Historical Saison Band 15
locker herab, und so wurde dennoch zu viel von ihrem Busen entblößt.
Gewiss keine respektable Aufmachung, dachte sie, aber immerhin besser, als würde ich ihm nackt gegenüberstehen. Verlegen zerrte sie den Ausschnitt etwas höher und drehte sich um. Dominic hatte seine Pantalons inzwischen zugeknöpft und beobachtete Arabella mit derselben unverhohlener Bestürzung, die auch sie empfand.
„Nun frage ich dich noch einmal.“ In seiner Stimme schwang helle Wut mit. „Was machst du hier?“
„Was jede Frau in seinem solchen Haus tut.“ Herausfordernd starrte sie ihn an, fest entschlossen, ihre Scham hinter einer stolzen Fassade zu verstecken.
„Also bist du eine Hure, die sich verkauft!“, stieß er hervor.
„Ich versuche nur zu überleben“, erwiderte Arabella so würdevoll wie möglich. Tapfer hielt sie seinem verächtlichen Blick stand.
„Und wo zum Teufel steckt Henry Marlbrook, während du in einem Bordell ‚überlebst‘? Was für ein Ehemann ist das, der dich einer solchen Schande ausliefert?“ Als er Henrys Namen aussprach, nahm seine Stimme einen noch härteren Klang an.
„Wage es bloß nicht, ihn zu erwähnen!“, fauchte sie.
„Warum nicht?“, konterte er. „Hast du Angst, ich würde ihn aufstöbern und niederstechen?“
„Verdammt, Dominic, er ist tot!“
„Dann hat er mir die Mühe erspart“, entgegnete er frostig.
Zutiefst erschrocken über seine Grausamkeit, schnappte sie nach Luft. Und dann, ehe sie sich eines Besseren besinnen konnte, schlug sie ihn mit aller Kraft ins Gesicht. Das klatschende Geräusch hallte von den Wänden wider. Danach war es vollkommen still im Raum. Sogar im schwachen flackernden Kerzenlicht sah Arabella die roten Spuren, die ihre Finger auf Dominics Wange hinterlassen hatten.
Schon vorher hatten sich seine braunen Augen verdüstert. Jetzt waren sie schwarz wie die Nacht.
Aber Arabella gab nicht klein bei. „Das hast du verdient.“ Für alles, was er ihr angetan hatte. „Henry war ein guter Mann, ein viel besserer als du, Dominic Furneaux!“
In der Tat war sie überaus dankbar für Henrys Güte und Freundlichkeit.
Nun sah sie etwas in Dominics Augen aufflammen.
„So wie er es schon damals war“, sagte er tonlos. „Das habe ich nicht vergessen, Arabella. An keinem einzigen Tag.“
Seine Worte riefen die Erinnerung an vergangene Emotionen wach … Auch sie hatte nichts vergessen: Die Freude und das Glück, als sie ihr Herz an Dominic verloren und sich ihm hingegeben hatte, die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Alles Lügen und Illusionen. Ihm hatten die Liebesstunden nichts bedeutet, sie war ihm gleichgültig gewesen. Nur eine weitere Kerbe an seinem Bettpfosten … Mit knapp neunzehn Jahren hatte sie das primitive Wesen der Männer und deren Gelüste noch nicht verstanden, jetzt, mit vierundzwanzig, wusste sie es besser.
„Du hast keine Zeit verschwendet, um ihn zu heiraten“, fügte er hinzu, „weniger als vier Monate, nach allem, was ich erfuhr.“
Sie hörte die Anklage aus seiner Stimme heraus, die Eifersucht, und das fachte das Feuer ihres Zorns erneut an. „Was hast du dir denn vorgestellt?“, zischte sie.
„Dass du auf mich gewartet hättest, Arabella!“
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Ich sollte warten ? Für was für eine Frau hältst du mich denn?“ Dachte er allen Ernstes, sie hätte ihn mit offenen Armen willkommen heißen müssen? Nachdem er sie so schmählich im Stich gelassen hatte? „Ich konnte nicht warten, Dominic, denn ich war …“ Ihr Blick suchte seinen.
„ Was warst du?“
Zögernd schwieg sie. An ihrem Hals pochte ein warnender Puls.
„Eine Närrin“, antwortete sie schließlich. Eine Närrin, die seinen Lügen geglaubt, die ihm vertraut hatte. „Was du hier wolltest, hast du bekommen, Dominic. Jetzt geh und lass mich in Ruhe.“
„Damit du in Mrs Silvers Salon hinunterlaufen und dem nächsten Gentleman ein Glas Champagner anbieten kannst? Zweifellos warten sehr viele Interessenten darauf, mit dir das Schlafgemach aufzusuchen.“ Seine Stimme triefte geradezu vor Verachtung. „Nein, das wirst du nicht tun.“
Wie kann er es wagen? Warum verurteilt er mich, nach allem, was er mir zugemutet hat? In diesem Moment hasste sie ihn mit einer Leidenschaft, die den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung bedrohte. Sie wollte ihn anschreien, noch einmal ohrfeigen, sich rächen für alles, was er ihr gerade antat. Aber sie zwang sich zur Ruhe.
Er fixierte sie mit seinem Blick. Zwischen
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