Historical Saison Band 09
antwortete Quinn, „angenommen, die Darlehen gingen auch an Menschen, die es in Wirklichkeit gibt.“
Esme brauchte ihn nicht zu fragen, was er meinte. Den Earl dazu zu bringen, Geld an nicht existierende Menschen zu verleihen, wäre eine sehr kluge Methode, ihn auszurauben, und es wäre eine Methode, die gezwungenermaßen seinen Anwalt in die Angelegenheiten verwickeln würde.
„Wir müssen herausfinden, ob es diese Menschen wirklich gibt“, fuhr er fort. „Wenn nicht …“
„… wird Catriona eine formelle Klage gegen Mr McHeath erheben müssen“, ergänzte sie für ihn. Obwohl sie die Vorstellung hasste, ein Anwalt könnte das in ihn gesetzte Vertrauen verletzen, musste er bestraft werden, falls er es getan hatte. „Wenn es sie doch gibt, werden wir versuchen müssen, auch deren finanzielle Lage herauszubekommen.“
„Wir brauchen Tinte und Feder, um die Namen zu notieren“, sagte MacLachlann und sah sich auf dem Schreibtisch um.
„Das ist nicht nötig.“ Esme faltete die Papiere schon wieder zusammen. „Ich erinnere mich.“
Er zögerte nur einen Moment, dann nickte er. „Jamie sagt, Sie hätten ein bemerkenswert gutes Gedächtnis.“
„Weil ich es geschult habe.“ Sie versuchte, nicht allzu zufrieden zu wirken. Immerhin war sein Kompliment ja nur eine Wiederholung der Worte ihres Bruders.
Jetzt griff er nach dem Testament des Earls, offensichtlich in der Absicht, es zu öffnen. Entsetzt packte Esme seinen Arm, um ihn aufzuhalten.
„Halt! Das können wir nicht tun. Es ist versiegelt“, protestierte sie empört.
MacLachlann hob nur eine Augenbraue, nahm ein Federmesser vom Schreibtisch und schob es unter das rote Siegelwachs mit dem Wappen des Earls.
Obwohl es gegen alles ging, was Esme für richtig hielt, gewann ihre Neugier die Oberhand. „Halten Sie es vor das Fenster, damit ich es besser sehen kann.“
Er gab ihr das Testament und blieb neben ihr stehen, während Esme es so schnell sie konnte überflog, um nichts Wichtiges zu übersehen. Das Testament war genauso ausführlich, exakt und klar wie jedes Testament, das Jamie und sie hätten schreiben können.
„Wir können nicht sehr viel länger fortbleiben“, sagte MacLachlann, als sie sich dem Ende näherte.
„Das ist ein ausgezeichnetes Testament. Ich glaube nicht, dass ich je ein besseres gesehen habe, und obwohl es Gordon McHeath als Nachlassverwalter angibt, soll er nichts von der Erbmasse erhalten. Er nennt eine recht geringe Summe für seine Arbeit, und zwar weniger, als Jamie in ähnlichen Umständen verlangen würde.“
„Sie glauben also, McHeath ist unschuldig?“
Esme hätte gern bejaht, wollte aber ehrlich sein. „Ich denke, wenn er etwas Illegales getan hat, dann hat es jedenfalls nichts mit dem Testament zu tun, das übrigens wieder irgendwie versiegelt werden muss.“
„Oh, Ihr Kleingläubigen“, sagte MacLachlann und nahm das Testament an sich. Er setzte sich auf den Stuhl, faltete das Testament zusammen und legte es auf den Tisch. Dann hauchte er das Siegel mehrere Male an.
„Es wird vielleicht nicht gut versiegelt sein, aber gut genug“, sagte er schließlich und drückte das Wachs fest auf das Papier.
„Werden Sie es so nicht beschädigen?“
„Wenn es einen kleinen Riss bekommen sollte, könnte es genauso gut deswegen passiert sein, weil der Earl darauf gesessen hat.“
Das stimmte natürlich.
„Erinnern Sie sich, in welcher Reihenfolge die Papiere gelegen haben?“, fragte er, während er sich erhob.
„Ja.“ Esme brachte alles so im Versteck unter, wie sie es vorgefunden hatte. „Genial eigentlich. Es war reiner Zufall, dass ich mich darauf gesetzt und das Geräusch des Papiers gehört habe.“
MacLachlann zog den Vorhang zu, und plötzlich fanden sie sich erneut in völliger Dunkelheit wieder. Esme legte die Hand auf den Schreibtisch, um sich zu orientieren, und hielt dann auf die Tür zu. Als sie unsicher zögerte, spürte sie MacLachlanns Hand an ihrem Ellbogen. „Lieber Himmel, Esme, Sie lesen wirklich zu viel. Sie werden sich noch völlig die Augen verderben, wenn Sie nicht besser achtgeben.“
In der Dunkelheit und so dicht neben ihr, war ihr seine Nähe nur allzu bewusst. Esme hörte sein Atmen und sog tief den Duft seines Rasierwassers ein. Es wäre leicht zu glauben, dass es nichts gab, das ihn davon abhalten könnte, sie in die Arme zu nehmen und zu …
„Sie würden Jamie keine große Hilfe sein, wenn Sie blind wären“, fuhr er nüchtern fort und riss sie damit so
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