im hinteren Teil des Hauses. Die Tür liegt zur Linken eines Gemäldes von Edinburgh Castle.
Bis dahin schlage ich vor, dass Sie mit diesen alten Schachteln sprechen, die sich im Augenblick wohl darüber auslassen, dass Jamaika meiner Gesundheit nicht gutgetan hat, Sie zu dünn sind und unsere Ehe eine Katastrophe ist. Nach einer kleinen Weile entschuldigen Sie sich und machen sich auf zur Bibliothek. Ich komme bald nach und treffe Sie da.“
„Gut.“ Esme hatte keinen besseren Plan und fand es außerdem recht schwierig nachzudenken, wenn er ihr so nahe war.
Er legte die Hand an ihre Wange. „Machen Sie sich keine Sorgen. Fragen Sie sie einfach nach ihrer Familie, dann werden Sie selbst nicht mehr viel zu sagen brauchen.“
Seine Berührung und die beruhigenden Worte waren ihr willkommener, als sie zugeben mochte. „Bis dann.“
Er nickte und hielt auf den Earl und Catriona zu, die neben ihrem Vater saß und von einer ganzen Traube von Männern umringt wurde. Mehrere von ihnen besaßen einen Titel und die Aussicht auf ein großes Erbe.
Doch keiner von ihnen konnte Aufmerksamkeit auf eine Weise auf sich ziehen wie McLachlann, einfach indem er einen Raum durchquerte.
Bei der ersten Gelegenheit und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie beobachtete, schlüpfte Esme aus dem Salon und in den Flur hinaus. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie weiterging und nach einem Gemälde von Edinburgh Castle Ausschau hielt.
Wie hielten Diebe nur diese Anspannung aus, die Angst, jeden Moment entdeckt werden zu können und auf eine Weise bestraft zu werden, die in diesem Land besonders hart war?
Bald entdeckte sie das Gemälde, eilte zu der danebenliegenden Tür und drückte auf den Knauf. Es war abgeschlossen. Fast gleichzeitig hörte sie Stimmen näher kommen. Welche Ausrede sollte sie geben, falls jemand sie hier entdeckte?
Wenn sie behauptete, sich verirrt zu haben, würde man ihr vielleicht glauben.
Oder sie könnte sagen, sie habe das Gemälde bewundert. Mit leicht zur Seite geneigtem Kopf gab sie vor, es zu betrachten, merkte aber dann, dass die Stimmen leiser wurden. Die Perspektive im Gemälde stimmte nicht, und die Wolken sahen eher aus wie Wolle als …
„Aus Ihnen wird nie ein Spion.“
Keuchend wirbelte sie herum und entdeckte MacLachlann direkt hinter sich. „Wo kommen Sie her?“, flüsterte sie streng.
„Von der Dienstbotentreppe“, antwortete er gelassen.
„Es ist ein Wunder, dass niemand Sie hat herumlungern sehen und Alarm geschlagen hat.“
„Nichts Wunderbares daran. Einfach nur gutes Timing und Erfahrung.“
„Dann schlage ich vor, Sie setzen diese Erfahrung ein, um uns in die Bibliothek zu bekommen“, sagte sie unruhig.
MacLachlann zog etwas aus seiner Brusttasche und steckte es in das Schloss an der Tür.
Eigentlich dürfte ich nicht überrascht sein, dass er nicht nur weiß, wie man ein Schloss aufbricht, sondern auch noch das Werkzeug dafür bei sich trägt, dachte Esme.
Schon Momente später hörte sie ein leises Klicken, dann öffnete MacLachlann die Tür und gab Esme ein Zeichen vorauszugehen. Vorsichtig, um nicht gegen irgendein Möbelstück zu stoßen, huschte sie in den dunklen Raum.
MacLachlann folgte ihr sehr viel selbstbewusster. Er durchquerte den Raum schnell, um am Fenster die schweren Vorhänge zurückzuziehen. Esme schloss die Tür hinter ihnen.
Sobald ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, bemerkte Esme einen Schreibtisch und einen gepolsterten Sessel im Stil des siebzehnten
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