Historical Saison Band 09
Jahrhunderts gleich vor dem Fenster und neben dem Kamin auf der anderen Seite des Raums einen weiteren Sessel. Bücherregale und Gemälde säumten die Wände, und ein besonders schönes Bild von Catriona hing über dem schwarzen Marmorkamin. Es musste um die Zeit gemalt worden sein, als Jamie sie kennengelernt und sich in sie verliebt hatte, denn es zeigte die schöne junge Frau, an die Esme sich erinnerte. Auf dem Porträt stand sie in einem Garten und hielt ein Bouquet bunter Frühlingsblumen in den Händen, ebenso liebreizend und frisch wie sie selbst.
Als hätten sie alle Zeit der Welt und müssten nur die Lesegewohnheiten des Earls feststellen, betrachtete MacLachlann die Bücher auf den Regalen, während Esme direkt zum Schreibtisch ging. Sie versuchte, eine Schublade zu öffnen, aber ohne Erfolg. „Können Sie das hier auch aufbekommen?“, flüsterte sie.
MacLachlann ließ sich nicht unterbrechen. „Dort wird er nichts Wichtiges aufbewahren. Briefe und Belege vielleicht, aber keine juristischen Dokumente.“
„Wieso sind Sie da so sicher?“
„Weil es zu offensichtlich wäre. Der Earl mag ja einiges von seinen geistigen Fähigkeiten eingebüßt haben, aber er war immer ein verschlagener, misstrauischer Bursche. Jedenfalls behauptete mein Vater das, wenn er ausnahmsweise mal nicht über meine Fehler und mein Versagen sprach.“
Jetzt schien ihr nicht der rechte Zeitpunkt zu sein, ihm zu erzählen, was sie vorhin gehört hatte. Und was sollte sie auch genau sagen? Es tut mir leid, dass Ihr Vater ein Grobian war? Ich freue mich, dass Sie Ihre Mutter liebten?
„Wahrscheinlicher ist, dass es irgendwo ein Versteck gibt, vielleicht ein verborgener Schrank oder eine geheime Tür. Sehen Sie sich nach etwas um, das Ihnen seltsam erscheint oder das irgendwie nicht dazugehört, oder nach etwas Ungewöhnlichem in der Holzvertäfelung.“
„Ich glaube nicht, dass ich gut genug sehen kann“, gab sie zu bedenken.
Er hob die rechte Hand und wackelte mit den Fingern. „Benutzen Sie Ihre Fingerspitzen.“
Esme tat ihr Bestes, sich nicht vorzustellen, wie er mit diesen langen, kräftigen Fingerspitzen über ihr Gesicht oder ihren nackten Leib strich, und machte sich hastig daran, die Zierleiste am Rand des Schreibtisches abzutasten. „Warum können Sie besser sehen als ich?“
„Vielleicht, weil ich meine freie Zeit nicht damit verbringe, bei schlechtem Licht über dicken Gesetzeswälzern zu brüten.“
Da mochte er sogar recht haben. Esme nahm sich vor, in Zukunft nur bei hellerem Licht zu arbeiten.
Leider ergab die Untersuchung des Schreibtisches nichts, das ungewöhnlich genannt werden konnte, und es gelang ihr auch nicht, die Schubladen aufzubekommen. Um unter dem Schreibtischaufsatz nachzusehen, setzte sie sich auf den Stuhl und hörte plötzlich das vertraute Geräusch knisternden Papiers.
Etwas befand sich unter ihrem Stuhl.
Sie stand auf und tastete die Unterseite ab. Zuerst entdeckte sie einen losen Faden, danach ein so großes Loch im Saum, dass sie ihre Hand hineinstecken konnte.
„MacLachlann kommen Sie her!“, flüsterte sie aufgeregt. „Ich habe etwas gefunden.“
Er eilte zu ihr, und sie holte mehrere Dokumente aus dem Inneren des Sitzpolsters und legte sie auf den Schreibtisch. Einige davon waren nur zusammengefaltet, andere mit einem Siegel und Band und einer Beschriftung versehen. Die Schrift war im schwachen Licht kaum zu entziffern. Bei einem Dokument handelte es sich um das Testament des jetzigen Earl of Duncombe, und das andere war das Testament seines Vaters. Dann war da noch der Ehevertrag zwischen dem Earl und seiner verstorbenen Frau. Esme öffnete die anderen Papiere und entdeckte mehrere Schuldscheine über sehr hohe Summen, die der Earl verliehen hatte.
„Lieber Himmel, ich wusste, dass der Mann reich ist, aber ich habe mir nicht vorstellen könne, wie sehr“, sagte MacLachlann.
„Alles scheint völlig in Ordnung zu sein“, meinte Esme. Tatsächlich konnte sie auf den ersten Blick schon sagen, dass diese Papiere nicht nur völlig rechtsgültig waren, sondern genauso gut formuliert wie alles, das sie oder Jamie hätten aufsetzen können.
„Alles sieht einwandfrei aus“, stimmte MacLachlann zu.
„Nichts davon zeigt an, der Earl hätte sich Geld geliehen“, bemerkte Esme. In jedem Fall war es Lord Duncombe, der Geld verliehen hatte. „Könnten seine finanziellen Probleme daher rühren, dass die Leute ihren Zahlungen nicht nachkommen?“
„Möglicherweise“,
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