Historical Saison Band 18
stolzierte Henry in den Raum. Isabelle riss erschrocken die Augen auf, als sie bemerkte, dass er hinter seiner kühlen Fassade eine unbändige Wut verbarg.
„Kein Wunder, warum sollten Sie auch Einblick in die Eheverhandlungen zwischen mir und Miss Hennesseys Vater erhalten?“ Henrys tiefe Stimme klang spöttisch, aber sein Blick war hart und voller Verachtung. „Sie vergessen Ihre Stellung, Sir Edward.“
„Und Sie die Ihre“, gab Edward bissig zurück. „Das ist mein Haus.“
„Womöglich können Sie sich in dieser kleinen Kolonie wie ein König aufspielen, aber ich darf Sie daran erinnern, dass Sie keiner sind.“ Ganz nahe trat Henry an ihn heran. „Ich rate Ihnen, vergessen Sie nicht, wer ich bin, sonst werde ich es womöglich für nötig halten, den Gouverneur über diesen Zwischenfall zu informieren.“ Herablassend blickte er den inzwischen völlig eingeschüchterten Mann an. „Und jetzt gehen Sie!“, sagte er barsch, „… damit ich mich um das Wohlergehen meiner Verlobten kümmern kann.“
Edward warf beiden einen hasserfüllten Blick zu, bevor er widerwillig den Raum verließ. Henry folgte ihm bis zur Tür, schlug sie krachend hinter ihm zu und seufzte schwer.
„Mylord …“
„Nennen Sie mich beim Vornamen“, unterbrach Henry sie sanft, während er sich zu ihr umwandte. „Ich bin nun mehr als ein bloßer Titel für Sie.“
„Henry“, setzte Isabelle erneut an. Sein Name kam ihr leicht über die Lippen, und sie senkte erleichtert den Kopf. „Danke.“ Ihr stockte der Atem, als sie daran dachte, was hätte passieren können. „Danke“, wiederholte sie noch einmal mit Nachdruck.
Erneut stieß Henry einen Seufzer aus und lehnte sich, die Hände in den Hosentaschen, mit dem Rücken an die Tür. Als er den Kopf schüttelte, war die warme Zuneigung in seinen Augen nicht zu übersehen.
„Sie sind ein törichtes Mädchen, Isabelle.“
Sie straffte die Schultern, ging zu dem Mahagonischreibtisch und strich mit der Hand leicht über die glatte Oberfläche.
„Töricht?“, fragte sie mit hochgezogenen Brauen. „Und obendrein noch verlobt?“
„Da habe ich wohl ein wenig übertrieben“, sagte Henry lachend. „Und? Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten?“
„Nein“, antwortete Isabelle verdrossen. „Es war nicht hier. Er hat es zum …“ Abrupt hielt sie inne und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Er lächelte triumphierend, worauf sie die Lippen zu einem wütenden Schmollmund verzog, was sie nur noch bezaubernder wirken ließ. Er stieß sich von der Tür ab, ging zu ihr und legte die Hände auf den Schreibtisch – rechts und links neben ihre Hüften.
„Ich denke, mir steht eine Belohnung zu, Isabelle.“ Er nahm sich Zeit, ihren Namen auszusprechen, und genoss jede Silbe.
„Ich denke nicht“, höhnte sie. „Wenn ich Sie an unsere Vereinbarung erinnern darf: Sie haben mich nicht auf frischer Tat ertappt.“
„Das ist wohl wahr“, gab Henry zu. Er wickelte sich eine ihrer Locken um den Zeigefinger. „Darf ich in diesem Fall um ein kleines Pfand bitten – weil ich Sie immerhin fast ertappt hätte?“
Er zog die Locke an seine Lippen und ließ sie dann durch seine Finger gleiten.
„Welche Art von Pfand?“, fragte Isabelle, das Kinn gereckt.
Henry beugte sich vor, legte den Mund an ihre Kehle und atmete aus. Sein warmer Atem streifte ihren Hals, sandte kleine Wonneschauer über ihre Haut.
„Nur ein Vorgeschmack“, raunte er, lehnte sich zurück und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht.
Scheu hob Isabelle den Blick. Sie waren sich so nah, dass sie die blauen Tupfer in seinen schiefergrauen Augen erkennen konnte. Nervös blinzelnd musterte sie seine fein geschnittenen, maskulinen Züge: das markante Kinn, die ausgeprägten Wangenknochen … und dann wieder diese Augen, die ihr den Atem raubten. Im Zimmer war es kühl, doch seine Berührung ließ ein verwirrendes, unbekanntes Feuer in ihrem Inneren auflodern. Seine Nähe ängstigte sie nicht – und nun, da kaum noch Raum zwischen ihnen war und sie seinen herben, männlichen Duft roch, schien die Luft plötzlich von flirrenden Feuerfunken erfüllt zu sein.
„Wie Sie wünschen“, sagte sie leise, „ein kleiner Beweis meiner Gunst.“
Der Anblick ihres zu ihm aufgerichteten Gesichts, offen und verletzlich in seiner Unschuld, war sein Untergang. Heiße Lust strömte durch seine Adern, er konnte sich nicht länger zurückhalten. Mit den Daumen fuhr er über ihre zarten Wangen, dann vergrub er die Finger
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