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Historical Saison Band 18

Historical Saison Band 18

Titel: Historical Saison Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley , Barbara Monajem , Lyn Stone , Linda Skye
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zurückgelegt hatte, wandte sich der Viscount dem Mädchen im Pagenanzug zu, das noch immer den Türgriff in der Hand hielt. Selbstverständlich war er es nicht gewohnt, in solcher Weise angesprochen zu werden, schon gar nicht von einem seiner Diener. Und obgleich es ihm schwerfiel, sie wie eine Untergebene zu behandeln, fühlte er sich dennoch gezwungen, den gegebenen Status quo zu verdeutlichen.
    „Ich glaube, ich habe dich schon einmal gewarnt: Ich habe keinerlei Hemmungen, unverschämte Kinder mit der Birkenrute zu züchtigen“, sagte er sehr leise. „Ich werde dich kein drittes Mal daran erinnern, Georgie. Und nun schlage ich vor, du schließt die Tür, kommst her und erzählst mir, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist.“
    Wenigstens teilweise kam sie der Aufforderung nach. Zögernd schloss sie die Tür und näherte sich dem Schreibtisch, verharrte jedoch in verbissenem Schweigen. Ein weniger nachsichtiger Mann hätte in diesem Moment vermutlich die Geduld verloren, aber aus Rücksicht auf ihr Geschlecht war der Viscount entschlossen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    „Ich warte noch immer auf eine Erklärung“, erinnerte er sie.
    Ihre rebellische Miene verstärkte sich sogar noch, als sie schließlich widerwillig antwortete: „Ich bin nur aus einem einzigen Grund hier: Ich will lediglich klarstellen, dass es nicht Brindles Schuld ist, dass ich Sie beim Frühstück nicht bedient habe. Er hat Ihre Anweisung an mich weitergegeben, aber … ich war schlechter Stimmung und ging nach draußen.“
    Der Viscount seufzte tief, als keine weitere Erklärung folgte. „Wir machen Fortschritte, wenn auch sehr langsam. Darf ich erfahren, weshalb du so schlecht gelaunt bist? Als ich dich gestern Abend verließ, machtest du einen recht munteren Eindruck.“
    Sie senkte den Blick und starrte hartnäckig auf seine Schreibfeder, sodass er schon fürchtete, nur mithilfe von Zwang Genaueres aus ihr herauszubringen. „Ist etwas auf dem Heimweg geschehen, das dich verärgert hat?“, erkundigte er sich. Dann fiel ihm ein, dass sie bereits ziemlich niedergeschlagen gewirkt hatte, nachdem sie den extravaganten Baronet kennengelernt hatte. „Der Grund für deine Verstimmung ist doch nicht etwa Sir Willoughbys albernes Ansinnen, dich zu kaufen, oder?“
    Es dauerte eine Weile, bis sie ihm endlich direkt in die Augen sah. „Auf alle Fälle war das nicht nett, Mylord, oder sind Sie anderer Ansicht?“
    „Nein, ganz und gar nicht“, stimmte er ihr zu. „Außerdem war es ausgesprochen absurd. Ich besitze dich nicht, Georgie, du bist nicht mein Sklave. Es steht dir frei, meine Dienste zu verlassen, wann immer du es wünschst.“
    Ein weiteres Schweigen folgte, dann erwiderte sie: „Gut, dann müssen wir das Thema nicht weiter verfolgen.“
    Obgleich ihre Blicke sich bei diesen Worten nur flüchtig trafen, glaubte er in den Tiefen ihrer veilchenblauen Augen zu erkennen, dass sie Sir Willoughbys Bemerkung nur als Vorwand benutzt hatte, um den wahren Grund ihrer Missmutigkeit zu verbergen. Er beschloss jedoch, der Angelegenheit nicht weiter auf den Grund zu gehen und wechselte das Thema. „Kannst du eigentlich reiten, Master Green?“
    Sie reagierte überrascht. „Aber natürlich kann ich reiten!“
    „In diesem Fall kannst du den Stallmeister benachrichtigen, dass der Fuchs und der Braune in fünfzehn Minuten gesattelt für uns bereitstehen sollen. Wir wollen den sonnigen Herbsttag ausnutzen. Wer weiß, wie lange es noch so schön bleibt.“
    „Könnten es auch in zwanzig Minuten sein, Mylord?“, fragte sie, schon auf dem Weg zur Tür. „Ich muss Brindle noch aufsuchen und mich für mein Verhalten entschuldigen.“
    „Nimm keine Rücksichten auf mich, mein Kind“, antwortete er leicht ironisch. „Ich warte selbstverständlich, bis es dir genehm ist.“
    Nur mit äußerster Selbstbeherrschung gelang es dem Viscount, nicht in lautes Gelächter auszubrechen, als sie eine halbe Stunde später gemeinsam die Stallungen betraten. Sein Page warf einen Blick auf den braunen Wallach, den einer der Knechte festhielt, und erbleichte. „Oh je, daran habe ich nicht gedacht!“
    Sofort verstand Lord Fincham, dass sich die Bestürzung des Mädchens weniger auf das Pferd, sondern vielmehr auf den Sattel bezog. Leider konnte er den Knecht schwerlich bitten, einen Damensattel aufzulegen, wenn er Gerede und unnötige Gerüchte vermeiden wollte. Da sie ein aufgewecktes Mädchen war, wurde ihr das selbst rasch klar, und sie

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