Historical Saison Band 17
Spitznamen zu verzichten.
Er verbeugte sich mit so übertriebener Eleganz, dass Jessica ein Kichern unterdrücken musste. Ausgerechnet jetzt, da es noch dieses ganz bestimmte Hühnchen mit ihm zu rupfen gab, kam ein Waffenstillstand zwischen ihnen überhaupt nicht in Frage.
„Ich entschuldige mich für meine Entgleisung, Miss Pendle, aber Ihr majestätischer Blick schafft es immer wieder, meine ohnehin schon armseligen Manieren noch zu verschlechtern“, entgegnete er etwas zu kleinlaut, um glaubwürdig zu sein.
„Wenn ich mir erlauben würde, eine solche Entschuldigung für meine Torheit vorzubringen, würde man mich sofort aus der guten Gesellschaft verbannen“, erklärte sie ihm streng.
„Dann muss ich mich in Zukunft noch schlechter benehmen, da ich mir nichts Angenehmeres vorstellen kann, als von den kleinlichen Pedanten des ton gemieden zu werden – am besten für den Rest meines Lebens.“
Jessicas Vater lachte laut auf, und mehrere Passanten drehten sich voller Neugier zu ihnen um. „Der Gedanke gefällt mir, mein Junge“, vertraute Lord Pendle ihm amüsiert an. „Vielleicht sollte ich es auch mal ausprobieren.“
„Nein, das wirst du nicht, wenn du es dir mit deiner Gattin nicht verderben willst“, erwiderte Lady Pendle leise, wohl in der Hoffnung, nur ihr Mann könnte sie hören.
Doch Jacks ausdrucksloser Miene nach zu schließen, hatte auch er die drohende Bemerkung gehört, und Jessica wünschte den Mann insgeheim ans andere Ende des Parks.
„Würden Sie gern eine Fahrt mit mir unternehmen, Pr… Miss Pendle?“, fragte er mit einer für ihn so ungewohnten Unschuldsmiene, dass Jessica ihn misstrauisch betrachtete. „Nun, Sie können nicht behaupten, ich würde mir keine Mühe geben“, fügte er mit einem Schulterzucken hinzu und einem Lächeln, auf das Jessica sofort hereinfiel. Sie stand schon auf, bevor ihr einfiel, dass er dieses Lächeln für jeden aufsetzte, von dem er sich einen Nutzen versprach.
„Und womit, wenn ich fragen darf?“ Sie ließ sich wieder auf die bequemen Kissen des Familienlandauers sinken.
„In meinem unsichtbaren Zweispänner?“, erwiderte er mit hochgezogenen Augenbrauen und einem jungenhaften Grinsen, das Jessica dieses Mal wirklich unwiderstehlich fand.
„Gute Idee“, sagte sie amüsiert.
„Wirklich, Prinzessin?“, fragte er, und es klang beinahe wehmütig.
„Ich dachte, wir wären uns einig wegen des Spitznamens“, zwang sie sich, ihn zu schelten.
„Tut mir leid, Miss Pendle, das ist mir nur so herausgerutscht. Ganz offensichtlich brauche ich mehr Übung, um es mir abzugewöhnen. Auf einer Kutschfahrt mit Ihnen könnte ich damit beginnen. Kommen Sie also mit mir? Ich kann auch mit einem fahrbaren Untersatz dienen, wie Sie dort drüben sehen können. Noch leide ich nicht an Wahnvorstellungen.“ Er wies auf eine prächtige Kutsche, die unter einer Gruppe von Bäumen nicht weit entfernt geparkt war.
Das Gefährt erregte bei den meisten Männern, die daran vorbeikamen, kaum verhohlenen Neid. Jessica fragte sich flüchtig, wer Jacks Aufmerksamkeit so erfolgreich auf sich gezogen hatte, dass er sich überhaupt erst von diesem wunderbaren Zweispänner herunterbemüht hatte. Doch hastig zwang sie sich, nicht an die schöne dunkeläugige Sirene zu denken, die Gerüchten zufolge Jacks heimliche Geliebte und gleichzeitig eine vornehme Dame des ton war. Seine amourösen Abenteuer gingen sie selbstverständlich nichts an … Aber sein lächerlicher Plan, Richard herzulocken, kam Jessica so falsch vor, dass sie wünschte, sie würde Jack wichtig genug sein, um ihn überreden zu können, davon abzulassen.
Jack schnipste energisch mit den Fingern, und der Zweispänner erschien trotz des Menschengewühls erstaunlich schnell neben ihm. Gleich darauf ließ sie sich schon von Jacks Stallmeister auf den Kutschbock helfen. Erst als sie oben saß, fiel ihr auf, dass sie dem Ausflug gar nicht zugestimmt hatte.
„Vielen Dank, Brandt“, sagte sie schließlich, nachdem sie sich so weit an Jacks aufregende Nähe gewöhnt hatte, dass ihr der Name seines Stallmeisters wieder einfiel.
„Es ist mir immer eine Freude, einer ehrenwerten Dame zu Diensten zu sein, Miss Pendle.“ Brandt war ein ernster Mann mittleren Alters, der wohl schon lange genug bei seinem Herrn diente, um kein Blatt mehr vor den Mund nehmen zu müssen. Offenbar hielt er nicht viel von den Damen, die den Duke normalerweise begleiteten. Jess verkniff sich ein Kichern. Man sah nicht oft, wie ein
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